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Tigers – Vechta

Natürlich gibt es gute Erklärungen dafür, warum die Tigers sich gegen Rasta Vechta so präsentierten, wie sie sich präsentierten: Die Auswärtspartie in Niedersachsen war das dritte Spiel in nur sechs Tagen und vor allem unter dem Korb war die ohnehin schon straffe Personaldecke durch den kurzfristigen Ausfall von Krišs Helmanis (gute und schnelle Besserung an der Stelle!) zum Zerreißen gespannt. Auch wenn die 103:72-Niederlage in Vechta vor diesem Hintergrund verständlich ist, ist das was auf dem Parkett stellenweise geboten wurde trotzdem nicht zu entschuldigen. Über weite Stellen wurde den Tübinger Fans feinstes Masochismus-Material geboten und der positive Eindruck vom überraschenden Auswärtssieg in Bonn (sorry für den fehlenden Bericht hier, ich war leider urlaubsmäßig verhindert) gründlich relativiert. Genau in solchen Spielen ist es der klare Auftrag dieses Blogs, nicht wegzuschauen, sondern – auch wenn es wehtut – Saison-Lowlights wie den gestrigen Auftritt im Rasta Dome angemessen zu dokumentieren. Hier also nochmal zum Genießen ein Abriss des Aufsteiger-Duells am dritten Spieltag.

Chronik einer Demontage

1. Viertel

  • 9:48: Die Tigers starten tatsächlich sehenswert in die Partie. Nachdem Kao den Tip-Off gewinnt (Überraschung!) steigen die Tigers mit einem schönen System ins Spiel ein, das nach einer Screen-the-Screener-Action zu einem hübschen Alley-Oop-Dunk von Kao nach Pass von Jhivvan Jackson führt. Die Tigers führen in Vechta mit 0:2.
  • 08:11: Erster Tip-In des 18-jährigen Johann Grünloh gegen Kao, der zwar zwischen seinem Gegenspieler und dem Korb steht, Grünloh aber keinen nennenswerten Widerstand leistet. 4:5.
  • 06:06: Nachdem die Tigers einen Rebound (mal wieder) nicht festhalten können, landet der Ball im Aus, Einwurf Tigers. Erol Ersek wirft den Ball deutlich zu hoch ein, Jhivvan Jackson ist zu klein um ihn zu kontrollieren. Resultat ist ein unnötiger Turnover und Einwurf Vechta. Da Joel Aminu offensiv für Vechta schon richtig am Aufdrehen ist, steht es inzwischen 9:6.
  • 05:05: Gelungene Aktion der Tigers! Jimmy Boeheim, der mir heute eh gut gefällt und zumindest sichtlich motiviert ist, wird von Jhivvan Jackson für den 1-gegen-0-Fastbreak bedient und schließt – bescheiden, wie er ist – nur per Fingerroll, anstatt per protzigem Dunk ab. Zwischenstand: 14:8.
  • 04:15: Erste Auszeit Jansson, seine Tigers liegen inzwischen mit 19:8 zurück. Mein Takeaway der fundierten Ansprache: „We’re losing every freaking rebound!” Wo er Recht hat, hat er Recht. Joel Aminu hat mit 11 Punkten inzwischen mehr gescort als das gesamte Tübinger Team.
  • 01:21: Vechtas Wes Iwundu drückt Aatu Kivimäki einen Dreier ins Gesicht und knackt so die 30-Punkte-Marke für sein Team, Zwischenstand: 30:17. Positiv: offensiv sieht es bei den Tigers momentan gar nicht so schlecht aus. Negativ: Vechta scort wirklich nach Belieben.
  • 00:20: Christoph Philipps, der bei den Tigers inzwischen längst fest auf den Big Men-Positionen eingeplant ist, erzielt per Dreier die letzten Punkte des Viertels. Der Zwischenstand zur Viertelpause von 32:20 ist absolut verkraftbar, wenn man die Reboundbilanz von 13:3 bedenkt.

2. Viertel

  • 09:00: Johann Grünloh macht das, was er am liebsten macht: die Tigers für schwache Boxouts bestrafen – diesmal aus der Transition, anstatt aus dem Setplay – das Ergebnis ist aber das bekannte: erfolgreicher Tip-In des Vechtaer Top-Talents. 36:20.
  • 08:26: Das selbe Play nochmal? Das selbe Play nochmal! Kao schaut beim Defense-Rebound zu, Grünloh geht dem Ball nach und tippt ihn rein. 38:20.
  • 05:43: Nachdem Jhivvan Jackson endlich einmal eine Loose-Ball-Situation für die Tigers entscheidet, findet er Jimmy ‚Buckets‘ Boeheim in der Ecke, dieser verwandelt den Dreier zum 38:27. Mit ihrem Microball-Drei-Guard-Lineup bestehend aus Till-Joscha Jönke, Gianni Otto, Jhivvan Jackson, Chrissi Philipps und Jimmy Boeheim sehen die Tigers momentan in Sachen Einsatz und Mindest endlich etwas besser aus und zwingen Vechta sogar zur Auszeit.
  • 05:17: Gianni Otto bedient den um den Block kommenden Jhivvan Jackson zum Dreier, dieser verwandelt und mit 40:30 sieht es für die Gäste auf einmal gar nicht mehr so übel aus. Übel hingegen die Angewohnheit des DYN-Kommentators, die Nummer 26 der Tigers durchgängig als ‚Till-Joschka Jönke‘ zu bezeichnen.
  • 02:00: Durch einen hübschen Korbleger aus dem (von den Tigers schlecht verteidigten) Pick-and-Roll knackt Vechtas Nat Diallo zwei Minuten vor der Pause schon die 50-Punkte-Marke für seine Mannschaft. Während Rasta offensiv wieder rollt, geht offensiv für Tübingen nichts. Zwischenstand ist dementsprechend ein deutliches 51:33.
  • 01:13: Nächste Jansson-Auszeit. „This is fucking embarassing“ – vor allem die Pick-and-Roll-Defense missfällt dem Tigers-Coach, der beim Stand von 53:35 zurecht Besprechungsbedarf sieht.
  • 00:42: Die Tigers-Auszeit hat gefruchtet, Tübingen ist zumindest kurzfristig wacher, selbstbewusster und legt einen schnellen 5:0-Lauf hin, der beim Stand von 53:40 Rasta-Coach Ty Harrelson wiederum zur Auszeit bewegt.
  • 00:00: Mit 55:42 endet eine erste Halbzeit, die aus Tübinger Sicht zwar keinesfalls überragend war, aber unter anderem wegen des Aufbäumens zum Ende des zweiten Viertels noch lange nicht das Prädikat ‚katastrophal‘ verdient hat.

3. Viertel

  • 09:35: Johann Grünloh, um den ich Rasta immer mehr beneide, ist weiter jung, hungrig und leidenschaftlich und scort die ersten beiden Punkte der zweiten Halbzeit, indem er Kao erbarmungslos aufs Poster packt. 57:42.
  • 07:35: Jhivvan Jackson sucht (endlich wieder) seinen eigenen Abschluss und erzielt mit seinem And-One-Korbleger (endlich) den ersten Tübinger Feldkorb der zweiten Hälfte. Nach dem Bonusfreiwurf steht es 60:46.
  • 05:36: weiter ist Jhivvan Jackson der einzige Tigers-Spieler, der offensiv produziert. Nach Till-Joscha Jönkes Offensivrebound verkürzt der Tigers-Point Guard auf 65:50 und sorgt dafür, dass sein Team noch nicht komplett den Anschluss verliert.
  • 04:48: Defensiv sind die Adjektive, die einem zur Leistung der Tigers in den Sinn kommen ‚unentschlossen‘, ‚leidenschaftslos‘, oder ‚pomadig‘. Joel Aminu, der macht, was er will, scort aus der Mitteldistanz zum 70:50. Danny Jansson muss mit der Auszeit reagieren.
  • 02:47: Nochmal ein Highlight für die Fanseele: Kao wird aus dem Pick-and-Roll von Jhivvan Jackson angespielt und vollendet in feinster Grünloh-Manier per sehenswertem Dunk. 76:54.
  • 01:56: Gianni Otto, für den es mich sehr freut, dass er endlich mal relevante BBL-Minuten gehen darf, zieht ein Offensivfoul im Vechtaer Spielaufbau. Schwappt das Momentum vielleicht doch nochmal auf Tigers-Seite?
  • 00:48: Vechta wirkt inzwischen auch nicht mehr so souverän, wie noch zuvor. Ryan Schwieger wirft mit Ablauf der Shotclock einen Airball, im Gegenangriff trifft Gianni Otto den Dreier. Es steht 78:58 und es fühlt sich gar nicht mehr so schlimm an, hier als Tigers-Fan zuzuschauen.
  • 00:20: Die Schmerzen sind zurück, sowohl bei den Zuschauer:innen, als auch bei Aatu Kivimäki, der sich in der Defensive ohne Gegnereinwirkung den Fuß vertritt und mit einer offensichtlichen Sprunggelenksverletzung vom Feld humpelt – der Super-GAU für den ohnehin schon dezimierten Tigers-Kader. Dass Vechta im gleichen Angriff auch noch scort und die Führung zum Viertelende auf 80:58 stellt, ist absolut nebensächlich.

4. Viertel

  • 07:58: In einer inzwischen auf beiden Seiten unansehnlichen Partie sind die Tübinger die schwächere Mannschaft und leisten sich offensiv abwechselnd Fehlwürfe und vermeidbare Ballverluste. Nach zwei punktelosen Minuten und dem Zwischenstand von 83:58 steht die nächste Jansson-Auszeit an.
  • 07:11: Nach drei Minuten Flaute erzielt Chrissi Philipps nach einem zugegebenermaßen ansehnlichen Postmove per And-One die ersten Tigers-Punkte des Schlussabschnitts. Nach dem Bonusfreiwurf steht es 85:61, jegliche Hoffnungen auf ein eventuelles Tigers-Comeback sind inzwischen längst verstorben und feierlich beerdigt. Es geht darum, die Partie ohne weitere Verletzungen über die Bühne zu bekommen – und so sieht das Spiel leider auch aus.
  • 05:12: Jhivvan Jackson contestet den Dreier von Chip Flanigan zu ungestüm und begeht auf unnötigste Weise sein fünftes Foul, womit die Aufbauverantwortung auf Till-Joscha Jönke übergeht. Nach Flanigans Freiwürfen steht es 90:61 und die inzwischen offensiv komplett planlosen Tigers haben in der ersten Hälfte des Schlussviertels atemberaubende drei Punkte erzielt.
  • 03:47: Einen schönen Moment bieten die Tigers noch, als knapp vier Minuten vor Ende Joshi Schwaibold eingewechselt wird und seine ersten Bundesliga-Minuten sammeln darf. Herzlichen Glückwunsch dazu, hoffentlich folgen noch viele weitere!
  • 01:57: Ebenfalls ein versöhnliches Abschlussgeschenk an die Tigers-Fans ist die Gianni-Otto-Show, die sie nun in den Schlussminuten genießen dürfen. Offensiv ist Otto so ziemlich der einzige Aktivposten und schraubt mit seinem Dreier zum 96:72 sein persönliches Punktekonto auf 12. Dazu ist Otto nach Abpfiff mit sechs Rebounds als Point Guard der Top-Rebounder seiner Mannschaft und so ziemlich der einzige Lichtblick an einem düsteren Basketball-Abend.
  • 00:29: Per And-One-Dreier gegen den ungelenk herauseilenden Kao erzielt Vechtas Chip Flanigan die letzten Punkte der Partie. 103:72 lautet das verdiente Endergebnis im Rasta-Dome. Eine der Hauptbaustellen bei den Tigers war mal wieder das Rebounding, wo das statistische Duell mit 44:29 an die Hausherren ging, aber auch offensiv war das über weite Strecken eine wirklich unrunde Leistung.
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Tigers – Ulm

Was wäre das für eine triumphale Rückkehr in die Bundesliga gewesen? Heimsieg von David gegen Goliath, vom Aufsteiger gegen den deutschen Meister, Derbysieg vor ausverkaufter Paul Horn-Arena! Über drei Viertel konnte man als Tigers-Fan gestern träumen, dass die Rückkehr in die BBL in bester Sportschnulzen-Drehbuchmanier verlaufen würde, bis im letzten Viertel dann die Körner ausgingen und Ulm das Spiel doch noch souverän mit 84:99 nach Hause bringen konnte. Trotzdem bin ich einen Tag danach nicht enttäuscht, sondern eher vorsichtig zuversichtlich nach der starken Vorstellung der Tigers, die sich vor allem im Vergleich zum Saisonauftakt im Pokal gegen Braunschweig stark verbessert gezeigt haben und am Ende in vielerlei Hinsicht einfach zu klein waren, um die Sensation klarzumachen.

Rotation: zu kurz

Konnte man vor der Saison noch davon ausgehen, dass die Breite eine der großen Stärken des Tigers-Kaders sein würde, der durch die späte Verpflichtung von Chrissi Philipps vor allem auf den deutschen Positionen so besetzt schien, dass Danny Jansson fast eine Zwölfer-Rotation spielen konnte, sah der Saisonauftakt in dieser Hinsicht dann doch ganz anders aus. Durch die Verletzungen von Daniel Keppeler und Mateo Šerić, und die Tatsache, dass Erol Ersek weiterhin auf seinen deutschen Pass wartet und so den Import-Spot nutzen musste, den im Pokalspiel noch Zaccheus Darko-Kelly belegt hatte, traten die Tigers mit einem Zehnerkader gegen Ulm an, wobei Gianni Otto gar nicht zum Einsatz kam und Danny Jansson so effektiv eine Neuner-Rotation nutzte. Vor allem unter dem Korb machte sich das Fehlen zweier deutscher Leistungsträger mit Šerić und Keppeler bemerkbar.

Bis zum Schlussviertel konnten die Tigers bemerkenswert gut mithalten und Ulmer Läufe jeweils mit eigenen Runs beantworten. Mitte des dritten Viertels lagen die Gastgeber schon zweistellig zurück (56:68, 36. Minute), doch kamen angetrieben vor allem durch den wieder bockstarken Jhivvan Jackson gegen Ende des Spielabschnitts wieder auf einen Punkt heran (70:71). Im Schlussviertel mussten die Gastgeber ihrere intensiven Spielweise und dem dünnen Kader dann aber doch Tribut zollen: mit Kao und Krišs Helmanis waren die beiden einzigen wirklichen Bigs des Kaders schon mit vier Fouls belastet, während es den Tübinger Guards offensiv immer schwerer fiel, gegen den konstanten Ulmer Druck dagegenzuhalten. Am Ende des Spiels hatten mit Kao, Chrissi Philipps, Erol Ersek, Jhivvan Jackson und Krišs Helmanis die fünf Tigers-Spieler mit der längsten Einsatzzeit 22 ihrer verfügbaren 25 Fouls begangen, wobei Helmanis und Jackson das Ende des Spiels dann ausgefoult von der Bank aus beobachten mussten. So beendeten die zurecht platten Tigers das Spiel mit einer Siebener-Rotation und konnten außer in Person von Till-Joscha Jönke, der sich in den letzten Minuten noch einmal ein Herz nahm und seinem Ex-Club sechs Punkte einschenkte, überlegenen Ulmern nichts mehr entgegensetzen.

Unter dem Korb: zu schwach

Auch wenn die Reboundstatistik zum Ende des Spiel mit 30:40 aus Tübinger Sicht beinahe versöhnlich aussieht, war die Ulmer Dominanz unter den Brettern vor allem in der ersten Halbzeit des Spiels regelrecht erschreckend – das ganze ging zeitweise so weit, dass ich bei Ulmer Freiwürfen lieber gesehen habe, dass der zweite Versuch erfolgreich war, da ich zu große Angst vor dem Ulmer Offensivrebound hatte. Zur Halbzeitpause sah die Reboundbilanz von Tübinger Seite mit 9:21 dementsprechend düster aus. Vor allem der Tigers-Trefferquote aus der Distanz (40%, denen nur 18% auf Ulmer Seite gegenüberstanden) war zu verdanken, dass das Spiel zur Halbzeit mit 48:52 noch offen war.

Der Grund für die Tübinger Reboundunterlegenheit im ersten Spielabschnitt ist sicherlich zum einen in der Einstellung der Mannschaft zu suchen – wie mir in der Jugend schon immer eingebläut wurde, ist Rebounding zu einem großen Anteil eine Frage des richtigen Mindsets – die zur zweiten Halbzeit wohl justiert wurde, wo das Reboundduell sich dann ausgeglichen gestaltete. Trotzdem wäre es nach zwei Pflichtspielen, in denen die Tigers jeweil am Brett deutlich unterlegen waren, falsch, hier nicht auch auf die momentane Kaderzusammenstellung einzugehen. Spätestens mit der Verpflichtung Kaos war klar, dass die Tigers in dieser Saison unter dem Korb auf die Variante ‚Leichtbau‘ setzen werden und so gegen praktisch jeden Gegner in der BBL wenn nicht größenmäßig, dann zumindest kraftmäßig unterlegen sein würden – wobei die momentanen Verletzungen von Mateo Šerić und Daniel Keppeler diese Lage natürlich noch potenzieren. So bestand die Rotation der Tigers unter dem Korb gegen Ulm nur aus drei (wohlwollend so bezeichneten) nominellen Big Men: Kao (offiziell 2,08 m, 86 kg), Krišs Helmanis (2,09 m, 100 kg) und Jimmy Boeheim, der als Vierer ganze 2,03m und 98 kg mitbringt.

Schon gegen Braunschweig mit Jilson Bango war offensichtlich, dass diese Aufstellung vor allem defensiv anfällig ist und gegen die Ulmer Big Boys um die sympathischen Brecher Trevion Williams und Nicolas Bretzel, aber auch gegen athletische Flügel wie L.J. Figueroa und Karim Jallow wurde nochmal deutlich, dass der aktuelle Tigers-Kader große Probleme hat, Physis zu kontern. Williams, Figueroa und Jallow durften zu dritt ganze 28 (!) mal an die Freiwurflinie treten, was ein Freiwurf mehr ist, als das gesamte Tigers-Team nehmen durfte. Ohne Fouls konnten die Tübinger den (ehemaligen?)1 Erzrivalen unter dem Korb einfach nicht stoppen.

Zumindest in der momentanen Kaderzusammenstellung wird der Umgang mit gegnerischer Physis eine der großen Fragen sein, die der Tigers-Coaching-Staff vor den nächsten Spielen gegen Bonn und Vechta in seinen Herzen bewegen muss – selbst wenn die beiden genannten Teams bisher nicht unbedingt durch ihre Durchschlagkraft unter dem Korb glänzen. Und auch nach der Rückkehr von Šerić und Keppeler sehe ich trotz der unbestreitbaren Qualitäten der beiden keine unmittelbare Besserung in Sachen Körperlichkeit. Selbst Bakary Dibba, den ich schon kurz nach seiner Leihe nach Karlsruhe schwer vermisse, hätte zwar gestern defensiv die richtige Einstellung gebracht, aber wäre angesichts seines Körperbaus auch nicht die Patentlösung für die fehlende Durchschlagkraft unter dem Korb gewesen. So wird es sehr spannend zu sehen, wie Danny Jansson und Co. (die gegen Ulm modemäßig zum Saisonauftakt mit ihren aufeinander abgestimmten Boss-Rollkragen-Pullovern mit wunderbar billig wirkendem Gold-Aufdruck schon einmal ein absolutes Ausrufezeichen gesetzt haben) in den kommenden Spielen versuchen werden, die körperliche Unterlegenheit ihrer Mannschaft unter dem Korb auszugleichen – oder die hohe Mobilität ihres Frontcourts sogar zu einer Stärke der Mannschaft wenden können.

Selbstvertrauen: groß genug

Nach dem Heimauftakt gegen Ulm Trübsal zu blasen und die Saison abzuschreiben wäre trotz unbestreitbarer Probleme der Tigers, besonders unter dem Korb, aber mehr als ungerechtfertigt. Besonders offensiv sah das schon deutlich besser aus, als noch vor einer Woche gegen Braunschweig – vor allem in Bezug auf das Selbstvertrauen der Mannschaft. Hier setzte Erol Ersek (oder Erol Erscheck in den Worten des DYN-Kommentators), der für Zaccheus Darko-Kelly in der Kader gerückt war, direkt von Beginn an eine starke Duftmarke und hielt direkt ohne zu zögern von der Dreierlinie drauf. Bis zu seiner Auswechslung in der sechsten Minute hatte der Tigers-Guard schon dreimal aus der Distanz draufgehalten und dabei auch einmal getroffen – klar keine ganz optimale Quote, doch die Einstellung, die Würfe vom Start weg mit voller Überzeugung zu nehmen, war die absolut Richtige und setzte für die ganze Mannschaft den Ton für die weitere Partie.

Auch Jhivvan Jackson, der mir gegen Braunschweig noch zu verhalten begonnen hatte, zeigte diesmal direkt von Spielbeginn an, dass mit ihm als Scorer zu rechnen ist, beschränkte sich nicht auf den vorsichtigen Spielaufbau, sondern nahm sich die ersten beiden Würfe der Partie und setzte so den Grundstein für eine weitere hervorragende Scoring-Performance – am Ende standen für den Tigers-Guard 24 Punkte bei starken 60% aus dem Feld zu Buche. Dabei bin ich nach wie vor der Überzeugung, dass das offensiv mit Abstand beste Tübinger Guard-Lineup aus Jackson in Kombination mit Aatu Kivimäki besteht – so müssen beide nicht die komplette Last des Spielaufbaus alleine tragen und schaffen Räume und Scoring-Möglichkeiten für den jeweils anderen. Ein eindrückliches Beispiel für das gemeinsame Offensivpotential der beiden Guards war der 8:0-Lauf Ende des zweiten Viertels, als die beiden innerhalb einer Minute gemeinsam 8 Punkte und einen Assist auflegten, den Rückstand ihrer Mannschaft von 38:48 auf 46:48 schraubten und so Anton Gavel in der 19. Minute zur Auszeit zwangen. Natürlich bin ich mir bewusst, dass die Tigers – deren mangelnde Länge und Physis ich vor drei Absätzen noch laut beweint habe – es sich defensiv nicht dauerhaft leisten können, zwei Guards von 1,83 m und 1,85 nebeneinander auflaufen zu lassen. Offensiv sehe ich in diesem Duo in durch die Kombination aus Shooting, Playmaking und Drive (den dabei vor allem Jackson mitbringt) aber ein Cocktail, der viele BBL-Defensiven vor ernsthafte Probleme stellen kann.

Und wenn ich mich schon mit dem Thema des offensiven Selbstbewusstseins beschäftige, komme ich natürlich nicht darum herum, noch ein paar Worte zu Jimmy Boeheim zu verlieren, der in dieser Hinsicht bisher mein absolutes Sorgenkind im Kader war. Zwar zeigte Jimmy Buckets, wie ich ihn liebend gerne öfter nennen würde, von der Dreierlinie immer noch hin und wieder Rehkitz-ähnliche Scheu und passte den Ball für meinen Geschmack etwas zu schnell weiter, auf dem Weg zum Korb konnte er aber die guten Ansätze, die er gegen Braunschweig hatte aufblitzen lassen, weiter bestätigen und ging wiederholt auch gegen den Mann und mit Kontakt erfolgreich zum Korbleger hoch. Dazu war er auch an den Brettern engagiert und konnte in seinen nur knapp 20 Minuten Spielzeit sechs Rebounds, darunter zwei offensive (beides Tigers-Bestwert) abgreifen. Ich hoffe die Form- und vor allem Selbstvertrauenskurve zeigt hier in Zukunft noch weiter und vielleicht sogar noch etwas steiler nach oben, dann könnten wir noch große Freude an unserem Import-Forward haben.

(1): Zumindest ich verspüre beim Derby gegen ratiopharm ulm (als Teil der Corporate Identity konsequent klein zu schreiben!) schon seit langem keine ernsthafte Abneigung mehr gegen den Gegner – und habe den Eindruck, dass nicht zuletzt durch die zunehmende Anzahl an Querverbindungen der beiden Teams das Klima sich hier auch allgemein immer mehr zu einer freundlichen Rivalität wandelt. Mit Danny Jansson, Timo Lanmüller, Chrissi Philipps, Till Joscha-Jönke, Tyron McCoy und Robert Wintermantel – um nur die zu nennen, die mir spontan einfallen – gibt es auf beiden Seiten genug Akteure mit einer Vergangenheit beim jeweiligen Rivalen, um als Fan den gesamten Spieltag mit ‚Judas‘-Schreien zu verbringen. Dass das so nicht eingetreten ist, finde ich persönlich sehr angenehm. Die Tatsache, dass das Duell seit inzwischen gut einem Jahrzehnt auch längst nicht mehr auf sportlicher Augenhöhe geführt wird, wird ihr übriges getan haben, eventuell vorhandenen persönliche Animositäten weiter zu entspannen.

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Tigers – Braunschweig

Mit einer 64:78 verlieren die Tigers ihr erstes Pflichtspiel der Saison gegen die Basketball Löwen Braunschweig und scheiden direkt in der ersten Runde aus dem BBL-Pokal aus. Viel interessanter als das in der einschlägigen Medienlandschaft so gerne zitierte Duell der Raubkatzen (@Michael Körner: ein 1-gegen-1-Konflikt zwischen einem echten Tiger und einem Löwen würde vermutlich an den gewichtsmäßig überlegenen Tiger gehen, wobei der Löwe als Rudeltier vermutlich das 1-gegen-1-Duell ao auch nicht suchen würde) war für mich dabei das Aufeinandertreffen zweier Teams, die sich eine sehr ähnliche Philosophie auf die Fahnen geschrieben haben. Sowohl Braunschweig, als auch die Tigers stehen in ihrer Außendarstellung für die Entwicklung junger Talente, denen auf höchstmöglichem Niveau Vertrauen geschenkt werden soll. So stand gestern das Duell von #jungwildhungrig gegen jung-hungrig-leidenschaftlich an, wobei der Sieg der Braunschweiger letzten Endes nie wirklich gefährdet war – und den Tigers aufgezeigt wurde, dass der Sprung in die BBL doch ein ordentlicher ist.

Spielverlauf

Die Tigers starten unsicher in die Partie, defensiv bekommen sie vor allem Jilson Bango nicht in den Griff, der unter dem Tübinger Korb nach Belieben wütet und acht der ersten 14 Braunschweiger Punkte erzielt – sechs davon per Dunk. Nach viereinhalb gespielten Minuten steht es 4:14 und Danny Jansson bittet zur Auszeit. Danach – meiner Meinung nach nicht zuletzt dank der Einwechslung von Aatu Kivimäki – finden die Tübinger besser in die Partie. Krišs Helmanis‘ Drop-Defense gegen das Pick-and-Roll hilft, die Löwen vom Tübinger Korb fernzuhalten und vorne fallen endlich ein paar Würfe. In der neunten Minute steht es 17:20 und Braunschweigs erste Auszeit steht an. Unnötigerweise fangen sich die Tigers kurz vor Viertelende noch einen Korbleger von Barra Njie (der auf mich wie eine ganz exzellente Verpflichtung der Löwen wirkt), so dass nach zehn Minuten ein Stand von 17:22 die Anzeigetafel der Paul Horn-Arne ziert.

Der Start in Viertel Nummer zwei ist aus Tigers-Sicht wieder zu verhalten. Defensiv stellt der pfeilschnelle Njie die Tübinger vor große Probleme und offensiv wirkt es so, als ob bei großen Teilen des Teams eine gehörige Portion Selbsvtertrauen fehlt. So steht es in der 12. Minute 19:27 und erst jetzt fangen sich die Tigers allmählich. Endlich wird Jhivvan Jackson offensiv als Scorer tätig, aber vor allem defensiv sieht es jetzt aus wie der Tigers-Basketball der Vorsaison: engagiert, richtige Körpersprache, gelungene Kommunikation. Als Resultat kommen die Löwen kaum mehr zum Tübinger Korb und nur die wirklich schreckliche Dreierquote der Tigers hindert sie daran, in dieser Phase in Führung zu gehen. In der 16. Minute kommen die Gastgeber so auf 28:30 heran, müssen vor allem aufgrund akuter offensiver Harmlosigkeit die Löwen bis zur Halbzeitpause aber wieder auf 32:38 davonziehen lassen.

Aus der Halbzeit kommen die Tigers als die selbstbewusstere Mannschaft. Endlich nimmt sich Jimmy Boeheim auch mal ein Herz, attackiert direkt gegen Martin Peterka und kann immerhin bei einem seiner beiden Drives scoren. Zwei Minuten nach der Pause steht es 38:40, doch es ist wieder die Wurfquote der Tigers, die nur selten unter dem Korb zu guten Abschlüssen kommen und von der Dreierlinie Fahrkarte nach Fahrkarte schießen, die verhindert, dass die Tübinger die Führung erkämpfen können. Zur Viertelmitte sind es immer noch nur mickrige sechs Punkte, die unsere jungen, hungrigen und leidenschaftlichen Raubkatzen erzielt haben, so dass Braunschweig sich wieder auf 38:46 absetzen kann. Auch Timo Lanmüllers Dreier zum 41:48 (27. Minute), der nochmal kurz Hoffnung aufkommen lässt, ist nicht der erwünschte Befreiungsschlag. Zehn Minuten vor Spielende steht es so 45:57 und so langsam drängt sich die Frage auf, ob die Tigers in diesem Spiel noch die magische 60-Punkte-Schallmauer durchbrechen werden.

Das Schlussviertel beginnt mit etwas, das ich gerne schon viel früher gesehen hätte: Jhivvan Jackson beschließt, dass nun Scoring-Zeit ist und stemmt sich offensiv alleine gegen die drohende Niederlage. Zehn Tigers-Punkte in Folge gehen auf das Konto des Puerto Rican Iverson – ein Zwischenstand von 55:65 und eine Braunschweiger Auszeit sind in der 34. Minute die Folge. Danach kann Braunschweig die Jackson-Show allerdings erfolgreich unterbinden, doppelt den potentesten Tigers-Scorer sogar kurzzeitig, während bei den Tübingern scoring-mäßig niemand in die Bresche springen kann. Es ist nicht so, dass die Tigers in dieser Phase den Eindruck machen, nicht mehr zu wollen, sie können einfach nicht – was mit Ausblick auf die bevorstehende Saison vielleicht sogar das entmutigendere Zeichen ist? Spätestens mit Barra Njies sehenswertem And-One-Dunk zum 60:73 ist drei Minuten vor Abpfiff die Messe gelesen und das Tübinger Pokal-Aus besiegelt.

Was mir sonst noch relevant erscheint

  • Two-Man-Show: für weite Strecken des gestrigen Spiels waren es Krišs Helmanis und Jhivvan Jackson, die die Tigers getragen haben. Helmanis hat mich vor allem defensiv beeindruckt. Gegen seine Drop-Defense im Pick-and-Roll hatte Braunschweig immer wieder Probleme und auch gegen den physisch extrem starken Jilson Bango konnte Helmanis – bei dem zumindest ich immer wieder vergesse, dass er erst dieses Jahr 21 geworden ist – beim Rebound wirklich dagegenhalten. Jackson war hingegen die einzige zuverlässige Offensiv-Waffe der Tigers. Nach drei Vierteln, die für mich schon wieder fast zu zurückhaltend waren, drehte er im Schlussabschnitt auf und demonstrierte eindrücklich, dass er momentan der einzige wirkliche Scorer im Tigerskader ist – was er von mir aus schon viel früher hätte tun können. Statistisch steuerten Helmanis und Jackson gemeinsam 30 der 64 Tübinger Punkte, 15 der 29 Tübinger Rebounds und 6 der 15 Tigers-Assists bei – jeweils 47, 52, bzw. 40 Prozent der Gesamtausbeute ihrer Mannschaft. Diese Verteilung spricht sowohl für die starke Leistung der beiden, illustriert aber auch, wie wenig Unterstützung sie von ihren Mitspielern erhalten haben.
  • Verletzungssorgen: „Wir können über lange Strecken gut mithalten, müssen uns aber auch aufgrund der vielen Verletzungen am Ende geschlagen geben“ – so die Einordnung der Partie auf dem offiziellen Tigers-Instagram-Account. Diesem Erklärungsansatz für die Niederlage kann ich nur bedingt zustimmen, besonders da nur zwei Tigers-Akteure verletzt fehlten: Daniel Keppeler mit seiner Sprungelenksverletzung, die langwieriger zu sein scheint, als zunächst erwartet, und Mateo Šerić, dessen Rückkehr nach seinem Mittelhandbruch zumindest abzusehen zu sein scheint (auf der Tigers-Website heißt es, dass er eventuell am 21.10. gegen Heidelberg schon wieder mitwirken kann). Trotzdem konnte Danny Jansson auf eine Zwölfer-Rotation zurückgreifen, die er auch komplett nutzte – und dabei mit Erol Ersek auch noch einen siebten Import-Spieler auf der Bank sitzen hatte. Das Tigers-Statement lässt es hingegen so aussehen, dass die Niederlage am Ende Ermüdungserscheinungen aufgrund des zu dünnen Kaders geschuldet war – eine Erklärung, die ich so als unzutreffend ansehe.
  • Woher kommt die Offense? Trotzdem hat sich ein Ausfall gegen Braunschweig doch sehr bemerkbar gemacht – wäre Mateo Šerić im Kader gewesen, hätte das offensiv meines Erachtens einen Unterschied für die Tigers machen können. So fehlte der mit Abstand beste Scorer auf den deutschen Positionen, der vor allem gegen Martin Peterka auch im Post-Up hätte attackieren können und so hin und wieder den Weg zum Braunschweiger Korb gefunden hätte. Genau hier lag in meinen Augen nämlich das Problem der Tübinger Offensive: Neben Jhivvan Jackson per Drive und hin und wieder Krišs Helmanis im Post konnte sich kein Tigers-Spieler gute Abschlüsse in der Zone kreieren – ok, Kao kam zu zwei einfachen Dunks und einem Korbleger, bekam diese Abschlüsse aber von seinen Mitspielern aufgelegt und ist offensiv generell unglaublich abhängig, von den Chancen, die seine Teammates für ihn schaffen.
    Von den 33 Tübinger Versuchen aus dem Zweierbereich kamen 15 von Jackson/Helmanis (bei einer starken Trefferquote von 11/15). Der Rest des Teams wirkte auf dem Weg zum Korb entweder zu zögerlich (Grüße an Jimmy Boeheim, der sich hier im Laufe der Partie aber etwas gesteigert hat), oder fand einfach nicht die Wege, erfolgreich zu finishen, oder aber mal ein Foul zu ziehen. Der große statistische Unterschied zwischen der Tübinger und der Braunschweiger Offense bestand am Ende nicht einmal bei den Wurfquoten, sondern den Freiwurfversuchen: hier stand es 7:18 aus Tübinger Sicht. Wenn der Dreier über die Partie nur mit 25 Prozent fällt, gewinnt man so eben kein Spiel. Damit ist für mich die Offensive der Tigers zu Saisonstart das Problemthema Nummer eins – besonders gegen die Top-Teams aus Bonn und Ulm wird es spannend zu sehen, ob die Tigers vielleicht sogar mal unter 60 Punkten bleiben.
  • Tigers-Identität: Nach einer unterwältigenden Anfangsphase kam für mich die Wende im Spiel der Tigers, als in den letzten Minuten des ersten Viertels mit Aatu Kivimäki, Till-Joscha Jönke und Krišs Helmanis drei Aufstiegshelden gemeinsam auf dem Feld standen. Angetrieben nicht zuletzt durch Edelmotivator Jönke stand jetzt ein Lineup auf dem Feld, das so spielte, wie man es von letzter Saison gewohnt war: emotional, defensiv aggressiv, sich gegenseitig unterstützend und anfeuernd. Wenn die Tigers dem Abstieg entgehen wollen, müssen sie es schaffen, dieses Mindset auf die ganze Mannschaft zu übertragen. Anders als mit konstantem Vollgas ist das große Saisonziel Klassenerhalt sonst nicht zu erreichen. Hier kann und wird es sich hoffentlich auszahlen, vor allem auf den deutschen Positionen so sehr auf Kontinuität gesetzt zu haben.
  • 1402 Zuschauer:innen: Schon in der DYN-Übertragung wirkte die Stimung in der Paul Horn-Arena für mich ausbaufähig und machten mir die großen Lücken in den Sitzplatzblöcken Sorgen, doch dass mit nur 1402 Menschen die Halle zum Saisonauftakt (!) in einem KO-Spiel (!) nicht einmal halb ausgelastet war, fand ich doch sehr schockierend, als ich die offiziellen Zuschauer:innen-Statistiken gesehen habe. Es stellt sich mir dabei die Frage, ob die Menschen in Tübingen einfach nicht wussten, dass ein auf dem Papier derart attraktives Tigers-Spiel stattfindet, oder ob sie einfach kein Interesse daran hatten – was davon schlimmer wäre, kann ich gar nicht sagen. An den vorherigen Punkt anschließend glaube ich auf jeden Fall nicht daran, dass mit einem derartigen Support der Klassenerhalt machbar ist. So wie der Kader sich momentan präsentiert, muss er über Emotionen und Einsatz kommen, was in einer leeren Halle natürlich schwierig ist.
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Quakenbrück – Tigers

Zusammenfassung

  1. Viertel: Anders als in so vielen Spielen dieser Saison kommen die Tigers defensiv gut ins Spiel. Dafür kommen sie im Angriff aber gar nicht in Tritt, so dass nach drei gespielten Minuten ein kläglicher Zwischenstand von 2:3 zu Buche steht. Als erste Mannschaft finden die Tigers etwas Wurfglück, können sich auf 4:8 absetzen (4. Min.), nur um sich einen Quakenbrücker 10:0-Lauf zu fangen. Offensiv ist die Mannschaft von Danny Jansson völlig von der Rolle und einzig dank des starken Auftritts von Roland Nyama ist der Rückstand der Tigers zur Viertelpause mit 18:14 recht human.
  2. Viertel: Wieder schaffen es die Tübinger, mit mehr defensivem Druck ins Viertel zu starten als ihre Gastgeber. Auch dank der nun aggressiven Defense können die Raubkatzen aufholen und die Artland Dragons beim Stand von 20:19 zu einer Auszeit zwingen (13. Minute). In der Folge nimmt die Partie dann endlich richtig Fahrt auf. Die Gastgeber kontern mit einem 8:0-Run, aber die Tigers, bei denen Roland Nyama nun in der Offensive komplett das Ruder an sich reißt (19 Punkte in der ersten Halbzeit) lassen sich nicht abschütteln. Gegen Viertelende kommen die Tigers, die jetzt endlich auch Offense spielen können, den Dragons immer näher und können zur Halbzeit dann sogar mit 41:41 den Ausgleich erkämpfen.
  3. Viertel: Per Dreier kann Jekabs Beck direkt zu Viertelbeginn für die erste Führung der Tigers seit dem ersten Viertel sorgen (41:44, 31. Minute). In direkter Folge fangen sich die offensiv wieder zu schlampigen Tigers alleridngs einen schnellen 0:7-Run, der zu einem 48:44 Zwischenstand in der 24. Minute sorgt. Diesem Rückstand rennen die Tigers für den Rest der Viertelsmehr oder weniger erfolgreich hinterher, kommen dabei aber zu keinem einzigen Punkt in der Zone, sondern sind offensiv nur von der Dreierlinie oder selten einmal aus der Mitteldistanz erfolgreich. Besonders überzeugend wirkt das nicht, aber da Quakenbrück auch nicht überragend auftritt und der Dreier bei den Tigers endlich halbwegs fällt (37% 3FG zum Viertelende), können die Janssons mit einem Rückstand von nur 66:59 ins Schlussviertel gehen.
  4. Viertel: Direkt zu Viertelbeginn stellt Danny Jansson sein Team in der 1-3-1-Zone auf, die wir dieses Jahr schon öfter sehen durften – und zwar diesmal mit durchschlagendem Erfolg. Seine Mannschaft legt gegen komplett verunsicherte Artländer, bei denen jetzt ein Ball nach dem anderen weggeschmissen wird, einen 10:0-Lauf aufs Parkett und führt so auf einmal mit 66:69. Ganze 3:40 Minuten müssen die Dragons auf ihre ersten Punkte im Schlussabschnitt warten. Zwar schaffen es die Gastgeber sogar noch einmal, die Führung zurückzuerobern (73:71, 36. Minute), doch die Defense der Tigers steht weiterhin sicher und erlaubt den Dragons nur 13 Punkte im letzten Viertel. So schaffen es die Tübinger, die sich jeden Punkt nun hart erarbeiten müssen, in der 39. Minute einen Vorsprung von 77:81 zu erspielen. Im Gegensatz zu so vielen anderen Spielen dieser Saison können die Tübinger dieses Mal die Führung verteidigen unddank einer (willens-)starken Schlussphase einen 79:85-Erfolg nach Hause bringen.

Viewers‘ Guide für den Relive-Genuss

  1. Viertel: Masochismus-Rating 6/10. In der Verteidigung legen die Tigers zwar engagiert los, aber offensiv ist es ein trauriger Auftritt, den man in den ersten zehn Minuten mitansehen kann. Nur 33 Prozent ihrer Würfe aus dem Feld treffen die Raubkatzen, dazu kommen fünf teilweise haarsträubende Turnover. Einzig Roland Nyama mit sieben Punkten liefert offensiv ab, was ein kleiner Trost ist.
  2. Viertel: Masochismus-Rating 3/10. Inzwischen kann man in Quakenbrück eine sehr ansprechende Partie verfolgen. Die Tigers zeigen trotz der weiterhin recht dünnen Personaldecke guten Einsatz und im Angriff lässt sich die eindrucksvolle Two-Man-Show von Elias Valtonen und Roland Nyama bewundern, die gemeinsam 31 der 41 Tigers-Punkte erzielen.
  3. Viertel: Masochismus-Rating 6/10. Es ist wirklich bizarr zu sehen, was die Tigers in diesem Viertel veranstalten, offensiv geht außer von der Dreierlinie rein gar nichts, die Defensive ist solide aber auch nicht überragend und trotzdem schaffen es die Dragons nicht, sich wirklich abzusetzen und aus der Tübinger Schwäche Kapital zu schlagen. Komisches Viertel, aber nicht unbedingt sehenswert.
  4. Viertel: Masochismus-Rating 2/10. Hier macht das Zuschauen Spaß, vor allem weil die Tigers defensiv engagiert und geschlossen als Team zu Sache gehen – hier hat man den Eindruck, dass die Mannschaft als Einheit die Vorstellungen des Coaches umsetzen will und kann. Dazu kommt die Freude, dass die Tigers es diesmal wirklich schafefn, in der Crunchtime die wachere und smartere Mannschaft zu sein. Besonders der vorletzte Angriff der Tigers, in dem sie zwei Offensivrebounds erkämpfen, ehe Daniel Keppeller per Dunk in letzter Sekunde der Shotclock das Spiel entscheidet ist hier zu nennen. Viel zu oft standen die Tübinger diese Saison auf der anderen Seite einer solchen Situation und umso besser tut es, wenn sie selbst einmal derartige Big Plays landen können.

Woran hat es gelegen?

An der 1-3-1-Zone im letzten Viertel. Zwar haben die Tigers das ganze Spiel über anständig verteidigt, doch erst die Umstellung im letzten Spielabschnitt brachte die Entscheidung. Zu keinem Zeitpunkt wirkten die Dragons so, als ob sie wüssten, was sie gegen diese Verteidigungsvariante tun sollten – sowohl während des 10:0-Runs, mit dem die Tigers das Viertel beginnen, als auch in der Schlussmiunute beim Stand von 79:83, als die Quakenbrücker aus der Auszeit heraus kein anständiges Play aufs Parkett bringen konnten. Man könnte meinen, dass Danny Jansson diese Verteidigungsvariante diese Saison schon oft genug eingestreut hat, dass gegnerische Teams zumindest halbwegs darauf vorbereitet sind, aber gegen die Artland Dragons war das glücklciherweise nicht der Fall.

Das Spiel in einem Video

https://youtu.be/Ou1ECBFxC5k?t=47

„The explanation is very straightforward, Coach Russ. thank you for the knowledge“ – Youtube-User Danny J.

Sadist des Tages

Adrian Breitlauch. Neben den Lodders-Brüdern besitzt Adrian Breitlauch einen meiner absoluten Lieblings-Nachnamen der ProA und genau wie die man es auch von den Lodders-Brüdern kennt, hat er den Tigers im heutigen Spiel ordentlich zugesetzt. Offensiv war Breitlauch als einziger wirklich gefährlicher Dreierschütze (4/9 3FG, 22 Punkte) der Spieler, der die Tigers-Zone am ehesten bestrafen konnte. Dazu kommen fünf äußerst schmerzhafte Offensivrebounds, die Breitlauch mit seinen hünenhaften 1,93 erringen konnte. Auch defensiv setzte der Quakenbrücker Kapitän mit vier Steals unangenehme Nadelstiche, die die Tigers am Ende zwar nicht den Sieg kosteten, aber ihnen trotzdem einiges an Leiden bereiteten.

Lichtblick des Tages

Roland Nyama. Das Spiel gegen Quakenbrück ist der perfekte Anlass, um Roland Nyama die Wertschätzung zukommen zu lassen, die er sich vor allem seit der verschärften Verletzungssitaution verdient hat. In der personell so schwierigen Schlussphase der Saison hat er sich mehr denn je als Führungsspieler und Leistungsträger hervorgetan und besonders in frühen Spielphasen immer wieder wichtige Impulse geliefert – dazu kommt steets aufopferungsvoller Kampf, gerne auch unter dem Korb als Super-Smallball-Vierer wie zum Beispiel gegen Bremerhaven. Gegen die Dragons krönte Nyama seinen starken Saisonendspurt mit seiner individuell besten Scoring-Performance der Saison, besonders die 19 Punkte in der ersten Halbzeit sind aller Ehren wert, die sechs Zähler im Schlussabschnitt sind aber mindestens ebenso wertvoll. In der Form des letzten Saisondrittels würde ich mich sehr freuen, Roland Nyama als designierten „Veteran“ wieder bei den Tigers sehen zu können.

Statistik des Tages

57,6%. Das ist nicht etwa die Feldqurfquote von Robert Oehle, sondern der Anteil an den Punkten der Tigers, der durch das Duo Elias Valtonen (24 Punkte) und Roland Nyama (25 Punkte) erzielt wurde. Offensiv ist also klar, wer bei den Tigers heute die Last getragen hat und ohne tiefergehende Recherche würde ich sogar vermuten, dass es sich hierbei um den höchsten Anteil handelt, den ein Tigers-Duo diese Saison am Scoring seiner Mannschaft hatte.

Schmankerl des Tages

Meine eindeutige Lieblingsszene dieses Spiels ist der vorletzte Angriff der Tigers, der 53 Sekunden vor Spielende beginnt und erst 12 Sekunden vor der Schlusssirene endet. In dieser Spanne erkämpfen sich die Tigers, die mit zwei Punkten führen, zwei Offensivrebounds, lassen wertvolle Zeit von der Uhr laufen und können schließlich dank eines sehenswerten Buzzerbeater-Dunks von Daniel Keppeler ihre Führung auf vier Punkte erhöhen und das Spiel so entscheiden.

Auch die nächsten beiden Schmankerl sind Keppeler-Dunkings, beide Male schmackhaft vorbereitet von Elias Valtonen und finden sich im vierten Viertel, bei je ca 6:10 und 4:03 auf der Spieluhr.

Jugendspieler-Watch

Durch das Saisondebut von Lucas Schiebelhut, der 04:32 aufs Parkett durfte, wurden gegen die Dragons insgesamt ganze fünf Nachwuchsspieler eingesetzt, was so schon lobenswert ist. Mit Jekabs Beck (19:08), Timo Fischer (05:56), Elias Valtonen (32:45) und Timo Lanmüller (22:27), konnten alle anderen Jugendspieler sogar mehr Einsatzzeit als Schiebelhut erlangen, der seinen ersten ProA-Auftritt selbstbewusst und engagiert nutzen konnte. Insgesamt stehen für die Tübinger Nachwuchskräfte 84:48 Miunten zu Buche, was ca 42% der insgesamt verfügbaren Einsatzzeit bedeutet – ein sehr erfreulicher Wert!

Streambewertung

3,5/10. Der Quakenbrücker Stream macht nichts besonders gut: keine Einspieler in den Pause, keine Wiederholungen, wenig Pre-Game-Einstimmung. Der Kommentar ist solide, aber nicht atemberaubend. Was mich aber ungemein gestört hat, viel mehr als der kleine Audio-Aussetzer zu Spielbeginn, ist der Abbruch des Streams in der Crunchtime. Ungefähr drei Minuten vor Spielende war der Stream für knappe zwei Minuten für mich nicht mehr aufrufbar, auch nicht mit unterschiedlichen Browsern. Ob der Fehler hier bei Sportdeutschland.tv liegt, oder beim Quakenbrücker Übertragungsteam weiß ich nicht, geärgert habe ich mich aber trotzdem. Soetwas darf doch nicht passieren, besonders wenn die Tigers ausnahmsweise ein gutes Schlussviertel spielen…

Links

Wie immer hier die Links zu den Spielberichten der Teams:

Tigers: https://tigers-tuebingen.de/ein-sieg-der-moral-raubkatzen-holen-personell-geschwaecht-rueckstand-auf-und-siegen-mit-8579-bei-den-artland-dragons/

Dragons: https://www.artland-dragons.de/saison/news/news-detail/article/dragons-sichern-playoff-teilnahme-trotz-niederlage.html

… und zur Spielstatistik: https://live.2basketballbundesliga.de/g/107137?s=boxscore

Ich grüße hier noch alle Leser:innen, die durch das schmeichelhafte Porträt im Schwäbischen Tagblatt den Weg auf diesen Blog gefunden und sich tatsächlich durch einen ganzen Bericht gekämpft haben, danke! Anregungen, Feedback, Wünsche für Offseason- Berichterstattung, etc. bitte per Mail an kontakt (a t) basketball-masochisten.de, oder via Instagram (basketball_masochisten.de).

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Spielberichte

Tigers – Trier

Zusammenfassung

  1. Viertel: Im Gegensatz zu bisherigen Tigers-Spielen der Saison beginnt die Partie gegen Trier fast verhalten. Nach zwei gespielten Minuten führen die heute nur zu siebt angetretenen Tigers mit 5:4 und sehen defensiv überraschend solide aus. Dieser Eindruck verfestigt sich im weiteren Verlauf des Viertels, die Gladiators können nur durch ihr starkes Offensivrebounding mühsam zu Punkten kommen, während die Tigers auch immer wieder im Fastbreak erfolgreich sind. Vor allem Roland Nyama erwischt einen bärenstarken Start, erzielt elf Punkte im ersten Spielabschnitt und ist maßgeblich daran beteiligt, dass seine Mannschaft mit einer Führung von 27:20 in die erste Pause geht
  2. Viertel: Die Janssons starten treffsicher ins Viertel, können sich zunächst aber nicht weiter absetzen, da auch die Trierer offensiv so etwas wie Rhythmus zu finden scheinen. Durch gesteigerte Intensität in der Verteidigung können die Tigers in der 15. Minute dann aber auf 40:26 erhöhen und die Gäste zur Auszeit zwingen. In Folge wird das bisher eher attraktive Spiel allerdings immer zerfahrener, in den letzten vier Minuten der ersten Halbzeit können die Tigers keinen einzigen Punkt mehr erzielen und dank anhaltender Trierer Offensivschwäche aber einen Vorsprung von 45:34 in die Halbzeitpause retten.
  3. Viertel: Beide Mannschaften kommen mit Schwung ins dritte Viertel, legen ein hohes Tempo aufs Parkett und produzieren dabei aber Fehler nach Fehler. Offensiv ist im Spiel der Tigers nun kaum noch Ballbewegung mehr zu sehen und einzig Elias Valtonen hält dagegen. In der nun durchweg niedrigklassigen Partie kämpfen sich die Gäste immer näher heran und können zeitweise sogar auf vier Punkte verkürzen (51:47, 28. Minute). Doch mit Einsatz (den man der Mannschaft wirklich nicht absprechen kann) und Valtonen können die Tübinger antworten und einen mühsam erarbeiteten 59:50 Vorsprung mit in den Schlussabschnitt nehmen.
  4. Viertel: Spätestens jetzt bestehen die Tigers nur noch aus Elias Valtonen, der im Schlussabschnitt jede Menge Verantwortung und die ganze Partie an sich reißt. Von ihm angetrieben, schaffen es die Tigers, sich gegen die Trierer Versuche einer Aufholjagd zu stemmen und in der 34. Minute ihre Führung zwischenzeitlich sogar wieder auf auf zehn Punkte zu erhöhen (66:56). Spätestens jetzt ist in der Partie keine Spur mehr von Flow oder Rhythmus zu finden, stattdessen bestimmen Kampf und Krampf das Geschehen. Dabei behalten die Hausherren allerdings durchweg die Oberhand, stehen in der Defensive weiterhin solide und bringen schließlich nicht ohne Zittern, aber nach einer Energieleistung, die wirklich jeden Respekt verdient, den verdienten 75:63-Sieg über die Ziellinie.

Viewers‘ Guide für den Relive-Genuss

  1. Viertel: Masochismus-Rating 3/10. Es ist ein bizarrer, aber aus Tigers-Sicht durchaus ansehnlicher Start in die Partie, den man gegen Trier mitverfolgen durfte. Die Gastgeber spielen offensiv gut zusammen, was in einer 80-prozentigen Feldwurfquote resultiert, defensiv setzen die Tigers auch immer wieder Highlights, vor allem die sechs Blocks im ersten Viertel sind erwähnenswert. Wo auf Tigers-Seite viel Licht ist, findet sich auf Trierer Seite allerdings viel Schatten, offensiv ist die Leistung der Gäste nah an unansehnlich und bei 32 Prozent Trefferquote aus dem Feld sind es nur Einsatz und Größe unter dem Korb, die den Gladiators ihre acht Offensivrebounds bescheren, ohne die sie komplett den Anschluss verloren hätten.
  2. Viertel: Masochismus-Rating 6/10. Die erste Hälfte des zweiten Durchgangs ist durchaus als hünsch zu beschreiben, die Tigers verteidigen engagiert, kommen dadurch offensiv ins Laufen und spielen allgemein guten Basketball. Die zweite Hälfte des Viertel erzählt allerdings eine komplett andere, unangenehmere Geschichte: In den letzten vier Minuten vor der Halbzeitpause werden auf beiden Seiten in Summe nur vier Punkte erzielt, davon einer durch einen Freiwurf und drei durch einen der seltenen Trierer Dreier. Nicht nur als Spieler der Tigers, sondern auch als Zuschauer:in wirkte der Pfiff zur Halbzeit als Erlösung.
  3. Viertel: Masochismus-Rating 8/10. Stellenweise ist das, was hier präsentiert wird, wirklich Basketball zum Abgewöhnen. Den Tigers ist ihre wenig überraschende Müdigkeit anzumerken, was sich vor allem in der Offensive niederschlägt, wo sich weder Ball noch Spieler nennenswert bewegen. Die Trierer Gäste heben das offensive Niveau der Partie auch nicht, werfen weiterhin nur 30 Prozent aus dem Feld und halten sich durch Offensivrebounds im Spiel, so dass außer Einsatz hier nicht viel präsentiert wird.
  4. Viertel: Masochismus-Rating 4/10. Wirklich schön ist das Geschehen in der Volksbank-Arena natürlich nicht anzuschauen, aber alleine Elias Valtonens One-Man-Show zu Viertelbeginn verdient es, einzuschalten. Dazu kommt, dass die Partie zwar eine hässliche ist, es sich aber doch zumindest für mich immer lohnt, zu sehen, wie die Tigers eine knappe Partie erfolgreich nach Hause bringen. Zumal die Gastgeber hier wirklich eine Masterclass in Sachen Durchhaltevermögen aufs Parkett bringen.

Woran hat es gelegen?

An Elias Valtonen. Alleine die Statistiken des finnischen „Youngsters“ lesen sich schon überragend: 30 Punkte bei 77 Prozent aus dem Feld, 11 Rebounds,vier Blocks, zwei Steals und ein Assist bei nur einem Ballverlust, was in einem astronomisch hohen Effektivitätswert von 42 resultiert. Doch diese Statline erzählt nicht die ganze Geschichte dessen, was Valtonen heute für die Tigers so wichtig gemacht hat. Was aus ihnen nicht zu entnehmen ist, ist dass er die Partie in einer schwierigen Phase bewusst an sich gerissen hat, und vor allem zu Beginn des vierten Viertels komplett dominierte, besonders seine zwei eiskalten Sprungwürfe aus dem eins-gegen-eins bleiben mir hier in Erinnerung. Insgesamt erzielte Valtonen 19 der 30 Punkte, die die Tigers in der gesamten zweiten Halbzeit erzielten, kombiniert mit seiner überragend engagierten Defensivleistung war das eine absolut MVP-würdige Performance.

Das Spiel in einem Video

https://www.youtube.com/watch?v=8zuywGcPun4

Ich wage zu behaupten, dass dies das erste und einzige Mal dieser Saison ist, dass die Römerstrom Gladiators Trier mit den Miami Heat verglichen werden.

Sadist des Tages

Rupert Hennen. Besonders weil bei den Gladiators von außen wirklich gar nichts fallen wollte, taten die Dreier, die dann doch ihr Ziel trafen immer besonders weh – in einem derartigen Low-Scoring-Game, stellte jeder Trierer Dreier in der zweiten Halbzeit einen schmerzhaften Nadelstich dar und ließ meinen Puls in die Höhe schnellen. Da Rupert Hennen mit 60 Prozent der mit Abstand treffsicherste Trierer Dreierschütze war, gebührt ihm diese Auszeichnung. Vor allem die beiden aufeinanderfolgenden Hennen-Dreier im dritten Viertel, die den Vorsprung der Tigers auf vier Punkte zusammenschmelzen ließen (54:50, 29. Minute) sind dabei als Sadismus-Highlights hervorzuheben.

Lichtblick des Tages

Der Kampfgeist der gesamten Mannschaft. Um ehrlich zu sein, bin ich mit der sicheren Erwartung einer heftigen Niederlage in die Partie gegen Trier gegangen, sowohl der eng gepackte Spielplan, als auch die neu hinzugekommenen Ausfälle von Besnik Bekteshi und Troy Simons ließen mich nichts Gutes hoffen. Umso überraschter war ich, dass die Tigers nicht nur eine solide erste Halbzeit hinlegten, sondern auch in der zweiten Hälft die Oberhand behalten konnten. Der Mannschaft war die Anstrengung der letzten Tage vor allem in der Offensive deutlich anzusehen, aber trotzdem gaben sich die Janssons, angeführt von Valtonen nicht auf, sondern spielten immer weiter und konnten sich und ihre Fans so mit einem überraschenden und umso süßeren Sieg belohnen.

Statistik des Tages

Die Römerstrom Gladiators Trier (rollt dieser griffige Name nicht einfach von der Zunge?) konnten gegen die Tigers 19 Offensivrebounds abgreifen, dem gegenüber stehen mickrige zwei offensive Bretter auf Tübinger Seite. Insgesamt konnten die Gäste mit 79 Versuchen aus dem Feld 27 (!) mehr Würfe aus dem Feld nehmen als ihre Tübinger Gastgeber. Mit einer solchen Überlegenheit an Wurfchanchen zu verlieren ist schwierig, aber – wie heute gesehen – nicht umöglich. Einen großen Anteil daran trägt die phänomenal schwache Trierer Feldqurfquote von 28 Prozent über die Partie, woran die Tigers mit neun Blocks (was mir wie ein möglicher Saisonbestwert erscheint) und einer daraus resultierenden Blockquote von 11 Prozent einen großen Anteil hatten.

Schmankerl des Tages

Alles, was Elias Valtonen gemacht hat. Ich bin auch am Morgen nach dem Spiel immer noch hellauf begeistert und sehe keinen Grund, das hier zu verbergen. Aus Valtonens allgemeiner Glanzleistung stechen als Highlights vor allem der Block im ersten Viertel bei 9:33 auf der Uhr und der Dunk im zweiten Viertel bei 6:25 heraus. Der schmackhafteste Schmankerl des Tages ist allerdings die Sequenz im vierten Viertel zwischen 09:24 und 07:47, in der Valtonen zweimal aus dem Eins-gegen-Eins zum eng-verteidigten Sprungwurf hochgeht, beide Male trifft und endgültig klar macht, wer der Go-to-Guy der Tigers ist.

Jugendspieler-Watch

So bitter die mehr als angespannte Personalsituation der Tigers auch ist, für die Jugendspieler im Kader bieten sich so immer wieder tolle Chancen auf Spielzeit und Verantwortung. Besonders im heutigen Spiel gegen Trier, in dem vier der sieben eingesetzten Tigers-Spieler unter das U22-Label fallen, gab es für die Youngster der Mannschaft Spielzeit und Erfahrung en Masse abzugreifen. Timo Fischer wurde 13:37 Min. eingesetzt, Jekabs Beck 22:42 und Elias Valtonen und Timo Lanmüller dürften sich mit jeweils 35:26 und 35:58 Minuten auf dem Feld sogar eher nach Pausen gesehnt haben. Insgesamt steht damit für die Jugendspieler der Tigers eine Einsatzzeit von 107:43 Minuten zu Buche, womit sie erstmals seit meiner Beobachtung mit rund 54 Prozent erstmals mehr als der Hälfte der verfügrbaren Einsatzzeit abgegriffen haben.

Streambewertung

8/10. Hier hat sich seit meinem letzten Bericht nicht mehr viel getan. Das Niveau der Tigers-Streams bleibt gewohnt hoch und das Format „03 Fragen an…“ ist eines der unterhaltsamsten der ProA. Schön!

Links

Wie immer hier die Links zu den Spielberichten der Mannschaften:

Tigers: https://tigers-tuebingen.de/wahnsinns-kampfgeist-wird-belohnt-sieben-tapfere-schwaben-besiegen-trier-mit-7667/ Herzliche Grüße an die lieben Kollegen Markus Küper und Jens Melchert an dieser Stelle!

Trier: https://römerstrom-gladiators.de/2021/03/24/auswaertsniederlage-in-tuebingen-roemerstrom-gladiators-verlieren-bei-den-tigers-mit-6375/

Und zu den Stats: https://live.2basketballbundesliga.de/g/107025

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Spielberichte

Bremerhaven – Tigers

Zusammenfassung

  1. Viertel: Die Eisbären kommen mit gutem Rhythmus in die Partie, legen in der ersten Minute einen 5:0-Run hin, während für die Tigers der offensive Motor zunächst ordentlich stottert. Erst nach gut zwei Spielminuten kann Timo Lanmüller per Dreier die ersten Tigers-Punkte zum 5:3 erzielen. Danach haben die weiterhin extrem ersatzgeschwächten Tigers, die nur zur acht nach Bremerhaven angereist waren vor allem defensiv allerdings kaum Zugriff auf die Partie, so dass sich die Bremerhavener in der sechsten Minute schon mit 17:8 absetzen können. Diesem Rückstand müssen die Tigers hinterherlaufen, bis sie es schaffen, das Viertel versöhnlich mit einem 5:0-Run zu beenden. So geht die Partie mit einem Zwischenstand von 24:17 in ihre erste Pause.
  2. Viertel: Trotz aller ehrlichen Bemühungen der Tigers pendelt sich die Bremerhavener Führung zu Viertelbeginn schnell wieder bei knapp zehn Punkten ein. Als die physisch überlegenen Bremerhavener in der 16. Minute dann zum 39:26 erhöhen können und drohen, davonzuziehen, sieht sich Danny Jansson gezwungen, per Auszeit zu intervenieren. Vor allem dank Daniel Keppeler, der offensiv nun aufdreht und sechs Punkte in zwei Minuten einstreut, können die Tigers einen Run der Eisbären verhindern. Unter anderem wegen ihrer schwachen Leistung am defensiven Brett schaffen es die Gäste aber nicht, bedeutend zu verkürzen und gehen mit einem Rückstand von 53:41 in die Halbzeit.
  3. Viertel: Nach der Pause schaffen es die Tigers zunächst, ihren Rückstand stabil zu halten. Nach 23 gespielten Minuten steht es 58:46 für die Gastgeber. Was jetzt aber folgt, ist einer der stärksten, wenn nicht der stärkste Run, den die Tübinger in dieser Saison hingelegt haben. Coach Jansson stellt auf die bekannte 1-3-1-Zone um, die in dieser Spielzeit noch nicht die überzeugendsten Ergebnisse geliefert hat, Bremerhaven aber heute vor schier unlösbare Probleme stellt. Angetrieben von Defensivdirigent Elias Valtonen und Roland Nyama, der offensiv immer wieder Akzente setzt, legen die Tigers einen 7:20-Run hin, der ihnen sogar erlaubt, mit einer Führung von 65:66 ins Schlussviertel zu gehen.
  4. Viertel: Zunächst können die Tübinger die Partie eng halten, bis zur 34. Minute bleibt die Partie ein One-Possession-Game, in dem die Eisbären aber langsam die Oberhand gewinnen. In der 34. Minute ist es so weit, dass Bremerhaven seine Führung mit 77:72 auf zwei Angriffe ausbauen kann, worauf die Tigers mit einer Auszeit reagieren. Zwar kämpfen die Tübinger mit allem, was sie haben, aber enger als zwei Punkte (77:75, 36 Minute) wird die Partie leider nicht mehr. Zu schwach sind die Tigers beim Defensivrebound, zu wenig Ballmovement prägt jetzt die Tübinger Offensive. Auch wenn die Tigers unermüdlich kämpfen, sind es die favorisierten Bremerhavener, die die Partie schlussendlich mit 87:79 für sich entscheiden können.

Viewers‘ Guide für den Relive-Genuss

  1. Viertel: Masochismus-Rating 4/10. Die Tigers brauchen lange, um in die Partie zu finden, sind offensiv noch fehleranfällig und können Bremerhavens Fastbreaks und Dreier nicht kontrollieren. Trotzdem sieht das alles – zumindest für mich – gar nicht so schlecht aus, denn die Motivation der Mannschaft scheint zu stimmen, und das ist für mich vor allem nach dem letzten Spiel gegen Hagen schon sehr viel wert.
  2. Viertel: Masochismus-Rating 4/10. Auch wenn das Ergebnis eher unschön aussieht, für ihre Leistung gegen die körperlich und individuell stärkeren Bremerhavener kann ich den Tigers hier keine großen Vorwürfe machen. Natürlich trübt das beizeiten schwache Defensivrebounding den Tigers-Genuss, aber insgesamt halten die Janssons hier gegen eine überlegene Mannschaft solide mit.
  3. Viertel: Masochismus-Rating 1/10. So macht Tigers-Basketball Spaß! Die Mannschaft tritt aggressiv und geschlossen auf, kommuniziert wunderbar in der Zonenverteidigung und bereitet einem Top-ProA-Team wie den Eisbären mit ihrer galligen Defensive massives Kopfzerbrechen. Offensiv kommt die Mannschaft ein wenig ins Laufen und kann vor allem dank gelungener Einzelaktionen die Führung erkämpfen. Großen Respekt für die mentale und physische Härte, beim aktuellen Spielplan und der Verletzungs-Situation so ein Viertel rauszuhauen!
  4. Viertel: Masochismus-Rating 3/10. Auch wenn es wehtut, die Niederlage der Tigers mitverfolgen zu müssen, so schön ist doch der Einsatz mitanzusehen, den die Mannschaft zeigt. Nachdem bei der Auswärtsniederlage in Hagen die Einstellung so gar nicht gestimmt hat, ist in Bremerhaven heute genau das Gegenteil der Fall. Mehr hätte man gegen die Eisbären meines Erachtens auch weder erwarten, noch verlangen sollen, so dass ich trotz der Niederlage durchaus zufrieden bin.

Woran hat es gelegen?

An der Energie der Tigers im letzten Viertel. Nach der starken Aufholjagd im dritten Viertel merkte man den stark dezimierten Tübingern im Schlussabschnitt an, dass die Mannschaft einfach nicht mehr genug im Tank hatte. Vor allem beim Defensivrebound und in der Offensive, wo die Tigers vermehrt in Einzelaktionen verfielen und den Ball kaum mehr bewegten, machte sich die Erschöpfung bemerkbar. Schlussendlich war so gegen eine starke Mannschaft wie Bremerhaven kein Sieg zu holen, auch wenn dieser ob des puren Einsatzes der Tigers absolut verdient gewesen wäre.

Das Spiel in einem Video

https://www.youtube.com/watch?v=_SMUPnkuslQ

Die Tigers hier in einem sehr treffenden Vergleich als Miami Heat.

Sadist des Tages

Leon Friederici. 27 Punkte schenkte der Bremerhavener Scharfschütze den Tigers ein und brachte mit seinen 6/11 Dreiern, sowohl was Wurfvolumen als auch -Quote betrifft, eine lupenreine ProA-Imitation von Alexey Shved (an einem guten Tag!) aufs Parkett. Was mir dabei besonders weh getan hat, ist dass Friederici gefühlt als einziger konsequent die Zonenverteidigung der Tigers bestrafen konnte und so ein entscheidender Faktor dafür war, dass die Tübinger am Ende doch das Nachsehen hatten.

Lichtblick des Tages

Daniel Keppeler. Es ist natürlich immer eine wunderbar, wenn bei den Tigers endlich ein Schlüsselspieler von einer Verletzung zurückkommt, doch nicht nur Keppelers pure Anwesenheit im hauchdünnen Tigers-Frontcourt war für mich gegen Bremerhaven ein Anlass zu Hoffnung, sondern auch seine starke Performance. Mit 14 Punkten (60% FG), neun Rebounds, je zwei Assists, Steals und Blocks und ohne einen einzigen Turnover war Daniel Keppeler der mit Abstand effektivste Tiger (Eff.: 24) und auf beiden Seiten des Spielfelds ein entscheidender Faktor. Was mich dabei allerdings besonders gefreut hat, ist mein Eindruck, dass wir über die Saison eine ordentliche Entwicklung im Offensivspiel des Daniel Keppeler beobachten durften. Während ich zu Saisonbeginn beim jungen Big Man noch immer wieder den Eindruck hatte, dass Abschlüsse aus Postmoves (v.a. Fadeaway-Jumper) ein Problem darstellten, sah sein Offensivarsenal gegen Bremerhaven doch schon sehr ‚polished‘ aus, vor allem aus dem Lowpost war das mehr als solide. Es würde mich sehr freuen, diese Entwicklung noch weiter beobachten zu dürfen, gerne auch über diese Saison hinaus.

Statistik des Tages

31 Rebounds konnten sich die Tigers heute sichern, darunter acht am offensiven Brett. Die Eisbären Bremerhaven konnten sich insgesamt 41 Abpraller sichern, davon 14 nach eigenen Fehlwürfen. Hier machte sich die dünne Frontline und die daraus resultierende körperliche Unterlegenheit der Tigers bemerkbar – hinzu kommt, dass es eine Zonenverteidigung natürlich auch nie leichter macht, beim Defensivrebounding die richtigen Zuordnungen zu finden. Insgesamt war so das Rebounding (neben der spärlichen Dreierquote von 28%) eine der großen Schwächen der Tigers, die entscheidend zum Spielausgang beigetragen hat.

Schmankerl des Tages

Wenig überraschend war es gegen Bremerhaven wieder einmal Elias Valtonen, der auf Seite der Tigers für die Highlights zuständig war. Explizit möchte ich seine beiden Dunks (hier bin ich übrigens komplett voreingenommen, ich werde in Zukunft versuchen, mehr non-Dunk-Highlights zu finden und hervorzuheben, aber das fällt mir sehr schwer) nennen: einmal der schmackhafte Stopfer im zweiten Viertel bei 1:48 auf der Uhr (sogar als And-One), sowie im dritten Viertel bei 4:47 ein sehr ansehnlicher Tip-Dunk.

Als letztes Highlight und auch ein wenig als Anerkennung seiner starken Leistung möchte ich noch den Dunk von Daniel Keppeler 16 Sekunden vor Ende der Partie erwähnen, der natürlich nichts mehr am Ausgang Enden konnte, aber einen schönen Schlusspunkt für die Tigers setzte.

Jugendspieler-Watch

In einer Partie, in der Danny Jansson die Minuten für seine Spieler, wohl auch angesichts der hohen Belastung, sehr ausgeglichen verteilte (alle liegen zwischen 20:30 und 32:18 min.), kamen mit Jekabs Beck (21:39 min.), Elias Valtonen (32:18 min.) und Timo Lanmüller (20:30 min.) insgesamt drei Jugendspieler zu üppiger Einsatzzeit. In Summe macht das 74:27 Minuten Einsatzzzeit für Nachwuchsspieler, was 37,25 % der insgesamt verfügbaren Spielzeit bedeutet.

Streambewertung

6/10. Auch wenn der Bremerhavener Stream nichts wirklich falsch macht, war ich nicht begeistert von der Übertragung. Was auf jeden Fall positiv hervorzuheben ist, ist dass das Audio der Spielerpräsentation direkt in den Stream eingespeist wurde und man nicht, wie sonst so oft der Fall, die Vorstellung der Teams in grausamer Audioqualität über die Mikros der Moderator:innen mithören musste. Die Kameraführung war durchaus solide und die Trainingshalle der Eisbären hübsch, aber mehr Positives kann ich sonst nicht hervorheben. Der Kommentar war für meinen Geschmack etwas sehr zurückhaltend, außer darin, zu betonen, dass Elias Valtonen Finne ist. Hätte ich das noch nicht gewusst, hätte ich spätestens nach diesem Spiel keine Chance mehr gehabt, diese Tatsache je zu vergessen. Außer den immerhin unterhaltsamen Einspielern des Eisbären-Danceteams, haben mir weitere Einspieler, die der Berichterstattung einen inhaltlichen Mehrwert geben (wie z.B. 03 Fragen an…) wirklich gefehlt, wohl vor allem zeigt, dass meine Standards im Lauf der Saison merklich gestiegen sind.

Links

Wie immer findet Ihr hier die Links zu den Spielberichten der beiden Teams:

Tigers: https://tigers-tuebingen.de/zu-acht-beherzt-gekaempft-und-doch-verloren-7987-niederlage-in-bremerhaven/

Bremerhaven: https://dieeisbaeren.de/medien/news/artikel?tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Bnews%5D=226&cHash=2056030b0abfa4d9419cc014ada8ffc8

und zu den Stats: https://live.2basketballbundesliga.de/g/107002?s=boxscore

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Spielberichte

Hagen – Tigers

Zusammenfassung

  1. Viertel: In einem Spiel, das von Beginn an auf beiden Seiten zerfahren und müde wirkt, können die Tigers in der sechsten Minute durch Troy Simons ihre erste Führung erspielen (9:11). Danach sind es allerdings die Gastgeber, die in einer weiterhin wenig intensiven Partie aufdrehen. Wie im letzten Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften scort Hagen vor allem von der Dreierlinie (4/7 im ersten Viertel) und führt zur Pause mit 24:16.
  2. Viertel: Nach einem schnellen Zwischen-Shootout zu Viertelbeginn, das 5:5 endet tun sich die Tigers offensiv sehr schwer gegen die Hagener Zonenverteidigung. Die Feuervögel hingegen schießen weiter munter Dreier und auf der Tübinger Seite lässt sich entschiedene Gegenwehr weiter vermissen. Einen kurzen energiegeladenen Lauf können die Tigers in der 15. Minute starten: Nachdem Elias Valtonen unsportlich gefoult wurde und durch wichtige Impulse von Timo Fischer können die Tigers von 33:23 (15. Minute) auf 35:30 verkürzen (16. Minute). Doch dieser kurze Run bleibt das einzige Aufbäumen der Tigers, die nie wirklich in die Partie finden und mit einem verdienten Rückstand von 47:36 in die Halbzeit gehen.
  3. Viertel: Die Geschichte dieser Partie ist schnell erzählt: aus der Pause bringen die Tübinger keine nennenswerten Impulse mit, die Feuervögel führen nach zweieinhalb Minuten schon mit 14 Punkten (54:40). Einen kleinen Zwischenlauf können die Tigers als Antwort einstreuen und Hagen beim Stand von 54:45 (24. Minute) sogar zur Auszeit zwingen. Doch trotzdem will sich das Momentum nicht auf Tübinger Seite verlagern. Selbst nachdem sich Jannik Lodders mit seinem zweiten unsportlichen Foul in der 25. Minute für das Restspiel disqualifiziert, können die Raubkatzen daraus keinen Profit schlagen. Enosch Wolfs Freiwürfe verfehlen beide ihr Ziel, in den darauf folgenden Angriffen folgen drei Fehlwürfe und ein Turnover und jeglicher Aufwind wurde den Tigers abrupt wieder genommen. Diese Dynamik zieht sich weiter durch das dritte Viertel, die Janssons stehen sich immer weider selbst im Weg, belohnen sich nicht für erfolgreiche Aktionen und liegen vor dem Schlussviertel mit 69:52 zurück.
  4. Viertel: Zu Beginn des Schlussabschnitts spielen die Tigers noch einmal kurz auf Augenhöhe mit ihren Gegnern, können durch einen kurzen 8:4-Lauf sogar auf 73:60 verkürzen (33. Minute). Was danach passiert, möchte ich nicht mehr im Detail beschreiben, die Tigers ergeben sich ihrem Schicksal, stellen die Gegenwehr ein, erzielen in der restlichen Partie nur noch kümmerliche fünf Punkte und verlieren am Ende mit 91:65.

Viewers‘ Guide für den Relive-Genuss

  1. Viertel: Masochismus-Rating 6/10. Im dritten Spiel beider Mannschaften innerhalb von sechs Tagen merkt man den Spielern wohl die Belastung an. Die Partie wirkt von Beginn an blutleer, beide Teams verpassen es, im ersten Viertel emotionale Höhepunkte zu setzen und die wenig hochklassige Partie plätschert vor sich hin.
  2. Viertel: Masochismus-Rating 7/10. Bis auf einzelne Highlights ist das Spiel weiterhin furchtbar anzuschauen. Offensiv präsentieren sich die Tigers bis hierhin desolat (12 Ballverluste, 39% FG), was mich allerdings vor allem stört ist die mangelnde Emotionalität der Mannschaft – niemand scheint sich wirklich am bisherigen Spielverlaf zu stören.
  3. Viertel: Masochismus-Rating 8/10. Ohne nennenswerte Impulse aus der Halbzeitpause haben die Tigers weiterhin kein Mittel gegen die Zonenverteidigung der Hagener, die beileibe auch nicht wie eine Übermannschaft auftreten. Mit acht Turnovern in diesem Viertel testen die Tigers die Frustrationstoleranz aller ihnen zugeneigten Zuschauer:innen aufs Äußerste. Das Angriffsspiel wirkt plan- und kopflos, der Ball bewegt sich nicht… am besten einfach nicht wegschalten.
  4. Viertel: Masochismus-Rating 10/10. Was mir am Tübinger Spiel Leiden bereitet hat, habe ich schon ausführlich beschrieben, das alles bessert sich im vierten Viertel nicht und irgendwann stellen die Raubkatzen auch ihre letzten Bemühungen ein. Ob aufgrund mangelnder Energie (verständlich nach drei Spielen in sechs Tagen mit einem derart dünnen Kader) oder mangelnder Motivation kann ich nicht sagen, was aber als Betrachter:in auch nicht wirklich wichtig ist. Furchtbar sieht es allemal aus, wer dieses Viertel freiwillig noch einmal ganz anschaut, hat sich die Bezeichnung Masochist:in mehr als redlich verdient.

Woran hat es gelegen?

Auch wenn es einfach wäre, die Leistung der Tigers auf mangelnde Energie und zu große Erschöpfung zu schieben, möchte ich den Grund für die Niederlage doch an anderer Stelle suchen. Phoenix Hagen ist momentan eine ähnlich dezimierte Mannschaft mit einem ähnlichen Spielplan und hat sich heute auch nicht im Stile einer ProA-Spitzenmannschaft gezeigt.
Für mich liegt der Grund für die Niederlage (und ich weiß natürlich, monokausale Erklärungen sind immer schwierig…) viel mehr in der Offensivleistung der Tigers. Zu keinem Zeitpunkt haben die Raubkatzen ein Mittel gegen die regelmäßig eingestreute Hagener Zonenverteidigung, was sich sowohl im rein optischen Eindruck niederschlug (wenig Ballbewegung, zu enges Spacing, schlechte Entscheidungen), als auch in den Statistiken (23 Turnover, 36 FG%, nur 65 erzielte Punkte). So gewinnt man kein Spiel.

Das Spiel in einem Video

Nach einem solchen Spiel und so viel Negativität in den Viertelzusammenfassungen, möchte ich hier nicht auch noch ein deprimierendes Video raussuchen. Deswegen habe ich es mir einfach gemacht, tief in die Tigers-Feelgood-Kiste gegriffen und präsentiere ein Hagen-Spiel aus weit besseren Zeiten:

https://www.youtube.com/watch?v=fuqzG-Ay1yM

Sadist des Tages

Karrington Ward. Nachdem die Hagener Nachverpflichtung im bisherigen Saisonverlauf noch größere Eingewöhnungsprobleme hatte, drehte Ward schon im Hinspiel gegen die Tigers auf, um im heutigen Rückspiel dann komplett zu übernehmen. Dabei fügte er nicht nur der Moral der Tigers mit zwei absoluten Highlight-Dunks irreparable Schäden zu, sondern auch von der Dreierlinie schenkte Ward den Tigers mit einer Quote (4/5) ein, von der alle Tigersspieler nur träumen konnten. Am Ende der Partie standen für den verdienten Sadist des Tages 22 Punkte, drei Rebounds und je zwei Blocks und Steals zu Buche – denn nicht nur offensiv, sondern auch defensiv konnte Karrington Ward die Tigers immer wieder mit seiner Athletik bloßstellen.

Lichtblick des Tages

Timo Fischer. Nachdem Fischer seinen letzten ProA-Einsatz vor zwei Monaten gegen Ehingen feiern durfte, konnte er heute gegen Hagen endlich wieder einmal Spielzeit abgreifen und wusste diese durchaus zu nutzen. Nicht nur aufgrund der statistischen Ausbeute (drei Punkte, ein Steal in neun Minuten) war Fischer einer der wenigen Lichtblicke auf Tigers-Seite, sondern vor allem, weil er einen dringend benötigten belebenden Faktor für das Spiel seiner Mannschaft darstellte und vor allem in seinem Einsatz im zweiten Viertel wichtige Energie aufs Spielfeld brachte.

Statistik des Tages

Phoenix Hagen: sieben Ballverluste, Tigers Tübingen: 23 Ballverluste. Frage an die wirklichen Statistik-Nerds unter euch: kann es eventuell spielentscheidend sein, den Ball mehr als dreimal so oft wie die gegnerische Mannschaft zu verlieren?

Schmankerl des Tages

Wie es sich für ein derart schwache Leistung der Tigers gehört, geht der erste Platz hier an den verdienten Sieger der Partie und Sadist des Tages, Karrington Ward. Im dritten Viertel bei ca. 1:57 verbleibender Spielzeit lieferte Ward im 1-gegen-0-Fastbreak (ganz richtig, nach einem vermeidbaren Tigers-Turnover) einen der eindrucksvollsten Dunks ab, den ich bisher in der ProA sehen durfte, indem er nur einen knappen Meter nach der Freiwurflinie absprang und damit seine beste Jordan Mickey-Imitation gab (siehe https://www.youtube.com/watch?v=ZIVqy50V0fc, im Prinzip das gleiche, nur halt auf ProA-, statt ACB-Niveau).

Doch auch wenn die Partie an sich für Tigers-Fans eine sehr unansehnliche war, ein paar sehenswerte Plays produzierten unsere Lieblinge doch auch:

Platz zwei geht an Elias Valtonen, der sich immer mehr zum elitären Shotblocker zu mustern scheint und im dritten Viertel bei 5:20 auf der Uhr und im vierten Viertel bei noch 7:05 zu spielen zwei spektakuläre Blcoks ablieferte.

Platz drei geht an Tigers-Kapitän Enosch Wolf, der im dritten Viertel bei 07:52 zu spielen einen saftigen Dunking ablieferte.

Jugendspieler-Watch

Auch wenn das Rückspiel gegen Hagen sicherlich eins zum vergessen war, immerhin hat Danny Jansson die Möglichkeit genutzt, reichlich Einsatzzeit auf seine Jugendspieler zu verteilen. Mit Timo Fischer (09:22 Min.), Jekabs Beck (15:50 Min.), Timo Lanmüller (28:07 Min.) und Elias Valtonen (30:32 Min.) durften vier Nachwuchsspieler aufs Partkett, die insgesamt 84:40 Minuten, also 42,3% der verfügbaren Einsatzzeit abgreifen konnten – was mir wie ein neuer Höchstwert für diese Kategorie erscheint (zumindest für die Spiele, zu denen ich Berichte geschrieben habe, ich lade euch aber herzlich ein, das nochmal zu überprüfen).

Streambewertung

4,5/10. So Verwöhnt ich in den letzten Spielen vom Tigers-Stream war, so wenig angetan, war ich heute vom Hagener Live-Feed. Vor allem zu Beginn des Spiels hinderte der hektische Schnitt mit bis zu drei Sprüngen in der Kameraperspektive pro Angriff das Aufkommen jeglichen Gefühls für den Rhtytmus des ohnehin sehr energiearmen Spiels. Dazu klang der Livekommentar – wenn auch fachlich sicherlich kompetent – für mich ofterschreckend leblos und passte sich so an das unangenehme Sehrerlebnis der Partie an. Hier bin ich inzwischen den fröhlichen Dauer-Talk der Tigersübertragung gewöhnt, der mir deutlich besser liegt. Pluspunkte gibt es für die karnevaleske Stimmungsknaller-Musik zum Tip-Off und die im Ligavergleich doch wirklich ästhetische Heimspielstätte (Parkett macht hier einen riesigen Unterschied finde ich). Allerdings muss ich diese doch eher strenge Kritik damit relativieren, dass ich aus Zeitgründen die Pregame-Berichterstattung nicht verfolgen konnte (und damit hier eventuelle Pluspunkte verpasst habe) und höchstwahrscheinlich durch meine aufgrund der Tigers-Performance sehr negative Grundstimmung deutlich kritischer war, als ich es bei einem besseren Spiel gewesen wäre. Von der Produktionsqualität sehe ich den Tigers-Steam allerdings inzwisch tatsächlich deutlich vor dem der Hagener.

Links

Wie immer, hier noch die Links zu den Spielberichten der Teams:

Tigers: https://tigers-tuebingen.de/zu-wenig-energie-tigers-muessen-6591-niederlage-in-hagen-einstecken/

Hagen: https://www.phoenix-hagen.de/news/details/news/revanche-gelungen-feuervoegel-zaehmen-die-tigers/ (inzwischen frage ich mich, ob es noch irgendein Wortspiel mit Tiger-Bezug gibt, das noch von keiner Presseabteilung der ProA/BBL aufgriffen wurde/ halbwegs originell ist)

und zu den Stats: https://live.2basketballbundesliga.de/g/106924

Feedback wie immer gerne per Mail an kontakt (a t) basketball-masochisten.de oder auf Instagram (@basketball_masochisten.de).

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Spielberichte

Tigers – Hagen

Zusammenfassung

  1. Viertel: Die extrem ersatzgeschwächten Tigers (heute ohne Crawley, Sharkey, Keppeler, Mikesell, Broening, Sorgius) finden gegen aggressive Hagener schwer in die Partie und fangen sich einen 3:10-Lauf in nur zwei Minuten. Danach stimmt die Intensität und die Tübinger können ihre Gäste immer wieder zu Ballverlusten und beim Stand von 9:10 auch zur Auszeit zwingen. Was darauf folgt ist ein wilder Shootout, den die Hagener gewinnen und so dank sechs getroffener Dreier und einer 75-prozentigen Feldwurfquote zum Viertelende mit 20:30 führen.
  2. Viertel: Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten in der Offensive verfallen beide Teams in ein fröhliches Geballere und Gerenne. Wie in Gedenken an die glorreichen Zeiten unter Ingo Freyer zwingen die Feuervögel den Tigers ein wildes Run-and-Gun-Spiel auf. Dabei haben zunächst die Gäste die Oberhand, führen dank weiter hervorragenden Quoten aus der Distanz in der 14. Minute bereits mit 26:40. Mit Enosch Wolfs Ellenbogen gegen Joel Aminu (den man als Streamzuschauer:in ungefähr zehn mal in Slow Motion genießen durfte – danke dafür an die Regie!) als eine Art Momentum Changer können die Tigers aber aufholen, verkürzen auf 40:43 (17. Minute). Bis zur Halbzeitpause ändert sich an der Dynamik des Spiels nicht mehr viel und mit einem Rückstand von 47:53 gehen die Tübinger ins dritte Viertel.
  3. Viertel: Zu Beginn der zweiten Halbzeit laufen die Tigers mit den Hagenern mit, können aber noch nicht bedeutend verkürzen. Erst in der 23. Minute können die Hausherren dann das Momentum an sich reißen. Drei sehenswerte Blocks von Wolf und Valtonen bringen die Mannschaft in Fahrt und in der 24. Minute können die Tigers dann mit 60:59 endlich wieder die Führung übernehmen. Bis zum Viertelende sehen die Tübinger spielerisch deutlich besser aus, lassen den Ball schön laufen und einzig ihren Dreiern, die weiterhin unglaublich sicher fallen, haben es die Phoenixe zu verdanken, dass sie mit nur vier Punkten Rückstand (81:77) ins letzte Viertel gehen.
  4. Viertel: die Hagener Gäste kommen stärker aus der Pause, legen einen 12:2-Run hin, der ihnen eine 83:89-Führung beschert (33.Minute) und bei Tigersfans die Angst vor dem altbekannten Einbruch zu Spielende aufkommen lässt. Doch wie noch vor zwei Tagen gegen Kirchheim schaffen es die Tübinger, in den letzten Minuten ihre defensive Intensität zu steigern und können Hagen dadurch für den Rest des Spiels bei nur sechs Punkten halten. So können die Janssons aufholen und die Führung wiedererlangen. In der 39. Minute steht das Spiel dann noch einmal kurz auf Messers Schneide, als Hagen wieder auf 96:95 verkürzen kann. Ein eiskalter Stepback-Dreier von Troy Simons und ein ganz wichtiger Block von Elias Valtonen sichern den Tigers dann allerdings den verdienten 100:95-Heimsieg.

Viewers‘ Guide für den Relive-Genuss

  1. Viertel: Masochismus-Rating 5/10. Auf der positiven Seite ist die phasenweise aggressive Defense der Tübinger zu erwähnen, die in vier Steals und sehenswerten Fastbreaks resultierte. Absolut unangenehm war hingegen das Gefühl, von den Hagenern von der Dreierlinie regelrecht abgeschossen zu werden und dem nur wenig entgegenzustellen. Insgesamt ein unterhaltsames Viertel, in dem es munter das Spielfeld hoch und runter ging, das aber sicherlich eher Hagen-Fans Freude bereitet hat.
  2. Viertel: Masochismus-Rating 5/10. Dieser Spielabschnitt ist wirklich Geschmackssache, für Liebhaber:innen geduldigen und strukturierten Angriffsspiels sicher nichts, allen hingegen, die der Devise „wer trifft hat Recht“ anhängen, wird das zweite Viertel richtig Spaß bereitet haben. Aus Tigers-Sicht war der Abschnitt beileibe nicht katastrophal, fast sogar stark, wenn man überlegt, dass Hagen mit 63% Feldwurfquote den Janssons (44%) hier weit überlegen war, das Spiel aer trotzdem nicht an sich reißen konnte. Als basketball-ästhetischer Wermutstropfen sind allerdings die vielen Foulpfiffe zu nennen, die der Partie zum Viertelende hin viel von ihrem Rhythmus nehmen.
  3. Viertel: Masochismus-Rating 3/10. Das Tempo der Partie bleibt hoch, dementsprechend fallen viele Punkte und es gibt eine Menge gelungener Offensivaktionen zu bewundern. Dazu kommt, dass die Tigers in diesem Viertel mit ihrer aggressiven Defense auch am eigenen Korb Highlights setzen können, was beim Zuschauen große Freude bereitet.
  4. Viertel: Masochismus-Rating 3/10. Natürlich können es sich die Tigers nicht verkneifen, noch einmal kurz zu wackeln, Hagen in Führung kommen zu lassen und den Puls ihrer Fans in die Höhe zu treiben. Am Ende überwiegt dann aber doch die Freude über die souverän ausgespielte Schlussphase und den Sieg, der vollkommen verdient ist und angesichts der vielen Ausfälle umso besser schmeckt.

Woran hat es gelegen?

Die Defensive der Tigers in der Schlussphase. Nach Paul Gieses Dreier bei 1:38 Minuten vor Spielende konnten die Tübinger ihre Gäste konsequent am punkten hindern und schickten die Hagener dabei auch nicht ein einziges Mal an die Linie. Besonders Elias Valtonens Block und Enosch Wolfs Steal in der letzten Minute sind hier hervorzuheben und ganz entscheidende Faktoren für den heutigen Sieg.

Das Spiel in einem Video

https://www.youtube.com/watch?v=JXQdM7tU6B0

Es war eine gute Woche für Dreier: erst Marcus Eriksson für Alba, dann Phoenix Hagen gegen die Tigers. Steile These: Hagens Dreierperformance verhält sich zu Erikssons Meisterstück (10/13 Dreiern) genau wie die ProA zur Euroleague: vom Niveau her etwas schlechter, aber im Prinzip identisch.

Sadist des Tages

Jannik Lodders. Ich weiß nicht, ob es eine stark verzerrte Wahrnehmung meinerseits ist, oder die Statistiken mich hier unterstützen, aber jedesmal wenn ich in einer Tigers-Übertragung den Namen Lodders höre, läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Gefühlt hat das Brüderduo Robin und Jannik nicht nur den schönsten Nachnamen der gesamten Barmer ProA gemeinsam, sondern auch die Eigenschaft, dass sie gegen die Tigers immer ordentlich abliefern. Nachdem Robin (für Science City Jena im Einsatz) diese Saison im Schnitt 14 Punkte pro Partie gegen die Tigers erzielte, hat der zwei Jahre ältere Jannik den Tigers heute ganze 21 Punkte eingeschenkt und dabei fünf seiner sieben Distanzwürfe versenkt. Besondere Schmerzen bereitet hat mir dabei nicht nur seine starke Leistung an sich, sondern auch sein Sprungwurf, den ich als absoluter Amateur natürlich kein Recht habe zu kritisieren, der aber rein ästhetisch schon eher in den Bereich „wilde Schleuder“ einzuordnen ist (siehe dazu z.B. im vierten Viertel bei 8:24 auf der Uhr).

Lichtblick des Tages

Nachdem am vergangenen Spieltag Enosch Wolf dafür gelobt wurde, für die ausgefallenen Spieler in die Bresche gesprungen zu sein – und auch wenn er das gleiche Lob heute noch einmal verdient gehabt hätte – geht der Titel des Lichtblicks des Tages an Gianni Otto. Ähnlich wie Wolf nutzte Otto die Ausfälle der Tigers (in diesem Fall natürlich besonders den von Josh Sharkey) um mehr Verantwortung für seine Mannschaft zu übernehmen. Das tat der Back-Up-Pointguard der Tigers mit durchschlagendem Erfolg, 13 Punkte, neun Assists, fünf Rebounds und fünf (!) Steals brachte er aufs Parkett und sorgte so vor allem defensiv und im Spielaufbau für ganz wichtige Akzente.

Statistik des Tages

An dieser Stelle bleibt mir nichts anderes übrig, als die überragende Statline von Elias Valtonen zu loben. Schon in der Halbzeit wurde der erst 21-Jährige von dem Großteil seiner Mitspieler in der Kategorie „03-Fragen an…“ als der Tiger mit der größten Zukunft eingeschätzt und bewies dann auf dem Spielfeld mehr als eindrucksvoll, warum ihn seine Teammates derart schätzen. Mit 24 Punkten (57% FG), sieben Assists, acht Rebounds, vier Blocks und einem Steal bei nur einem Ballverlust legte er eine atemberaubende Allround-Performance hin und konnte völlig verdient die attraktivste individuelle Auszeichnung der ProA, die Tress-Man-of-the-Match-Nudeltasche gewinnen.

Schmankerl des Tages

Nachdem es mir für das Spiel der Tigers in Kirchheim noch schwer fiel, genug erwähnenswerte Highlights zu finden, stehe ich nun vor dem genauen Gegenteil dieses Problems: auszuwählen, welche der vielen Glanzlichter es verdient haben, hier aufgezählt zu werden.

Darum heute in loser Reihenfolge drei längere Highlightsequenzen, für die es sich lohnen dürfte, sich nochmal umständlich durch die Relive-Wiedergabe zu klicken.

  1. Die drei Blocks von Wolf und Valtonen im dritten Viertel (Beginn: Q3, ca. 07:40, Ende Q3, 07:16): sehr sehenswerte Defensivaktionen, die das Momentum des Spiels entscheidend beeinflusst haben.
  2. Troy Simons im letzten Viertel: erst mit einem sehr attraktiven Baseline-Dunk (Q4, ca. 4:15) und dann mit seinem Dagger-Dreier, der die Hoffnungen der Hagener auf den Sieg endgültig begrub (Q4, 0:22), war Simons der Mann, der in der Schlussphase die Verantwortung übernahm – und zwar auf mehr als sehenswerte Weise.
  3. Die Sequenz, die die Tigers im ersten Viertel richtig ins Spiel kommen ließ: zwei Steals, die in zwei Fastbreak-Dunks von Elias Valtonen und Enosch Wolf endeten (Q1: ca. 07:45-06:50) und die Hagener zu ihrer ersten Auszeit zwangen.

Jugendspieler-Watch

Aus der dünnen Achter-Rotation, die Danny Jansson gegen Phoenix Hagen aufs Parkett schickte, zählen drei der eingesetzten Spieler nach Statuten der ProA als Nachwuchsspieler: Jekabs Beck (12:51 Min.), Timo Lanmüller (21:11 Min.) und Elias Valtonen, der mit 34:32 Min. Einsatzzeit seine ganze Mannschaft anführt und dessen Aufnahme in den Kreis der Nachwuchstalente mir mit jeder Partie der Saison den anderen U22-Spielern der ProA gegenüber immer unfairer erscheint. Insgesamt stehen damit 68:34 Min. Spielzeit für vermeintliche Jugendspieler zu Buche, was ungefähr 34,3 Prozent der verfügbaren Einsatzzeit ausmacht.

Streambewertung

8,5/10. So langsam gehen mir die Kritikpunkte am Stream der Tigers aus, mit der inzwischen auch wirklich gut produzierten Pre-Game-Show (die Grafiken gefallen mir sehr!) inklusive der außerordentlich unterhaltsamen neuen Kategorie „03 Fragen an…“ und gut recherchierter Einschätzung der Gegner und einem weiteren Einspieler zur Halbzeitpause wurden die größten noch bestehenden Baustellen angesprochen. Wenn man bedenkt, was sich hier seit Beginn der Saison getan hat, ist das eine Entwicklung, die mich sehr positiv stimmt.


Einzig die Frage „Wen würdest du niemals deine Schwester daten lassen“ bei „03 Fragen an…“ lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Natürlich ist es sehr unterhaltsam, seine Teammates nach Datebarkeit zu sortieren und hier eine etwas lockerere Note in die Berichterstattung rund um das Spiel mitaufzunehmen – darüber habe ich mich gefreut! Allerdings hatte ich auch ein wenig Angst, dass das Ganze in ein unangenehm-patriarchales Fahrwasser abdriftet, in dem es darum geht, für die eigene Schwester Entscheidungen treffen zu wollen, die ihre ureigenen sind und in denen sie sich nichts von ihrem Bruder vorzuschreiben hat. Für mich wurde diese Grenze noch nicht überschritten, ich kann mir aber vorstellen, dass andere Menschen diese Frage zurecht als unangenehm empfanden. Hier kommen wir schnell zu einem ganz anderem Thema, dem der verzerrten undstereotypischen Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit im Sport, bzw. hier genauer Basketball, denen ich im Amateurbereich regelmäßig begegne, und die mir auch in höchsten Profikreisen recht verbreitet erscheinen. Wenn hier verkrustete Muster aufgebrochen werden, ist das unbedingt zu begrüßen!
Na ja, der Stream war auf jeden Fall gut bis sehr gut und mich freut der Mehraufwand, der in Formate wie „03 Fragen an…“ gesteckt wird, danke!

Links

Hier noch zu den Spielberichten der jeweiligen Teams:

Tigers: https://tigers-tuebingen.de/dezimierte-tiger-zeigen-krallen-10095-erfolg-ueber-phoenix-hagen/

Hagen: https://www.phoenix-hagen.de/news/details/news/defensiv-zu-loechrig-phoenix-verliert-in-tuebingen/

und zu den Stats: https://live.2basketballbundesliga.de/g/107106

Wie immer freue ich mich über Feedback via Mail (an kontakt (a t) basketball-masochisten.de) oder Instagram (@stochastikk)!

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Spielberichte

Tigers – Kirchheim

Zusammenfassung

  1. Viertel: Der Ball läuft von Spielbeginn an gut durch die Reihen der Tigers, was auch ohne den verletzten Point Guard Josh Sharkey für eine sehr ansehnliche Offensive sorgt. In der Verteidigung wechseln sich allerdings gute, druckvolle Sequenzen mit unnötigen Aussetzern ab, so dass die Partie zur ersten Pause mit 26:26 ausgeglichen ist.
  2. Viertel: Nachdem die Tigers zunöchste da weitermachen, wo sie aufgehört hatten, müssen sie in der 14. Minute eine harten Schlag verkraften, als Ryan Mikesell (bis dahin mit sieben Punkten, vier Rebounds und zwei Assists einer der stärksten Tiger) mit einer Knöchelverletzung das Spielfeld verlassen muss. Mikesell wird über das ganze Spiel hinweg nicht mehr zurückkehren und die Tigers nach seiner Verletzung im gesamten Viertel nur noch sieben Punkte erzielen. Offensiv reiht sich Fehler an Fehler, in der Defensive bekommen die Gäste Kirchheims Guard Nico Brauner nicht gestoppt, der im zweiten Viertel 16 Punkte bei perfekter Feldwurfquote auflegt. Ergebnis ist ein ernüchternder Rückstand von 55:39 zur Halbzeitpause.
  3. Viertel: Die Tübinger starten schwach in die zweite Halbzeit, brauchen zweieinhalb Minuten um überhaupt wieder auf’s Scoreboard zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt (23. Minute) steht es 61:41 und die Partie scheint schon fast entschieden. Wider Erwarten können sich die Tigers aber aufraffen, legen in der Defensive mehrere Zähne zu und können dank ihrer nun wirklich aggressiven Verteidigung bis auf 65:60 verkürzen (29. Minute). Leider beenden sie das Viertel nicht souverän genug und liegen so vor dem Schlussabschnitt doch wieder etwas zu hoch mit 71:60 zurück.
  4. Viertel: Nur Millimeter sind die Tigers in der Schlussphase dieses Spiels davon entfernt endlich einmal die übliche Dynamik umzukehren und in den letzten Minuten ihre Gegner zu zwingen, eine gewonnen geglaubte Partie doch noch abzuschenken.
    Eigentlich sieht schon alles nach einer klaren Sache aus, als Timo Lanmüller in der 36. Minute beim Stand von 83:74 ein unsportliches Foul begeht. Doch Max Mahoney lässt seine beiden Freiwürfe liegen und Kirchheim zeigt massiv Nerven. Stop nach Stop legen die Tigers, die das ganze letzte Viertel ihr defensives Engagement aufrecht erhalten können, hin und 28 Sekunden vor Ende hat Besnik Bekteshi tatsächlich die Möglichkeit mit zwei getroffenen Freiwürfen seine Mannschaft in Führung zu bringen. Leider gehen beide daneben, die Knights treffen dann ihre Freiwürfe und die Partie geht am Ende mit 90:85 an die Gastgeber. Schade, dass diese tolle Aufholjagd nicht belohnt wurde!

Viewers‘ Guide für den Relive-Genuss

  1. Viertel: Masochismus-Rating 3/10. Natürlich erlauben sich die Tigers auf beiden Seiten des Spielfelds gelegentliche Fehler – wäre ja auch verwunderlich wenn nicht – aber insgesamt kann man in den ersten zehn Minuten eine sehr ansehnliche, flüssige Partie mitverfolgen, in der sich beide Mannschaften auf Augenhöhe begegnen.
  2. Viertel: Masochismus-Rating 8/10. Es tut nicht nur immer weh, Verletzungen wie das Umknicken von Ryan Mikesell mitansehen zu müssen, auch der allgemeine Auftritt der Tigers im zweiten Spielabschnitt war schwer zu verkraften. Nach einem solidem Start ins Viertel brechen die Janssons komplett ein, werfen Ball um Ball weg und müssen sich jeden Punkt erkämpfen, während sie auf der Gegenseite vom bestens aufgelegten Nico Brauner abgeschossen werden, der im zweiten Viertel alleine mehr Punkte (16) als das gesamte Tigers-Team (13) auflegt.
  3. Viertel: Masochismus-Rating 2/10. Nach Startproblemen hat dieses Viertel richtig Spaß gemacht. Ohne drei absolute Leistungsträger zeigen die übrigen Tigers, dass die Bezeichnung Rumpftruppe (so sogar geäußert auf dem eigenen Instagram-Account der Tigers…) absolut nicht zutrifft. Defensiv wird Kirchheim immer wieder zu Turnovern gezwungen (wobei man Timo Lanmüller wieder einmal lobend hervorheben muss) und offensiv übernehmen die deutschen Veteranen Verantwortung, besonders Enosch Wolf gefiel mir hier sehr gut.
  4. Viertel: Masochismus-Rating 5/10, allerdings nur wegen des bitteren Endes. Ansonsten habe ich nichts wirklich auszusetzen, die Einstellung und der Kampf haben gestimmt und die Aufholjagd hat mich emotional so mitgenommen wie lange kein Tigers-Spiel mehr. Einfach ein bitteres Ende, aber dem Team möchte ich heute wirklich keinen Vorwurf machen. Danke für den Einsatz!

Woran hat es gelegen?

So weh es tut, das Spiel auf eine Szene herunterzubrechen, für mich sind es die beiden Freiwürfe von Besnik Bekteshi, die in der letzten Minute vom Ring sprangen, die der entscheidende Faktor waren. Bei einer 86:87-Führung 28 Sekunden vor Schluss hätte ich den Tigers zugetraut, das Spiel nach Hause zu bringen, so aber mussten die Tübinger foulen und der Rest ist traurige Geschichte.

Das Spiel in einem Video

https://youtu.be/GlhHZb8drnY?t=52

Keine Spießumdreherei für die Tigers heute.

Sadist des Tages

In seinem ersten Spiel nach einer wohl längeren Verletzungspause war Nico Brauner bester Verfassung und im zweiten Spielabschnitt beinahe im Alleingang für den Niedergang der Tigers verantwortlich. Seine 19 Punkte in der ersten Halbzeit bei 100% Trefferquote aus dem Feld taten richtig weh, so dass ich Brauner als Hauptverantwortlichen für das hundsmiserable zweite Viertel der Tigers ausmache und ihm an dieser Stelle aber auch zum mehr als gelungenen Comeback gratulieren möchte.

Lichtblick des Tages

Nachdem Enosch Wolf im ersten Viertel nur sehr sporadisch von Coach Danny Jansson eingesetzt wurde, so gut wie keinen Einfluss auf das Spiel nehmen durfte und seine Einsatzzeit an Jekabs Beck abtreten musste, fürchtete ich erst, dass er von Coach Jansson nun komplett ausgebootet wurde und die restliche Saison ein trauriges Reservistendasein zu fristen habe. Um so mehr hat es mich gefreut, als sich Wolf zunächst mit zwei Dreiern in der ersten Halbzeit und dann sechs wichtigen Punkten im dritten Viertel zurückmeldete und zeigte, welche belebende Funktion er für die Tigers-Offense erfüllen kann. Auch in der Crunchtime kann man ihm absolut keine Vorwürfe machen und Wolfs Statline von 12 Punkten, vier Rebounds und zwei Assists in nur 14 Minuten lässt mich auf eine Wolf-Renaissance zum Ende der Saison hin hoffen. Auch wenn wir Enosch nächstes Jahr vermutlich nicht mehr bei den Tigers sehen werden, würde ich mich für ihn und auch für alle Fans freuen, wenn er die Personalnot unter dem Korb ausnutzen kann und sich mit starken Leistungen zum Saisonende würdig verabschieden kann.

Statistik des Tages

Zu neun Turnovern zwangen die Tigers die Kirchheimer Aufbauspieler Karlo Miksic (fünf Ballverluste) und Richie Williams (vier Ballverluste), hielten so die beiden primären Ballhandler der Knights insgesamt bei fünf Punkten (1/16 aus dem Feld) und einem kombinierten Effektivitätswert von vier. All diese Zahlen sprechen für den Druck, den die Tigers-Guards auf den Kirchheimer Spielaufbau ausgeübt haben und der den Janssons fast noch den Sieg beschert hätte.

Schmankerl des Tages

Den ersten Platz teilen sich zwei Dunkings von Elias Valtonen, die zwar in ihrer Spektakulärheit nicht ganz an die von Isaiah Crawley gewohnten Highlights heranreichen, aber doch beide sehr schön herausgespielt waren. Zu finden sind die Dunks im ersten Viertel bei ca. 6:47 auf der Uhr und im 2. Viertel bei 05:10 zu spielen.

Das einzige weitere Highlight, das mir erwähnenswert genug scheint, ist Enosch Wolfs Dreier zum Ende des ersten Viertels, der nicht nur fast als Buzzerbeater zählt, sondern auch wegen des adretten Scherenschlags, den Wolfs Beine beim Wurf ausführen, sehr ansehnlich ist.

Jugendspieler-Watch

Im heute doch sehr dünnen Tigerskader kamen nur drei Nachwuchsspieler zum Einsatz, diese allerdings dafür reichlich. Jekabs Beck durfte 12:17 Minuten auf dem Parkett stehen, die er für einen schönen Dreier und vier sehr solide Fouls nutzte, während Elias Valtonen und Timo Lanmüller mit 33:42 und 30:05 Minuten wieder einmal zum Stammpersonal Danny Janssons gehörten. insgesamt standen so 76:04 Minuten Einsatzzeit für Nachwuchsspieler zu Buche, was schöne 38,3 Prozent Einsatzzeit für Jugendspieler bedeutet.

Streambewertung

3,5/10. Wenn alles geklappt hat, war der Kirchheimer Stream für mich ein sehr solider, ungefähr auf Niveau der Tigers. Die Kameraführung war gut, der Kommentar auch, das Interview in der Halbzeit ein schöner Schmankerl, aber getrübt wurde das alles von technischen Defekten erster Güte. Erst irgendwann im zweiten Viertel konnte ich die lieblichen Stimmen des Kommentatorenduos vernehmen, davor blieb der Kommentar leider komplett stumm, ähnliche Probleme traten dann kurz nochmal im vierten Viertel auf. Dazu kommt, dass auch das Interview zu der sehr lobenswerten Aktion der Knights und der Organisation Basketball Aid e.V. aufgrund technsicher Probleme nur verzögert starten konnte. In Summe sorgen all diese technischen Unzulänglichkeiten für ordentliche Abzüge, wobei das Linienwirrwarr auf dem Kirchheimer Boden, das mich unangenehm an die Paderborner Maspernhalle erinnerte, dem Rating auch nicht hilft.
Der Kommentar war, wie bereits erwähnt, durchaus angenehm und für einen Großteil des Spiels war ich fest davon überzeugt, dass der ehemalige Tigers-Hallensprecher und Allround-Basketballexperte Jens Leutenecker zu hören war. Zum Spielende hin, als sich die Kommentatoren beim Namen nannten, wurde kein Jens genannt, was mich sehr verwirrt zurückließ. Hier würde ich mich über eure Rückmeldung freuen: hattet ihr auch den Eindruck, dass Coach Jens für die Knights am Mikrofon war, oder schere ich komplett zu unrecht alle Menschen mit einem schwäbischen Einschlag aus dem Großraum Stuttgart über einen Kamm?

Links

Hier wie gewohnt die Links zu den Spielberichten der Clubs:

Tigers: https://tigers-tuebingen.de/kein-glueck-am-ende-8590-niederlage-in-kirchheim-schmerzhafter-ausfall-von-ryan-mikesell/

Knights: https://www.kirchheim-knights.de/nachricht9816_115_581.htm

Und den Statistiken: https://live.2basketballbundesliga.de/g/107102

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Spielberichte

Tigers – Jena

Zusammenfassung

  1. Viertel: Direkt von Beginn an zeigen sich die Tigers offensiv komplett ohne Rhythmus und können diesen beim besten Willen auch für den Rest des Viertels nicht finden. Magere sechs Punkte erzielt die Mannschaft von Danny Jansson in den ersten zehn Minuten und liegt so mit 6:27 nach dem ersten Spielabschnitt zurück. Mehr möchte ich hierzu nicht schreiben.
  2. Viertel: Elias Valtonen ist es schließlich, der mit einem schweren Sprungwurf in der 11. Minute den offensiven Knoten platzen lässt. Auf einmal können die Tigers scoren, zwingen Jena mit einem 8:2-Run zur Timeout (14:31, 13. Minute) und sind endlich im Spiel. Auch dank eines starken Roland Nyama, der in diesem Abschnitt immer wieder stark den Korb attackiert, spielen beide Mannschaften nun auf Augenhöhe und bis zur Halbzeit können die Tigers ihren Rückstand auf 36:47 reduzieren.
  3. Viertel: Die Gastgeber kommen bissiger (irgendwann musste ich dieses klassische Tigers-Adjektiv einmal nutzen, sorry!) aus der Halbzeitpause und legen vor allem dank ihrer starken Defensive einen kleinen Run hin, halten Jena für mehr als drei Minuten ohne Punkte und zwingen den Gästecoach Frank Menz beim Stand von 43:47 (24. Minute) zur Auszeit. Dessen Team kann kontern, erhöht die Führung wieder leicht, doch die Tigers lassen sich nicht abschütteln, zeigen Krallen (ich bitte um Verzeihung!) und halten das Spiel halbwegs offen, so dass es mit einem Zwischenstand von 53:62 in die Letzte Viertelpause geht.
  4. Viertel: Wenn es darauf ankommt, verfallen die Tigers gegen Science City Jena leider wieder in alte Muster und stellen die Punkteproduktion fast vollkommen ein. Teils sieht die Offense spielerisch wirklich ok aus, aber sowohl Pech als auch mangelndes Selbstvertrauen sorgen für eine mickrige Punkteausbeute. Sieben Minuten vor Spielende steht es 56:70 aus Tigers-Sicht und das Spiel ist entschieden. Am Ende steht ein halbwegs versöhnliches 64:77 zu Buche – und die Erkenntnis, dass die Tigers heute endlich mal ein Spiel durch ihre Offensive und nicht durch mangelnde Defensivleistung verloren haben.

Viewers‘ Guide für den Relive-Genuss

  1. Viertel: Masochismus-Rating 9/10. Was die Tigers uns hier auftischen ist schon sehr harte Kost, es sind gar nicht mal so sehr die Turnover („nur“ vier im Viertel), sondern vor allem die jeder Beschreibung spottende Wurfquote von 13 Prozent aus dem Feld, die beim Zuschauen richtig weh tut. Teilweise spielen die Tübinger keine guten Würfe heraus, teilweise treffen sie offene Würfe nicht, so oder so bitte ich euch, eure Lebenszeit schöner zu nutzen, als diese Performance noch einmal anzuschauen.
  2. Viertel: Masochismus-Rating 3/10. Ab hier macht das Spiel als Tigers-Fan endlich Spaß, nicht nur offensiv sorgen Neuzugang Ryan Mikesell und seine Teamkollegen für ansehnlichen Basketball, sondern auch in der Defensive können die Janssons immer wieder Stops erzwingen.
  3. Viertel: Masochismus-Rating 4/10. Zu Viertelbeginn macht das Zuschauen richtig Laune, defensiv sieht die Leistung der Tigers vor allem gegen ein Spitzenteam wie Jena streckenweise wirklich gut aus. Zum Ende des Abschnitts bauen die Tigers offensiv aber leider zu sehr ab, erlauben sich zu viele Fehler, was den Zuschaugenuss doch schmälert.
  4. Viertel: Masochismus-Rating 7/10. Man kennt es ja schon, aber trotzdem tut es weh. Zwar war dieses Schlussviertel nicht der klassische Tigers-Einbruch wie gegen Heidelberg zu beobachten, der ein offenes Spiel blitzschnell entscheidet, aber trotzdem war es schade zu sehen, wie die starke Leistung der vorherigen beiden Viertel nicht belohnt wurde. Triggerwarnung: unnötige Ballverluste, unglückliche Fehlwürfe.

Woran hat es gelegen?

Im ersten und letzten Viertel haben die Tigers insgesamt nur 17 Punkte erzielt (und diese Viertel so in Summe mit 17:42) verloren. Um diese miserable Offensivleistung zu Beginn und Ende des Spiels auszugleichen, hätte es schon zwei mehr als überragende Mittelviertel gebraucht.

Das Spiel in einem sehr bemühten Vergleich

Ein Sandwich mit einer sehr schmackhaften Füllung, aber zwei Stücken angeschimmeltem weißen Toastbrot um diese leckere Füllung herum. Hierzu habe ich leider kein geeignetes Video oder Bild finden können, hoffe ihr könnt das verzeihen und nachvollziehen, wie es zu diesem Vergleich kam.

Sadist des Tages

Julius Wolf. Zwar leistete sich der Spieler des Monats Januar der ProA gegen die Tigers ein eher leises Spiel, erzielte nur neun Punkte und sammelte einen Rebound ein, trotzdem trat er in doppelter Funktion als Sadist des Tages in Erscheinung. Zum einen haben mir als Tigers-Fan seine drei blitzsauberen Dreier (von denen mir besonders der eiskalte Wurf aus dem Einwurf im ersten Viertel in Erinnerung bleibt) wehgetan, mit denen er unbarmherzige Nadelstiche gegen die Tübinger Verteidigung setzte. Zum anderen muss ich hier natürlich das Narrativ aufgreifen, das bei jedem Aufeinandertreffen von Tübingen und Jena mindestens einmal erwähnt werden muss, nämlich das Duell der Wolf-Brüder Enosch und Julius, das der jüngere Julius mit dem Sieg und einem Effizienzwert-Vorsprung von neun zu zwei eindeutig für sich entscheiden konnte. Zwar habe ich keine genaueren Einblicke in die Geschwisterdynamik des Hauses Wolf, gehe aber davon aus, dass Niederlagen gegen jüngere Geschwister selten großen Spaß machen.

Lichtblick des Tages

Ryan Mikesell. Zum einen stimmt mich die Tatsache sehr positiv, dass die Tigers nach der Verletzung von Isaiah Crawley direkt reagiert und nachverpflichtet haben und so ein Zeichen gesetzt haben, die inzwischen doch recht bedeutungslose Restsaison mit sportlichem Ehrgeiz angehen zu wollen, danke dafür!
Neben seiner puren Anwesenheit hat mir Ryan Mikesell in seinem ersten Auftritt als Tiger auch spielerisch sehr gut gefallen, indem er ohne lange Eingewöhnungszeit wie ein spielintelligenter und beinahe ähnlich athletischer Ersatz für Isaiah Crawley wirkte (siehe dazu später mehr). Zwar war das Wurfglück aus der Distanz noch nicht ganz da (1/4), aber ansonsten zeigte Mikesell in seinem ersten Profispiel eine sehr ansprechende Allround-Performance, die auf Großes hoffen lässt.

Statistik des Tages

Einen von vier Würfen aus dem Feld haben die etatmäßigen Point Guards der Tigers Josh Sharkey, Gianni Otto und Mirjan Broening bei einer kombinierten Einsatzzeit von 24:30 Minuten getroffen. Der Effektivitätswert dieser drei Spieler liegt zusammen bei -2 über das ganze Spiel. Kurz: Von der Aufbauposition haben die Tigers gegen Jena überhaupt keine Produktion bekommen. Dass das Spiel noch halbwegs knapp wurde, ist vor diesem Hintergrund durchaus erstaunlich. Vor allem Josh Sharkey bereitet mir Sorgen, der nach nur 4:30 gespielten Minuten im ersten Viertel das gesamte Spiel über nicht mehr eingewechselt wurde. Hoffen wir, dass hier keine schlimmere Verletzung oder Unstimmigkeiten mit Dany Jansson vorliegen und Sharkey in den nächsten Spielen wieder zur Form des Nürnberg-Spiels finden kann.

Schmankerl des Tages

Zumindest in dieser Kategorie hat sich Ryan Mikesell in seinem Debut als vollauf ebenbürtiger Ersatz für Isaiah Crawley hervorgetan und belegt ganz in der Tradition seines Vorgänger auf der Power Forward Position alle vergebenen Plätze.

Auf Platz 1 landet Mikesells Posterdunk über das Jenaer Kraftpaket Norense Odiase (2. Viertel, ca. 1:24 auf der Uhr), der auch für unparteiische Beobachter:innen das klare Highlight der Partie sein sollte.

Platz zwei teilt sich Mikesells Dunk bei ca. 3:27 im zweiten Viertel, der sicherlich aus And-One hätte gewerten werden können, mit einem Einwurfplay, das die Tigers genau so auch für Isaiah Crawley hätten laufen können (drittes Viertel, 8:36 auf der Uhr) und das in einem sehr sehenswerten Alley-Oop-Korbleger resultierte.

Jugendspieler-Watch

Durch die Rückkehr von Elias Valtonen, der nach einem bockstarken Nationalmannschaftsfenster für Finnland heute endlich sein Comeback feierte und direkt stark ablieferte (14 P, 5 As, 7 Reb, 5 St) und der vollkommen zurecht auch für den Monat Januar wieder zum Youngster des Monats gewählt wurde, sprangen die Einsatzzeit für Jugendspieler gegen Jena auf 60:07 Minuten an. Dabei führt Valtonen mit seinen 33:29 weit vor Timo Lanmüller (19:17), Jekabs Beck (05:28) und Mirjan Broening (01:53). Insgesamt steht der Anteil der Jugendspieler-Minuten so bei ordentlichen 30 Prozent.

Streambewertung

7,5/10. Inzwischen befindet sich der Tigers-Stream wirklich auf akzeptablem Niveau. Lobenswert ist heute hervorzuheben, dass Ryan Mikesell in der Pregame-Show direkt per Interview vorgestellt wurde und die Wiederholungen von Spielszenen durch die Regie immer passender eingebunden werden. Außerdem hat es mich gefreut, neue Werbungen in den Viertelpausen und die schicke Statistikeinblendung zum Spielende zu sehen.

Links

Hier wie immer die Links zu den Spielberichten der Teams:
Tigers: https://tigers-tuebingen.de/das-erste-viertel-verschlafen-6477-gegen-tabellenfuehrer-jena/
Science City Jena: https://baskets-jena.de/newsarchiv/tickets/tx_news/proa-tabellenfuehrer-science-city-jena-feiert-start-ziel-sieg-in-tuebingen/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=cf27d4f90f04dcff0fba03e0eccd4f18
Und den Statistiken: https://live.2basketballbundesliga.de/g/107009?s=boxscore

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