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Spielberichte

Tigers – Jena

Zusammenfassung

  1. Viertel: Direkt von Beginn an zeigen sich die Tigers offensiv komplett ohne Rhythmus und können diesen beim besten Willen auch für den Rest des Viertels nicht finden. Magere sechs Punkte erzielt die Mannschaft von Danny Jansson in den ersten zehn Minuten und liegt so mit 6:27 nach dem ersten Spielabschnitt zurück. Mehr möchte ich hierzu nicht schreiben.
  2. Viertel: Elias Valtonen ist es schließlich, der mit einem schweren Sprungwurf in der 11. Minute den offensiven Knoten platzen lässt. Auf einmal können die Tigers scoren, zwingen Jena mit einem 8:2-Run zur Timeout (14:31, 13. Minute) und sind endlich im Spiel. Auch dank eines starken Roland Nyama, der in diesem Abschnitt immer wieder stark den Korb attackiert, spielen beide Mannschaften nun auf Augenhöhe und bis zur Halbzeit können die Tigers ihren Rückstand auf 36:47 reduzieren.
  3. Viertel: Die Gastgeber kommen bissiger (irgendwann musste ich dieses klassische Tigers-Adjektiv einmal nutzen, sorry!) aus der Halbzeitpause und legen vor allem dank ihrer starken Defensive einen kleinen Run hin, halten Jena für mehr als drei Minuten ohne Punkte und zwingen den Gästecoach Frank Menz beim Stand von 43:47 (24. Minute) zur Auszeit. Dessen Team kann kontern, erhöht die Führung wieder leicht, doch die Tigers lassen sich nicht abschütteln, zeigen Krallen (ich bitte um Verzeihung!) und halten das Spiel halbwegs offen, so dass es mit einem Zwischenstand von 53:62 in die Letzte Viertelpause geht.
  4. Viertel: Wenn es darauf ankommt, verfallen die Tigers gegen Science City Jena leider wieder in alte Muster und stellen die Punkteproduktion fast vollkommen ein. Teils sieht die Offense spielerisch wirklich ok aus, aber sowohl Pech als auch mangelndes Selbstvertrauen sorgen für eine mickrige Punkteausbeute. Sieben Minuten vor Spielende steht es 56:70 aus Tigers-Sicht und das Spiel ist entschieden. Am Ende steht ein halbwegs versöhnliches 64:77 zu Buche – und die Erkenntnis, dass die Tigers heute endlich mal ein Spiel durch ihre Offensive und nicht durch mangelnde Defensivleistung verloren haben.

Viewers‘ Guide für den Relive-Genuss

  1. Viertel: Masochismus-Rating 9/10. Was die Tigers uns hier auftischen ist schon sehr harte Kost, es sind gar nicht mal so sehr die Turnover („nur“ vier im Viertel), sondern vor allem die jeder Beschreibung spottende Wurfquote von 13 Prozent aus dem Feld, die beim Zuschauen richtig weh tut. Teilweise spielen die Tübinger keine guten Würfe heraus, teilweise treffen sie offene Würfe nicht, so oder so bitte ich euch, eure Lebenszeit schöner zu nutzen, als diese Performance noch einmal anzuschauen.
  2. Viertel: Masochismus-Rating 3/10. Ab hier macht das Spiel als Tigers-Fan endlich Spaß, nicht nur offensiv sorgen Neuzugang Ryan Mikesell und seine Teamkollegen für ansehnlichen Basketball, sondern auch in der Defensive können die Janssons immer wieder Stops erzwingen.
  3. Viertel: Masochismus-Rating 4/10. Zu Viertelbeginn macht das Zuschauen richtig Laune, defensiv sieht die Leistung der Tigers vor allem gegen ein Spitzenteam wie Jena streckenweise wirklich gut aus. Zum Ende des Abschnitts bauen die Tigers offensiv aber leider zu sehr ab, erlauben sich zu viele Fehler, was den Zuschaugenuss doch schmälert.
  4. Viertel: Masochismus-Rating 7/10. Man kennt es ja schon, aber trotzdem tut es weh. Zwar war dieses Schlussviertel nicht der klassische Tigers-Einbruch wie gegen Heidelberg zu beobachten, der ein offenes Spiel blitzschnell entscheidet, aber trotzdem war es schade zu sehen, wie die starke Leistung der vorherigen beiden Viertel nicht belohnt wurde. Triggerwarnung: unnötige Ballverluste, unglückliche Fehlwürfe.

Woran hat es gelegen?

Im ersten und letzten Viertel haben die Tigers insgesamt nur 17 Punkte erzielt (und diese Viertel so in Summe mit 17:42) verloren. Um diese miserable Offensivleistung zu Beginn und Ende des Spiels auszugleichen, hätte es schon zwei mehr als überragende Mittelviertel gebraucht.

Das Spiel in einem sehr bemühten Vergleich

Ein Sandwich mit einer sehr schmackhaften Füllung, aber zwei Stücken angeschimmeltem weißen Toastbrot um diese leckere Füllung herum. Hierzu habe ich leider kein geeignetes Video oder Bild finden können, hoffe ihr könnt das verzeihen und nachvollziehen, wie es zu diesem Vergleich kam.

Sadist des Tages

Julius Wolf. Zwar leistete sich der Spieler des Monats Januar der ProA gegen die Tigers ein eher leises Spiel, erzielte nur neun Punkte und sammelte einen Rebound ein, trotzdem trat er in doppelter Funktion als Sadist des Tages in Erscheinung. Zum einen haben mir als Tigers-Fan seine drei blitzsauberen Dreier (von denen mir besonders der eiskalte Wurf aus dem Einwurf im ersten Viertel in Erinnerung bleibt) wehgetan, mit denen er unbarmherzige Nadelstiche gegen die Tübinger Verteidigung setzte. Zum anderen muss ich hier natürlich das Narrativ aufgreifen, das bei jedem Aufeinandertreffen von Tübingen und Jena mindestens einmal erwähnt werden muss, nämlich das Duell der Wolf-Brüder Enosch und Julius, das der jüngere Julius mit dem Sieg und einem Effizienzwert-Vorsprung von neun zu zwei eindeutig für sich entscheiden konnte. Zwar habe ich keine genaueren Einblicke in die Geschwisterdynamik des Hauses Wolf, gehe aber davon aus, dass Niederlagen gegen jüngere Geschwister selten großen Spaß machen.

Lichtblick des Tages

Ryan Mikesell. Zum einen stimmt mich die Tatsache sehr positiv, dass die Tigers nach der Verletzung von Isaiah Crawley direkt reagiert und nachverpflichtet haben und so ein Zeichen gesetzt haben, die inzwischen doch recht bedeutungslose Restsaison mit sportlichem Ehrgeiz angehen zu wollen, danke dafür!
Neben seiner puren Anwesenheit hat mir Ryan Mikesell in seinem ersten Auftritt als Tiger auch spielerisch sehr gut gefallen, indem er ohne lange Eingewöhnungszeit wie ein spielintelligenter und beinahe ähnlich athletischer Ersatz für Isaiah Crawley wirkte (siehe dazu später mehr). Zwar war das Wurfglück aus der Distanz noch nicht ganz da (1/4), aber ansonsten zeigte Mikesell in seinem ersten Profispiel eine sehr ansprechende Allround-Performance, die auf Großes hoffen lässt.

Statistik des Tages

Einen von vier Würfen aus dem Feld haben die etatmäßigen Point Guards der Tigers Josh Sharkey, Gianni Otto und Mirjan Broening bei einer kombinierten Einsatzzeit von 24:30 Minuten getroffen. Der Effektivitätswert dieser drei Spieler liegt zusammen bei -2 über das ganze Spiel. Kurz: Von der Aufbauposition haben die Tigers gegen Jena überhaupt keine Produktion bekommen. Dass das Spiel noch halbwegs knapp wurde, ist vor diesem Hintergrund durchaus erstaunlich. Vor allem Josh Sharkey bereitet mir Sorgen, der nach nur 4:30 gespielten Minuten im ersten Viertel das gesamte Spiel über nicht mehr eingewechselt wurde. Hoffen wir, dass hier keine schlimmere Verletzung oder Unstimmigkeiten mit Dany Jansson vorliegen und Sharkey in den nächsten Spielen wieder zur Form des Nürnberg-Spiels finden kann.

Schmankerl des Tages

Zumindest in dieser Kategorie hat sich Ryan Mikesell in seinem Debut als vollauf ebenbürtiger Ersatz für Isaiah Crawley hervorgetan und belegt ganz in der Tradition seines Vorgänger auf der Power Forward Position alle vergebenen Plätze.

Auf Platz 1 landet Mikesells Posterdunk über das Jenaer Kraftpaket Norense Odiase (2. Viertel, ca. 1:24 auf der Uhr), der auch für unparteiische Beobachter:innen das klare Highlight der Partie sein sollte.

Platz zwei teilt sich Mikesells Dunk bei ca. 3:27 im zweiten Viertel, der sicherlich aus And-One hätte gewerten werden können, mit einem Einwurfplay, das die Tigers genau so auch für Isaiah Crawley hätten laufen können (drittes Viertel, 8:36 auf der Uhr) und das in einem sehr sehenswerten Alley-Oop-Korbleger resultierte.

Jugendspieler-Watch

Durch die Rückkehr von Elias Valtonen, der nach einem bockstarken Nationalmannschaftsfenster für Finnland heute endlich sein Comeback feierte und direkt stark ablieferte (14 P, 5 As, 7 Reb, 5 St) und der vollkommen zurecht auch für den Monat Januar wieder zum Youngster des Monats gewählt wurde, sprangen die Einsatzzeit für Jugendspieler gegen Jena auf 60:07 Minuten an. Dabei führt Valtonen mit seinen 33:29 weit vor Timo Lanmüller (19:17), Jekabs Beck (05:28) und Mirjan Broening (01:53). Insgesamt steht der Anteil der Jugendspieler-Minuten so bei ordentlichen 30 Prozent.

Streambewertung

7,5/10. Inzwischen befindet sich der Tigers-Stream wirklich auf akzeptablem Niveau. Lobenswert ist heute hervorzuheben, dass Ryan Mikesell in der Pregame-Show direkt per Interview vorgestellt wurde und die Wiederholungen von Spielszenen durch die Regie immer passender eingebunden werden. Außerdem hat es mich gefreut, neue Werbungen in den Viertelpausen und die schicke Statistikeinblendung zum Spielende zu sehen.

Links

Hier wie immer die Links zu den Spielberichten der Teams:
Tigers: https://tigers-tuebingen.de/das-erste-viertel-verschlafen-6477-gegen-tabellenfuehrer-jena/
Science City Jena: https://baskets-jena.de/newsarchiv/tickets/tx_news/proa-tabellenfuehrer-science-city-jena-feiert-start-ziel-sieg-in-tuebingen/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=cf27d4f90f04dcff0fba03e0eccd4f18
Und den Statistiken: https://live.2basketballbundesliga.de/g/107009?s=boxscore

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