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Spielberichte

Tigers – Kirchheim

Zusammenfassung

  1. Viertel: Der Ball läuft von Spielbeginn an gut durch die Reihen der Tigers, was auch ohne den verletzten Point Guard Josh Sharkey für eine sehr ansehnliche Offensive sorgt. In der Verteidigung wechseln sich allerdings gute, druckvolle Sequenzen mit unnötigen Aussetzern ab, so dass die Partie zur ersten Pause mit 26:26 ausgeglichen ist.
  2. Viertel: Nachdem die Tigers zunöchste da weitermachen, wo sie aufgehört hatten, müssen sie in der 14. Minute eine harten Schlag verkraften, als Ryan Mikesell (bis dahin mit sieben Punkten, vier Rebounds und zwei Assists einer der stärksten Tiger) mit einer Knöchelverletzung das Spielfeld verlassen muss. Mikesell wird über das ganze Spiel hinweg nicht mehr zurückkehren und die Tigers nach seiner Verletzung im gesamten Viertel nur noch sieben Punkte erzielen. Offensiv reiht sich Fehler an Fehler, in der Defensive bekommen die Gäste Kirchheims Guard Nico Brauner nicht gestoppt, der im zweiten Viertel 16 Punkte bei perfekter Feldwurfquote auflegt. Ergebnis ist ein ernüchternder Rückstand von 55:39 zur Halbzeitpause.
  3. Viertel: Die Tübinger starten schwach in die zweite Halbzeit, brauchen zweieinhalb Minuten um überhaupt wieder auf’s Scoreboard zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt (23. Minute) steht es 61:41 und die Partie scheint schon fast entschieden. Wider Erwarten können sich die Tigers aber aufraffen, legen in der Defensive mehrere Zähne zu und können dank ihrer nun wirklich aggressiven Verteidigung bis auf 65:60 verkürzen (29. Minute). Leider beenden sie das Viertel nicht souverän genug und liegen so vor dem Schlussabschnitt doch wieder etwas zu hoch mit 71:60 zurück.
  4. Viertel: Nur Millimeter sind die Tigers in der Schlussphase dieses Spiels davon entfernt endlich einmal die übliche Dynamik umzukehren und in den letzten Minuten ihre Gegner zu zwingen, eine gewonnen geglaubte Partie doch noch abzuschenken.
    Eigentlich sieht schon alles nach einer klaren Sache aus, als Timo Lanmüller in der 36. Minute beim Stand von 83:74 ein unsportliches Foul begeht. Doch Max Mahoney lässt seine beiden Freiwürfe liegen und Kirchheim zeigt massiv Nerven. Stop nach Stop legen die Tigers, die das ganze letzte Viertel ihr defensives Engagement aufrecht erhalten können, hin und 28 Sekunden vor Ende hat Besnik Bekteshi tatsächlich die Möglichkeit mit zwei getroffenen Freiwürfen seine Mannschaft in Führung zu bringen. Leider gehen beide daneben, die Knights treffen dann ihre Freiwürfe und die Partie geht am Ende mit 90:85 an die Gastgeber. Schade, dass diese tolle Aufholjagd nicht belohnt wurde!

Viewers‘ Guide für den Relive-Genuss

  1. Viertel: Masochismus-Rating 3/10. Natürlich erlauben sich die Tigers auf beiden Seiten des Spielfelds gelegentliche Fehler – wäre ja auch verwunderlich wenn nicht – aber insgesamt kann man in den ersten zehn Minuten eine sehr ansehnliche, flüssige Partie mitverfolgen, in der sich beide Mannschaften auf Augenhöhe begegnen.
  2. Viertel: Masochismus-Rating 8/10. Es tut nicht nur immer weh, Verletzungen wie das Umknicken von Ryan Mikesell mitansehen zu müssen, auch der allgemeine Auftritt der Tigers im zweiten Spielabschnitt war schwer zu verkraften. Nach einem solidem Start ins Viertel brechen die Janssons komplett ein, werfen Ball um Ball weg und müssen sich jeden Punkt erkämpfen, während sie auf der Gegenseite vom bestens aufgelegten Nico Brauner abgeschossen werden, der im zweiten Viertel alleine mehr Punkte (16) als das gesamte Tigers-Team (13) auflegt.
  3. Viertel: Masochismus-Rating 2/10. Nach Startproblemen hat dieses Viertel richtig Spaß gemacht. Ohne drei absolute Leistungsträger zeigen die übrigen Tigers, dass die Bezeichnung Rumpftruppe (so sogar geäußert auf dem eigenen Instagram-Account der Tigers…) absolut nicht zutrifft. Defensiv wird Kirchheim immer wieder zu Turnovern gezwungen (wobei man Timo Lanmüller wieder einmal lobend hervorheben muss) und offensiv übernehmen die deutschen Veteranen Verantwortung, besonders Enosch Wolf gefiel mir hier sehr gut.
  4. Viertel: Masochismus-Rating 5/10, allerdings nur wegen des bitteren Endes. Ansonsten habe ich nichts wirklich auszusetzen, die Einstellung und der Kampf haben gestimmt und die Aufholjagd hat mich emotional so mitgenommen wie lange kein Tigers-Spiel mehr. Einfach ein bitteres Ende, aber dem Team möchte ich heute wirklich keinen Vorwurf machen. Danke für den Einsatz!

Woran hat es gelegen?

So weh es tut, das Spiel auf eine Szene herunterzubrechen, für mich sind es die beiden Freiwürfe von Besnik Bekteshi, die in der letzten Minute vom Ring sprangen, die der entscheidende Faktor waren. Bei einer 86:87-Führung 28 Sekunden vor Schluss hätte ich den Tigers zugetraut, das Spiel nach Hause zu bringen, so aber mussten die Tübinger foulen und der Rest ist traurige Geschichte.

Das Spiel in einem Video

https://youtu.be/GlhHZb8drnY?t=52

Keine Spießumdreherei für die Tigers heute.

Sadist des Tages

In seinem ersten Spiel nach einer wohl längeren Verletzungspause war Nico Brauner bester Verfassung und im zweiten Spielabschnitt beinahe im Alleingang für den Niedergang der Tigers verantwortlich. Seine 19 Punkte in der ersten Halbzeit bei 100% Trefferquote aus dem Feld taten richtig weh, so dass ich Brauner als Hauptverantwortlichen für das hundsmiserable zweite Viertel der Tigers ausmache und ihm an dieser Stelle aber auch zum mehr als gelungenen Comeback gratulieren möchte.

Lichtblick des Tages

Nachdem Enosch Wolf im ersten Viertel nur sehr sporadisch von Coach Danny Jansson eingesetzt wurde, so gut wie keinen Einfluss auf das Spiel nehmen durfte und seine Einsatzzeit an Jekabs Beck abtreten musste, fürchtete ich erst, dass er von Coach Jansson nun komplett ausgebootet wurde und die restliche Saison ein trauriges Reservistendasein zu fristen habe. Um so mehr hat es mich gefreut, als sich Wolf zunächst mit zwei Dreiern in der ersten Halbzeit und dann sechs wichtigen Punkten im dritten Viertel zurückmeldete und zeigte, welche belebende Funktion er für die Tigers-Offense erfüllen kann. Auch in der Crunchtime kann man ihm absolut keine Vorwürfe machen und Wolfs Statline von 12 Punkten, vier Rebounds und zwei Assists in nur 14 Minuten lässt mich auf eine Wolf-Renaissance zum Ende der Saison hin hoffen. Auch wenn wir Enosch nächstes Jahr vermutlich nicht mehr bei den Tigers sehen werden, würde ich mich für ihn und auch für alle Fans freuen, wenn er die Personalnot unter dem Korb ausnutzen kann und sich mit starken Leistungen zum Saisonende würdig verabschieden kann.

Statistik des Tages

Zu neun Turnovern zwangen die Tigers die Kirchheimer Aufbauspieler Karlo Miksic (fünf Ballverluste) und Richie Williams (vier Ballverluste), hielten so die beiden primären Ballhandler der Knights insgesamt bei fünf Punkten (1/16 aus dem Feld) und einem kombinierten Effektivitätswert von vier. All diese Zahlen sprechen für den Druck, den die Tigers-Guards auf den Kirchheimer Spielaufbau ausgeübt haben und der den Janssons fast noch den Sieg beschert hätte.

Schmankerl des Tages

Den ersten Platz teilen sich zwei Dunkings von Elias Valtonen, die zwar in ihrer Spektakulärheit nicht ganz an die von Isaiah Crawley gewohnten Highlights heranreichen, aber doch beide sehr schön herausgespielt waren. Zu finden sind die Dunks im ersten Viertel bei ca. 6:47 auf der Uhr und im 2. Viertel bei 05:10 zu spielen.

Das einzige weitere Highlight, das mir erwähnenswert genug scheint, ist Enosch Wolfs Dreier zum Ende des ersten Viertels, der nicht nur fast als Buzzerbeater zählt, sondern auch wegen des adretten Scherenschlags, den Wolfs Beine beim Wurf ausführen, sehr ansehnlich ist.

Jugendspieler-Watch

Im heute doch sehr dünnen Tigerskader kamen nur drei Nachwuchsspieler zum Einsatz, diese allerdings dafür reichlich. Jekabs Beck durfte 12:17 Minuten auf dem Parkett stehen, die er für einen schönen Dreier und vier sehr solide Fouls nutzte, während Elias Valtonen und Timo Lanmüller mit 33:42 und 30:05 Minuten wieder einmal zum Stammpersonal Danny Janssons gehörten. insgesamt standen so 76:04 Minuten Einsatzzeit für Nachwuchsspieler zu Buche, was schöne 38,3 Prozent Einsatzzeit für Jugendspieler bedeutet.

Streambewertung

3,5/10. Wenn alles geklappt hat, war der Kirchheimer Stream für mich ein sehr solider, ungefähr auf Niveau der Tigers. Die Kameraführung war gut, der Kommentar auch, das Interview in der Halbzeit ein schöner Schmankerl, aber getrübt wurde das alles von technischen Defekten erster Güte. Erst irgendwann im zweiten Viertel konnte ich die lieblichen Stimmen des Kommentatorenduos vernehmen, davor blieb der Kommentar leider komplett stumm, ähnliche Probleme traten dann kurz nochmal im vierten Viertel auf. Dazu kommt, dass auch das Interview zu der sehr lobenswerten Aktion der Knights und der Organisation Basketball Aid e.V. aufgrund technsicher Probleme nur verzögert starten konnte. In Summe sorgen all diese technischen Unzulänglichkeiten für ordentliche Abzüge, wobei das Linienwirrwarr auf dem Kirchheimer Boden, das mich unangenehm an die Paderborner Maspernhalle erinnerte, dem Rating auch nicht hilft.
Der Kommentar war, wie bereits erwähnt, durchaus angenehm und für einen Großteil des Spiels war ich fest davon überzeugt, dass der ehemalige Tigers-Hallensprecher und Allround-Basketballexperte Jens Leutenecker zu hören war. Zum Spielende hin, als sich die Kommentatoren beim Namen nannten, wurde kein Jens genannt, was mich sehr verwirrt zurückließ. Hier würde ich mich über eure Rückmeldung freuen: hattet ihr auch den Eindruck, dass Coach Jens für die Knights am Mikrofon war, oder schere ich komplett zu unrecht alle Menschen mit einem schwäbischen Einschlag aus dem Großraum Stuttgart über einen Kamm?

Links

Hier wie gewohnt die Links zu den Spielberichten der Clubs:

Tigers: https://tigers-tuebingen.de/kein-glueck-am-ende-8590-niederlage-in-kirchheim-schmerzhafter-ausfall-von-ryan-mikesell/

Knights: https://www.kirchheim-knights.de/nachricht9816_115_581.htm

Und den Statistiken: https://live.2basketballbundesliga.de/g/107102

Über Feedback, Kritik, oder sogar Lob jeglicher Art freue ich mich sehr. Erreichen könnt ihr mich via Email: kontakt (a t) basketball-masochisten.de, oder via Instagram (@basketball_masochisten.de).