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Spielberichte

Hagen – Tigers

Zusammenfassung

  1. Viertel: In einem Spiel, das von Beginn an auf beiden Seiten zerfahren und müde wirkt, können die Tigers in der sechsten Minute durch Troy Simons ihre erste Führung erspielen (9:11). Danach sind es allerdings die Gastgeber, die in einer weiterhin wenig intensiven Partie aufdrehen. Wie im letzten Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften scort Hagen vor allem von der Dreierlinie (4/7 im ersten Viertel) und führt zur Pause mit 24:16.
  2. Viertel: Nach einem schnellen Zwischen-Shootout zu Viertelbeginn, das 5:5 endet tun sich die Tigers offensiv sehr schwer gegen die Hagener Zonenverteidigung. Die Feuervögel hingegen schießen weiter munter Dreier und auf der Tübinger Seite lässt sich entschiedene Gegenwehr weiter vermissen. Einen kurzen energiegeladenen Lauf können die Tigers in der 15. Minute starten: Nachdem Elias Valtonen unsportlich gefoult wurde und durch wichtige Impulse von Timo Fischer können die Tigers von 33:23 (15. Minute) auf 35:30 verkürzen (16. Minute). Doch dieser kurze Run bleibt das einzige Aufbäumen der Tigers, die nie wirklich in die Partie finden und mit einem verdienten Rückstand von 47:36 in die Halbzeit gehen.
  3. Viertel: Die Geschichte dieser Partie ist schnell erzählt: aus der Pause bringen die Tübinger keine nennenswerten Impulse mit, die Feuervögel führen nach zweieinhalb Minuten schon mit 14 Punkten (54:40). Einen kleinen Zwischenlauf können die Tigers als Antwort einstreuen und Hagen beim Stand von 54:45 (24. Minute) sogar zur Auszeit zwingen. Doch trotzdem will sich das Momentum nicht auf Tübinger Seite verlagern. Selbst nachdem sich Jannik Lodders mit seinem zweiten unsportlichen Foul in der 25. Minute für das Restspiel disqualifiziert, können die Raubkatzen daraus keinen Profit schlagen. Enosch Wolfs Freiwürfe verfehlen beide ihr Ziel, in den darauf folgenden Angriffen folgen drei Fehlwürfe und ein Turnover und jeglicher Aufwind wurde den Tigers abrupt wieder genommen. Diese Dynamik zieht sich weiter durch das dritte Viertel, die Janssons stehen sich immer weider selbst im Weg, belohnen sich nicht für erfolgreiche Aktionen und liegen vor dem Schlussviertel mit 69:52 zurück.
  4. Viertel: Zu Beginn des Schlussabschnitts spielen die Tigers noch einmal kurz auf Augenhöhe mit ihren Gegnern, können durch einen kurzen 8:4-Lauf sogar auf 73:60 verkürzen (33. Minute). Was danach passiert, möchte ich nicht mehr im Detail beschreiben, die Tigers ergeben sich ihrem Schicksal, stellen die Gegenwehr ein, erzielen in der restlichen Partie nur noch kümmerliche fünf Punkte und verlieren am Ende mit 91:65.

Viewers‘ Guide für den Relive-Genuss

  1. Viertel: Masochismus-Rating 6/10. Im dritten Spiel beider Mannschaften innerhalb von sechs Tagen merkt man den Spielern wohl die Belastung an. Die Partie wirkt von Beginn an blutleer, beide Teams verpassen es, im ersten Viertel emotionale Höhepunkte zu setzen und die wenig hochklassige Partie plätschert vor sich hin.
  2. Viertel: Masochismus-Rating 7/10. Bis auf einzelne Highlights ist das Spiel weiterhin furchtbar anzuschauen. Offensiv präsentieren sich die Tigers bis hierhin desolat (12 Ballverluste, 39% FG), was mich allerdings vor allem stört ist die mangelnde Emotionalität der Mannschaft – niemand scheint sich wirklich am bisherigen Spielverlaf zu stören.
  3. Viertel: Masochismus-Rating 8/10. Ohne nennenswerte Impulse aus der Halbzeitpause haben die Tigers weiterhin kein Mittel gegen die Zonenverteidigung der Hagener, die beileibe auch nicht wie eine Übermannschaft auftreten. Mit acht Turnovern in diesem Viertel testen die Tigers die Frustrationstoleranz aller ihnen zugeneigten Zuschauer:innen aufs Äußerste. Das Angriffsspiel wirkt plan- und kopflos, der Ball bewegt sich nicht… am besten einfach nicht wegschalten.
  4. Viertel: Masochismus-Rating 10/10. Was mir am Tübinger Spiel Leiden bereitet hat, habe ich schon ausführlich beschrieben, das alles bessert sich im vierten Viertel nicht und irgendwann stellen die Raubkatzen auch ihre letzten Bemühungen ein. Ob aufgrund mangelnder Energie (verständlich nach drei Spielen in sechs Tagen mit einem derart dünnen Kader) oder mangelnder Motivation kann ich nicht sagen, was aber als Betrachter:in auch nicht wirklich wichtig ist. Furchtbar sieht es allemal aus, wer dieses Viertel freiwillig noch einmal ganz anschaut, hat sich die Bezeichnung Masochist:in mehr als redlich verdient.

Woran hat es gelegen?

Auch wenn es einfach wäre, die Leistung der Tigers auf mangelnde Energie und zu große Erschöpfung zu schieben, möchte ich den Grund für die Niederlage doch an anderer Stelle suchen. Phoenix Hagen ist momentan eine ähnlich dezimierte Mannschaft mit einem ähnlichen Spielplan und hat sich heute auch nicht im Stile einer ProA-Spitzenmannschaft gezeigt.
Für mich liegt der Grund für die Niederlage (und ich weiß natürlich, monokausale Erklärungen sind immer schwierig…) viel mehr in der Offensivleistung der Tigers. Zu keinem Zeitpunkt haben die Raubkatzen ein Mittel gegen die regelmäßig eingestreute Hagener Zonenverteidigung, was sich sowohl im rein optischen Eindruck niederschlug (wenig Ballbewegung, zu enges Spacing, schlechte Entscheidungen), als auch in den Statistiken (23 Turnover, 36 FG%, nur 65 erzielte Punkte). So gewinnt man kein Spiel.

Das Spiel in einem Video

Nach einem solchen Spiel und so viel Negativität in den Viertelzusammenfassungen, möchte ich hier nicht auch noch ein deprimierendes Video raussuchen. Deswegen habe ich es mir einfach gemacht, tief in die Tigers-Feelgood-Kiste gegriffen und präsentiere ein Hagen-Spiel aus weit besseren Zeiten:

https://www.youtube.com/watch?v=fuqzG-Ay1yM

Sadist des Tages

Karrington Ward. Nachdem die Hagener Nachverpflichtung im bisherigen Saisonverlauf noch größere Eingewöhnungsprobleme hatte, drehte Ward schon im Hinspiel gegen die Tigers auf, um im heutigen Rückspiel dann komplett zu übernehmen. Dabei fügte er nicht nur der Moral der Tigers mit zwei absoluten Highlight-Dunks irreparable Schäden zu, sondern auch von der Dreierlinie schenkte Ward den Tigers mit einer Quote (4/5) ein, von der alle Tigersspieler nur träumen konnten. Am Ende der Partie standen für den verdienten Sadist des Tages 22 Punkte, drei Rebounds und je zwei Blocks und Steals zu Buche – denn nicht nur offensiv, sondern auch defensiv konnte Karrington Ward die Tigers immer wieder mit seiner Athletik bloßstellen.

Lichtblick des Tages

Timo Fischer. Nachdem Fischer seinen letzten ProA-Einsatz vor zwei Monaten gegen Ehingen feiern durfte, konnte er heute gegen Hagen endlich wieder einmal Spielzeit abgreifen und wusste diese durchaus zu nutzen. Nicht nur aufgrund der statistischen Ausbeute (drei Punkte, ein Steal in neun Minuten) war Fischer einer der wenigen Lichtblicke auf Tigers-Seite, sondern vor allem, weil er einen dringend benötigten belebenden Faktor für das Spiel seiner Mannschaft darstellte und vor allem in seinem Einsatz im zweiten Viertel wichtige Energie aufs Spielfeld brachte.

Statistik des Tages

Phoenix Hagen: sieben Ballverluste, Tigers Tübingen: 23 Ballverluste. Frage an die wirklichen Statistik-Nerds unter euch: kann es eventuell spielentscheidend sein, den Ball mehr als dreimal so oft wie die gegnerische Mannschaft zu verlieren?

Schmankerl des Tages

Wie es sich für ein derart schwache Leistung der Tigers gehört, geht der erste Platz hier an den verdienten Sieger der Partie und Sadist des Tages, Karrington Ward. Im dritten Viertel bei ca. 1:57 verbleibender Spielzeit lieferte Ward im 1-gegen-0-Fastbreak (ganz richtig, nach einem vermeidbaren Tigers-Turnover) einen der eindrucksvollsten Dunks ab, den ich bisher in der ProA sehen durfte, indem er nur einen knappen Meter nach der Freiwurflinie absprang und damit seine beste Jordan Mickey-Imitation gab (siehe https://www.youtube.com/watch?v=ZIVqy50V0fc, im Prinzip das gleiche, nur halt auf ProA-, statt ACB-Niveau).

Doch auch wenn die Partie an sich für Tigers-Fans eine sehr unansehnliche war, ein paar sehenswerte Plays produzierten unsere Lieblinge doch auch:

Platz zwei geht an Elias Valtonen, der sich immer mehr zum elitären Shotblocker zu mustern scheint und im dritten Viertel bei 5:20 auf der Uhr und im vierten Viertel bei noch 7:05 zu spielen zwei spektakuläre Blcoks ablieferte.

Platz drei geht an Tigers-Kapitän Enosch Wolf, der im dritten Viertel bei 07:52 zu spielen einen saftigen Dunking ablieferte.

Jugendspieler-Watch

Auch wenn das Rückspiel gegen Hagen sicherlich eins zum vergessen war, immerhin hat Danny Jansson die Möglichkeit genutzt, reichlich Einsatzzeit auf seine Jugendspieler zu verteilen. Mit Timo Fischer (09:22 Min.), Jekabs Beck (15:50 Min.), Timo Lanmüller (28:07 Min.) und Elias Valtonen (30:32 Min.) durften vier Nachwuchsspieler aufs Partkett, die insgesamt 84:40 Minuten, also 42,3% der verfügbaren Einsatzzeit abgreifen konnten – was mir wie ein neuer Höchstwert für diese Kategorie erscheint (zumindest für die Spiele, zu denen ich Berichte geschrieben habe, ich lade euch aber herzlich ein, das nochmal zu überprüfen).

Streambewertung

4,5/10. So Verwöhnt ich in den letzten Spielen vom Tigers-Stream war, so wenig angetan, war ich heute vom Hagener Live-Feed. Vor allem zu Beginn des Spiels hinderte der hektische Schnitt mit bis zu drei Sprüngen in der Kameraperspektive pro Angriff das Aufkommen jeglichen Gefühls für den Rhtytmus des ohnehin sehr energiearmen Spiels. Dazu klang der Livekommentar – wenn auch fachlich sicherlich kompetent – für mich ofterschreckend leblos und passte sich so an das unangenehme Sehrerlebnis der Partie an. Hier bin ich inzwischen den fröhlichen Dauer-Talk der Tigersübertragung gewöhnt, der mir deutlich besser liegt. Pluspunkte gibt es für die karnevaleske Stimmungsknaller-Musik zum Tip-Off und die im Ligavergleich doch wirklich ästhetische Heimspielstätte (Parkett macht hier einen riesigen Unterschied finde ich). Allerdings muss ich diese doch eher strenge Kritik damit relativieren, dass ich aus Zeitgründen die Pregame-Berichterstattung nicht verfolgen konnte (und damit hier eventuelle Pluspunkte verpasst habe) und höchstwahrscheinlich durch meine aufgrund der Tigers-Performance sehr negative Grundstimmung deutlich kritischer war, als ich es bei einem besseren Spiel gewesen wäre. Von der Produktionsqualität sehe ich den Tigers-Steam allerdings inzwisch tatsächlich deutlich vor dem der Hagener.

Links

Wie immer, hier noch die Links zu den Spielberichten der Teams:

Tigers: https://tigers-tuebingen.de/zu-wenig-energie-tigers-muessen-6591-niederlage-in-hagen-einstecken/

Hagen: https://www.phoenix-hagen.de/news/details/news/revanche-gelungen-feuervoegel-zaehmen-die-tigers/ (inzwischen frage ich mich, ob es noch irgendein Wortspiel mit Tiger-Bezug gibt, das noch von keiner Presseabteilung der ProA/BBL aufgriffen wurde/ halbwegs originell ist)

und zu den Stats: https://live.2basketballbundesliga.de/g/106924

Feedback wie immer gerne per Mail an kontakt (a t) basketball-masochisten.de oder auf Instagram (@basketball_masochisten.de).