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Spielberichte

Bremerhaven – Tigers

Zusammenfassung

  1. Viertel: Die Eisbären kommen mit gutem Rhythmus in die Partie, legen in der ersten Minute einen 5:0-Run hin, während für die Tigers der offensive Motor zunächst ordentlich stottert. Erst nach gut zwei Spielminuten kann Timo Lanmüller per Dreier die ersten Tigers-Punkte zum 5:3 erzielen. Danach haben die weiterhin extrem ersatzgeschwächten Tigers, die nur zur acht nach Bremerhaven angereist waren vor allem defensiv allerdings kaum Zugriff auf die Partie, so dass sich die Bremerhavener in der sechsten Minute schon mit 17:8 absetzen können. Diesem Rückstand müssen die Tigers hinterherlaufen, bis sie es schaffen, das Viertel versöhnlich mit einem 5:0-Run zu beenden. So geht die Partie mit einem Zwischenstand von 24:17 in ihre erste Pause.
  2. Viertel: Trotz aller ehrlichen Bemühungen der Tigers pendelt sich die Bremerhavener Führung zu Viertelbeginn schnell wieder bei knapp zehn Punkten ein. Als die physisch überlegenen Bremerhavener in der 16. Minute dann zum 39:26 erhöhen können und drohen, davonzuziehen, sieht sich Danny Jansson gezwungen, per Auszeit zu intervenieren. Vor allem dank Daniel Keppeler, der offensiv nun aufdreht und sechs Punkte in zwei Minuten einstreut, können die Tigers einen Run der Eisbären verhindern. Unter anderem wegen ihrer schwachen Leistung am defensiven Brett schaffen es die Gäste aber nicht, bedeutend zu verkürzen und gehen mit einem Rückstand von 53:41 in die Halbzeit.
  3. Viertel: Nach der Pause schaffen es die Tigers zunächst, ihren Rückstand stabil zu halten. Nach 23 gespielten Minuten steht es 58:46 für die Gastgeber. Was jetzt aber folgt, ist einer der stärksten, wenn nicht der stärkste Run, den die Tübinger in dieser Saison hingelegt haben. Coach Jansson stellt auf die bekannte 1-3-1-Zone um, die in dieser Spielzeit noch nicht die überzeugendsten Ergebnisse geliefert hat, Bremerhaven aber heute vor schier unlösbare Probleme stellt. Angetrieben von Defensivdirigent Elias Valtonen und Roland Nyama, der offensiv immer wieder Akzente setzt, legen die Tigers einen 7:20-Run hin, der ihnen sogar erlaubt, mit einer Führung von 65:66 ins Schlussviertel zu gehen.
  4. Viertel: Zunächst können die Tübinger die Partie eng halten, bis zur 34. Minute bleibt die Partie ein One-Possession-Game, in dem die Eisbären aber langsam die Oberhand gewinnen. In der 34. Minute ist es so weit, dass Bremerhaven seine Führung mit 77:72 auf zwei Angriffe ausbauen kann, worauf die Tigers mit einer Auszeit reagieren. Zwar kämpfen die Tübinger mit allem, was sie haben, aber enger als zwei Punkte (77:75, 36 Minute) wird die Partie leider nicht mehr. Zu schwach sind die Tigers beim Defensivrebound, zu wenig Ballmovement prägt jetzt die Tübinger Offensive. Auch wenn die Tigers unermüdlich kämpfen, sind es die favorisierten Bremerhavener, die die Partie schlussendlich mit 87:79 für sich entscheiden können.

Viewers‘ Guide für den Relive-Genuss

  1. Viertel: Masochismus-Rating 4/10. Die Tigers brauchen lange, um in die Partie zu finden, sind offensiv noch fehleranfällig und können Bremerhavens Fastbreaks und Dreier nicht kontrollieren. Trotzdem sieht das alles – zumindest für mich – gar nicht so schlecht aus, denn die Motivation der Mannschaft scheint zu stimmen, und das ist für mich vor allem nach dem letzten Spiel gegen Hagen schon sehr viel wert.
  2. Viertel: Masochismus-Rating 4/10. Auch wenn das Ergebnis eher unschön aussieht, für ihre Leistung gegen die körperlich und individuell stärkeren Bremerhavener kann ich den Tigers hier keine großen Vorwürfe machen. Natürlich trübt das beizeiten schwache Defensivrebounding den Tigers-Genuss, aber insgesamt halten die Janssons hier gegen eine überlegene Mannschaft solide mit.
  3. Viertel: Masochismus-Rating 1/10. So macht Tigers-Basketball Spaß! Die Mannschaft tritt aggressiv und geschlossen auf, kommuniziert wunderbar in der Zonenverteidigung und bereitet einem Top-ProA-Team wie den Eisbären mit ihrer galligen Defensive massives Kopfzerbrechen. Offensiv kommt die Mannschaft ein wenig ins Laufen und kann vor allem dank gelungener Einzelaktionen die Führung erkämpfen. Großen Respekt für die mentale und physische Härte, beim aktuellen Spielplan und der Verletzungs-Situation so ein Viertel rauszuhauen!
  4. Viertel: Masochismus-Rating 3/10. Auch wenn es wehtut, die Niederlage der Tigers mitverfolgen zu müssen, so schön ist doch der Einsatz mitanzusehen, den die Mannschaft zeigt. Nachdem bei der Auswärtsniederlage in Hagen die Einstellung so gar nicht gestimmt hat, ist in Bremerhaven heute genau das Gegenteil der Fall. Mehr hätte man gegen die Eisbären meines Erachtens auch weder erwarten, noch verlangen sollen, so dass ich trotz der Niederlage durchaus zufrieden bin.

Woran hat es gelegen?

An der Energie der Tigers im letzten Viertel. Nach der starken Aufholjagd im dritten Viertel merkte man den stark dezimierten Tübingern im Schlussabschnitt an, dass die Mannschaft einfach nicht mehr genug im Tank hatte. Vor allem beim Defensivrebound und in der Offensive, wo die Tigers vermehrt in Einzelaktionen verfielen und den Ball kaum mehr bewegten, machte sich die Erschöpfung bemerkbar. Schlussendlich war so gegen eine starke Mannschaft wie Bremerhaven kein Sieg zu holen, auch wenn dieser ob des puren Einsatzes der Tigers absolut verdient gewesen wäre.

Das Spiel in einem Video

https://www.youtube.com/watch?v=_SMUPnkuslQ

Die Tigers hier in einem sehr treffenden Vergleich als Miami Heat.

Sadist des Tages

Leon Friederici. 27 Punkte schenkte der Bremerhavener Scharfschütze den Tigers ein und brachte mit seinen 6/11 Dreiern, sowohl was Wurfvolumen als auch -Quote betrifft, eine lupenreine ProA-Imitation von Alexey Shved (an einem guten Tag!) aufs Parkett. Was mir dabei besonders weh getan hat, ist dass Friederici gefühlt als einziger konsequent die Zonenverteidigung der Tigers bestrafen konnte und so ein entscheidender Faktor dafür war, dass die Tübinger am Ende doch das Nachsehen hatten.

Lichtblick des Tages

Daniel Keppeler. Es ist natürlich immer eine wunderbar, wenn bei den Tigers endlich ein Schlüsselspieler von einer Verletzung zurückkommt, doch nicht nur Keppelers pure Anwesenheit im hauchdünnen Tigers-Frontcourt war für mich gegen Bremerhaven ein Anlass zu Hoffnung, sondern auch seine starke Performance. Mit 14 Punkten (60% FG), neun Rebounds, je zwei Assists, Steals und Blocks und ohne einen einzigen Turnover war Daniel Keppeler der mit Abstand effektivste Tiger (Eff.: 24) und auf beiden Seiten des Spielfelds ein entscheidender Faktor. Was mich dabei allerdings besonders gefreut hat, ist mein Eindruck, dass wir über die Saison eine ordentliche Entwicklung im Offensivspiel des Daniel Keppeler beobachten durften. Während ich zu Saisonbeginn beim jungen Big Man noch immer wieder den Eindruck hatte, dass Abschlüsse aus Postmoves (v.a. Fadeaway-Jumper) ein Problem darstellten, sah sein Offensivarsenal gegen Bremerhaven doch schon sehr ‚polished‘ aus, vor allem aus dem Lowpost war das mehr als solide. Es würde mich sehr freuen, diese Entwicklung noch weiter beobachten zu dürfen, gerne auch über diese Saison hinaus.

Statistik des Tages

31 Rebounds konnten sich die Tigers heute sichern, darunter acht am offensiven Brett. Die Eisbären Bremerhaven konnten sich insgesamt 41 Abpraller sichern, davon 14 nach eigenen Fehlwürfen. Hier machte sich die dünne Frontline und die daraus resultierende körperliche Unterlegenheit der Tigers bemerkbar – hinzu kommt, dass es eine Zonenverteidigung natürlich auch nie leichter macht, beim Defensivrebounding die richtigen Zuordnungen zu finden. Insgesamt war so das Rebounding (neben der spärlichen Dreierquote von 28%) eine der großen Schwächen der Tigers, die entscheidend zum Spielausgang beigetragen hat.

Schmankerl des Tages

Wenig überraschend war es gegen Bremerhaven wieder einmal Elias Valtonen, der auf Seite der Tigers für die Highlights zuständig war. Explizit möchte ich seine beiden Dunks (hier bin ich übrigens komplett voreingenommen, ich werde in Zukunft versuchen, mehr non-Dunk-Highlights zu finden und hervorzuheben, aber das fällt mir sehr schwer) nennen: einmal der schmackhafte Stopfer im zweiten Viertel bei 1:48 auf der Uhr (sogar als And-One), sowie im dritten Viertel bei 4:47 ein sehr ansehnlicher Tip-Dunk.

Als letztes Highlight und auch ein wenig als Anerkennung seiner starken Leistung möchte ich noch den Dunk von Daniel Keppeler 16 Sekunden vor Ende der Partie erwähnen, der natürlich nichts mehr am Ausgang Enden konnte, aber einen schönen Schlusspunkt für die Tigers setzte.

Jugendspieler-Watch

In einer Partie, in der Danny Jansson die Minuten für seine Spieler, wohl auch angesichts der hohen Belastung, sehr ausgeglichen verteilte (alle liegen zwischen 20:30 und 32:18 min.), kamen mit Jekabs Beck (21:39 min.), Elias Valtonen (32:18 min.) und Timo Lanmüller (20:30 min.) insgesamt drei Jugendspieler zu üppiger Einsatzzeit. In Summe macht das 74:27 Minuten Einsatzzzeit für Nachwuchsspieler, was 37,25 % der insgesamt verfügbaren Spielzeit bedeutet.

Streambewertung

6/10. Auch wenn der Bremerhavener Stream nichts wirklich falsch macht, war ich nicht begeistert von der Übertragung. Was auf jeden Fall positiv hervorzuheben ist, ist dass das Audio der Spielerpräsentation direkt in den Stream eingespeist wurde und man nicht, wie sonst so oft der Fall, die Vorstellung der Teams in grausamer Audioqualität über die Mikros der Moderator:innen mithören musste. Die Kameraführung war durchaus solide und die Trainingshalle der Eisbären hübsch, aber mehr Positives kann ich sonst nicht hervorheben. Der Kommentar war für meinen Geschmack etwas sehr zurückhaltend, außer darin, zu betonen, dass Elias Valtonen Finne ist. Hätte ich das noch nicht gewusst, hätte ich spätestens nach diesem Spiel keine Chance mehr gehabt, diese Tatsache je zu vergessen. Außer den immerhin unterhaltsamen Einspielern des Eisbären-Danceteams, haben mir weitere Einspieler, die der Berichterstattung einen inhaltlichen Mehrwert geben (wie z.B. 03 Fragen an…) wirklich gefehlt, wohl vor allem zeigt, dass meine Standards im Lauf der Saison merklich gestiegen sind.

Links

Wie immer findet Ihr hier die Links zu den Spielberichten der beiden Teams:

Tigers: https://tigers-tuebingen.de/zu-acht-beherzt-gekaempft-und-doch-verloren-7987-niederlage-in-bremerhaven/

Bremerhaven: https://dieeisbaeren.de/medien/news/artikel?tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Bnews%5D=226&cHash=2056030b0abfa4d9419cc014ada8ffc8

und zu den Stats: https://live.2basketballbundesliga.de/g/107002?s=boxscore

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