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Spielberichte

Tigers – Vechta

Natürlich gibt es gute Erklärungen dafür, warum die Tigers sich gegen Rasta Vechta so präsentierten, wie sie sich präsentierten: Die Auswärtspartie in Niedersachsen war das dritte Spiel in nur sechs Tagen und vor allem unter dem Korb war die ohnehin schon straffe Personaldecke durch den kurzfristigen Ausfall von Krišs Helmanis (gute und schnelle Besserung an der Stelle!) zum Zerreißen gespannt. Auch wenn die 103:72-Niederlage in Vechta vor diesem Hintergrund verständlich ist, ist das was auf dem Parkett stellenweise geboten wurde trotzdem nicht zu entschuldigen. Über weite Stellen wurde den Tübinger Fans feinstes Masochismus-Material geboten und der positive Eindruck vom überraschenden Auswärtssieg in Bonn (sorry für den fehlenden Bericht hier, ich war leider urlaubsmäßig verhindert) gründlich relativiert. Genau in solchen Spielen ist es der klare Auftrag dieses Blogs, nicht wegzuschauen, sondern – auch wenn es wehtut – Saison-Lowlights wie den gestrigen Auftritt im Rasta Dome angemessen zu dokumentieren. Hier also nochmal zum Genießen ein Abriss des Aufsteiger-Duells am dritten Spieltag.

Chronik einer Demontage

1. Viertel

  • 9:48: Die Tigers starten tatsächlich sehenswert in die Partie. Nachdem Kao den Tip-Off gewinnt (Überraschung!) steigen die Tigers mit einem schönen System ins Spiel ein, das nach einer Screen-the-Screener-Action zu einem hübschen Alley-Oop-Dunk von Kao nach Pass von Jhivvan Jackson führt. Die Tigers führen in Vechta mit 0:2.
  • 08:11: Erster Tip-In des 18-jährigen Johann Grünloh gegen Kao, der zwar zwischen seinem Gegenspieler und dem Korb steht, Grünloh aber keinen nennenswerten Widerstand leistet. 4:5.
  • 06:06: Nachdem die Tigers einen Rebound (mal wieder) nicht festhalten können, landet der Ball im Aus, Einwurf Tigers. Erol Ersek wirft den Ball deutlich zu hoch ein, Jhivvan Jackson ist zu klein um ihn zu kontrollieren. Resultat ist ein unnötiger Turnover und Einwurf Vechta. Da Joel Aminu offensiv für Vechta schon richtig am Aufdrehen ist, steht es inzwischen 9:6.
  • 05:05: Gelungene Aktion der Tigers! Jimmy Boeheim, der mir heute eh gut gefällt und zumindest sichtlich motiviert ist, wird von Jhivvan Jackson für den 1-gegen-0-Fastbreak bedient und schließt – bescheiden, wie er ist – nur per Fingerroll, anstatt per protzigem Dunk ab. Zwischenstand: 14:8.
  • 04:15: Erste Auszeit Jansson, seine Tigers liegen inzwischen mit 19:8 zurück. Mein Takeaway der fundierten Ansprache: „We’re losing every freaking rebound!” Wo er Recht hat, hat er Recht. Joel Aminu hat mit 11 Punkten inzwischen mehr gescort als das gesamte Tübinger Team.
  • 01:21: Vechtas Wes Iwundu drückt Aatu Kivimäki einen Dreier ins Gesicht und knackt so die 30-Punkte-Marke für sein Team, Zwischenstand: 30:17. Positiv: offensiv sieht es bei den Tigers momentan gar nicht so schlecht aus. Negativ: Vechta scort wirklich nach Belieben.
  • 00:20: Christoph Philipps, der bei den Tigers inzwischen längst fest auf den Big Men-Positionen eingeplant ist, erzielt per Dreier die letzten Punkte des Viertels. Der Zwischenstand zur Viertelpause von 32:20 ist absolut verkraftbar, wenn man die Reboundbilanz von 13:3 bedenkt.

2. Viertel

  • 09:00: Johann Grünloh macht das, was er am liebsten macht: die Tigers für schwache Boxouts bestrafen – diesmal aus der Transition, anstatt aus dem Setplay – das Ergebnis ist aber das bekannte: erfolgreicher Tip-In des Vechtaer Top-Talents. 36:20.
  • 08:26: Das selbe Play nochmal? Das selbe Play nochmal! Kao schaut beim Defense-Rebound zu, Grünloh geht dem Ball nach und tippt ihn rein. 38:20.
  • 05:43: Nachdem Jhivvan Jackson endlich einmal eine Loose-Ball-Situation für die Tigers entscheidet, findet er Jimmy ‚Buckets‘ Boeheim in der Ecke, dieser verwandelt den Dreier zum 38:27. Mit ihrem Microball-Drei-Guard-Lineup bestehend aus Till-Joscha Jönke, Gianni Otto, Jhivvan Jackson, Chrissi Philipps und Jimmy Boeheim sehen die Tigers momentan in Sachen Einsatz und Mindest endlich etwas besser aus und zwingen Vechta sogar zur Auszeit.
  • 05:17: Gianni Otto bedient den um den Block kommenden Jhivvan Jackson zum Dreier, dieser verwandelt und mit 40:30 sieht es für die Gäste auf einmal gar nicht mehr so übel aus. Übel hingegen die Angewohnheit des DYN-Kommentators, die Nummer 26 der Tigers durchgängig als ‚Till-Joschka Jönke‘ zu bezeichnen.
  • 02:00: Durch einen hübschen Korbleger aus dem (von den Tigers schlecht verteidigten) Pick-and-Roll knackt Vechtas Nat Diallo zwei Minuten vor der Pause schon die 50-Punkte-Marke für seine Mannschaft. Während Rasta offensiv wieder rollt, geht offensiv für Tübingen nichts. Zwischenstand ist dementsprechend ein deutliches 51:33.
  • 01:13: Nächste Jansson-Auszeit. „This is fucking embarassing“ – vor allem die Pick-and-Roll-Defense missfällt dem Tigers-Coach, der beim Stand von 53:35 zurecht Besprechungsbedarf sieht.
  • 00:42: Die Tigers-Auszeit hat gefruchtet, Tübingen ist zumindest kurzfristig wacher, selbstbewusster und legt einen schnellen 5:0-Lauf hin, der beim Stand von 53:40 Rasta-Coach Ty Harrelson wiederum zur Auszeit bewegt.
  • 00:00: Mit 55:42 endet eine erste Halbzeit, die aus Tübinger Sicht zwar keinesfalls überragend war, aber unter anderem wegen des Aufbäumens zum Ende des zweiten Viertels noch lange nicht das Prädikat ‚katastrophal‘ verdient hat.

3. Viertel

  • 09:35: Johann Grünloh, um den ich Rasta immer mehr beneide, ist weiter jung, hungrig und leidenschaftlich und scort die ersten beiden Punkte der zweiten Halbzeit, indem er Kao erbarmungslos aufs Poster packt. 57:42.
  • 07:35: Jhivvan Jackson sucht (endlich wieder) seinen eigenen Abschluss und erzielt mit seinem And-One-Korbleger (endlich) den ersten Tübinger Feldkorb der zweiten Hälfte. Nach dem Bonusfreiwurf steht es 60:46.
  • 05:36: weiter ist Jhivvan Jackson der einzige Tigers-Spieler, der offensiv produziert. Nach Till-Joscha Jönkes Offensivrebound verkürzt der Tigers-Point Guard auf 65:50 und sorgt dafür, dass sein Team noch nicht komplett den Anschluss verliert.
  • 04:48: Defensiv sind die Adjektive, die einem zur Leistung der Tigers in den Sinn kommen ‚unentschlossen‘, ‚leidenschaftslos‘, oder ‚pomadig‘. Joel Aminu, der macht, was er will, scort aus der Mitteldistanz zum 70:50. Danny Jansson muss mit der Auszeit reagieren.
  • 02:47: Nochmal ein Highlight für die Fanseele: Kao wird aus dem Pick-and-Roll von Jhivvan Jackson angespielt und vollendet in feinster Grünloh-Manier per sehenswertem Dunk. 76:54.
  • 01:56: Gianni Otto, für den es mich sehr freut, dass er endlich mal relevante BBL-Minuten gehen darf, zieht ein Offensivfoul im Vechtaer Spielaufbau. Schwappt das Momentum vielleicht doch nochmal auf Tigers-Seite?
  • 00:48: Vechta wirkt inzwischen auch nicht mehr so souverän, wie noch zuvor. Ryan Schwieger wirft mit Ablauf der Shotclock einen Airball, im Gegenangriff trifft Gianni Otto den Dreier. Es steht 78:58 und es fühlt sich gar nicht mehr so schlimm an, hier als Tigers-Fan zuzuschauen.
  • 00:20: Die Schmerzen sind zurück, sowohl bei den Zuschauer:innen, als auch bei Aatu Kivimäki, der sich in der Defensive ohne Gegnereinwirkung den Fuß vertritt und mit einer offensichtlichen Sprunggelenksverletzung vom Feld humpelt – der Super-GAU für den ohnehin schon dezimierten Tigers-Kader. Dass Vechta im gleichen Angriff auch noch scort und die Führung zum Viertelende auf 80:58 stellt, ist absolut nebensächlich.

4. Viertel

  • 07:58: In einer inzwischen auf beiden Seiten unansehnlichen Partie sind die Tübinger die schwächere Mannschaft und leisten sich offensiv abwechselnd Fehlwürfe und vermeidbare Ballverluste. Nach zwei punktelosen Minuten und dem Zwischenstand von 83:58 steht die nächste Jansson-Auszeit an.
  • 07:11: Nach drei Minuten Flaute erzielt Chrissi Philipps nach einem zugegebenermaßen ansehnlichen Postmove per And-One die ersten Tigers-Punkte des Schlussabschnitts. Nach dem Bonusfreiwurf steht es 85:61, jegliche Hoffnungen auf ein eventuelles Tigers-Comeback sind inzwischen längst verstorben und feierlich beerdigt. Es geht darum, die Partie ohne weitere Verletzungen über die Bühne zu bekommen – und so sieht das Spiel leider auch aus.
  • 05:12: Jhivvan Jackson contestet den Dreier von Chip Flanigan zu ungestüm und begeht auf unnötigste Weise sein fünftes Foul, womit die Aufbauverantwortung auf Till-Joscha Jönke übergeht. Nach Flanigans Freiwürfen steht es 90:61 und die inzwischen offensiv komplett planlosen Tigers haben in der ersten Hälfte des Schlussviertels atemberaubende drei Punkte erzielt.
  • 03:47: Einen schönen Moment bieten die Tigers noch, als knapp vier Minuten vor Ende Joshi Schwaibold eingewechselt wird und seine ersten Bundesliga-Minuten sammeln darf. Herzlichen Glückwunsch dazu, hoffentlich folgen noch viele weitere!
  • 01:57: Ebenfalls ein versöhnliches Abschlussgeschenk an die Tigers-Fans ist die Gianni-Otto-Show, die sie nun in den Schlussminuten genießen dürfen. Offensiv ist Otto so ziemlich der einzige Aktivposten und schraubt mit seinem Dreier zum 96:72 sein persönliches Punktekonto auf 12. Dazu ist Otto nach Abpfiff mit sechs Rebounds als Point Guard der Top-Rebounder seiner Mannschaft und so ziemlich der einzige Lichtblick an einem düsteren Basketball-Abend.
  • 00:29: Per And-One-Dreier gegen den ungelenk herauseilenden Kao erzielt Vechtas Chip Flanigan die letzten Punkte der Partie. 103:72 lautet das verdiente Endergebnis im Rasta-Dome. Eine der Hauptbaustellen bei den Tigers war mal wieder das Rebounding, wo das statistische Duell mit 44:29 an die Hausherren ging, aber auch offensiv war das über weite Strecken eine wirklich unrunde Leistung.