Zusammenfassung
- Viertel: Im Gegensatz zu bisherigen Tigers-Spielen der Saison beginnt die Partie gegen Trier fast verhalten. Nach zwei gespielten Minuten führen die heute nur zu siebt angetretenen Tigers mit 5:4 und sehen defensiv überraschend solide aus. Dieser Eindruck verfestigt sich im weiteren Verlauf des Viertels, die Gladiators können nur durch ihr starkes Offensivrebounding mühsam zu Punkten kommen, während die Tigers auch immer wieder im Fastbreak erfolgreich sind. Vor allem Roland Nyama erwischt einen bärenstarken Start, erzielt elf Punkte im ersten Spielabschnitt und ist maßgeblich daran beteiligt, dass seine Mannschaft mit einer Führung von 27:20 in die erste Pause geht
- Viertel: Die Janssons starten treffsicher ins Viertel, können sich zunächst aber nicht weiter absetzen, da auch die Trierer offensiv so etwas wie Rhythmus zu finden scheinen. Durch gesteigerte Intensität in der Verteidigung können die Tigers in der 15. Minute dann aber auf 40:26 erhöhen und die Gäste zur Auszeit zwingen. In Folge wird das bisher eher attraktive Spiel allerdings immer zerfahrener, in den letzten vier Minuten der ersten Halbzeit können die Tigers keinen einzigen Punkt mehr erzielen und dank anhaltender Trierer Offensivschwäche aber einen Vorsprung von 45:34 in die Halbzeitpause retten.
- Viertel: Beide Mannschaften kommen mit Schwung ins dritte Viertel, legen ein hohes Tempo aufs Parkett und produzieren dabei aber Fehler nach Fehler. Offensiv ist im Spiel der Tigers nun kaum noch Ballbewegung mehr zu sehen und einzig Elias Valtonen hält dagegen. In der nun durchweg niedrigklassigen Partie kämpfen sich die Gäste immer näher heran und können zeitweise sogar auf vier Punkte verkürzen (51:47, 28. Minute). Doch mit Einsatz (den man der Mannschaft wirklich nicht absprechen kann) und Valtonen können die Tübinger antworten und einen mühsam erarbeiteten 59:50 Vorsprung mit in den Schlussabschnitt nehmen.
- Viertel: Spätestens jetzt bestehen die Tigers nur noch aus Elias Valtonen, der im Schlussabschnitt jede Menge Verantwortung und die ganze Partie an sich reißt. Von ihm angetrieben, schaffen es die Tigers, sich gegen die Trierer Versuche einer Aufholjagd zu stemmen und in der 34. Minute ihre Führung zwischenzeitlich sogar wieder auf auf zehn Punkte zu erhöhen (66:56). Spätestens jetzt ist in der Partie keine Spur mehr von Flow oder Rhythmus zu finden, stattdessen bestimmen Kampf und Krampf das Geschehen. Dabei behalten die Hausherren allerdings durchweg die Oberhand, stehen in der Defensive weiterhin solide und bringen schließlich nicht ohne Zittern, aber nach einer Energieleistung, die wirklich jeden Respekt verdient, den verdienten 75:63-Sieg über die Ziellinie.
Viewers‘ Guide für den Relive-Genuss
- Viertel: Masochismus-Rating 3/10. Es ist ein bizarrer, aber aus Tigers-Sicht durchaus ansehnlicher Start in die Partie, den man gegen Trier mitverfolgen durfte. Die Gastgeber spielen offensiv gut zusammen, was in einer 80-prozentigen Feldwurfquote resultiert, defensiv setzen die Tigers auch immer wieder Highlights, vor allem die sechs Blocks im ersten Viertel sind erwähnenswert. Wo auf Tigers-Seite viel Licht ist, findet sich auf Trierer Seite allerdings viel Schatten, offensiv ist die Leistung der Gäste nah an unansehnlich und bei 32 Prozent Trefferquote aus dem Feld sind es nur Einsatz und Größe unter dem Korb, die den Gladiators ihre acht Offensivrebounds bescheren, ohne die sie komplett den Anschluss verloren hätten.
- Viertel: Masochismus-Rating 6/10. Die erste Hälfte des zweiten Durchgangs ist durchaus als hünsch zu beschreiben, die Tigers verteidigen engagiert, kommen dadurch offensiv ins Laufen und spielen allgemein guten Basketball. Die zweite Hälfte des Viertel erzählt allerdings eine komplett andere, unangenehmere Geschichte: In den letzten vier Minuten vor der Halbzeitpause werden auf beiden Seiten in Summe nur vier Punkte erzielt, davon einer durch einen Freiwurf und drei durch einen der seltenen Trierer Dreier. Nicht nur als Spieler der Tigers, sondern auch als Zuschauer:in wirkte der Pfiff zur Halbzeit als Erlösung.
- Viertel: Masochismus-Rating 8/10. Stellenweise ist das, was hier präsentiert wird, wirklich Basketball zum Abgewöhnen. Den Tigers ist ihre wenig überraschende Müdigkeit anzumerken, was sich vor allem in der Offensive niederschlägt, wo sich weder Ball noch Spieler nennenswert bewegen. Die Trierer Gäste heben das offensive Niveau der Partie auch nicht, werfen weiterhin nur 30 Prozent aus dem Feld und halten sich durch Offensivrebounds im Spiel, so dass außer Einsatz hier nicht viel präsentiert wird.
- Viertel: Masochismus-Rating 4/10. Wirklich schön ist das Geschehen in der Volksbank-Arena natürlich nicht anzuschauen, aber alleine Elias Valtonens One-Man-Show zu Viertelbeginn verdient es, einzuschalten. Dazu kommt, dass die Partie zwar eine hässliche ist, es sich aber doch zumindest für mich immer lohnt, zu sehen, wie die Tigers eine knappe Partie erfolgreich nach Hause bringen. Zumal die Gastgeber hier wirklich eine Masterclass in Sachen Durchhaltevermögen aufs Parkett bringen.
Woran hat es gelegen?
An Elias Valtonen. Alleine die Statistiken des finnischen „Youngsters“ lesen sich schon überragend: 30 Punkte bei 77 Prozent aus dem Feld, 11 Rebounds,vier Blocks, zwei Steals und ein Assist bei nur einem Ballverlust, was in einem astronomisch hohen Effektivitätswert von 42 resultiert. Doch diese Statline erzählt nicht die ganze Geschichte dessen, was Valtonen heute für die Tigers so wichtig gemacht hat. Was aus ihnen nicht zu entnehmen ist, ist dass er die Partie in einer schwierigen Phase bewusst an sich gerissen hat, und vor allem zu Beginn des vierten Viertels komplett dominierte, besonders seine zwei eiskalten Sprungwürfe aus dem eins-gegen-eins bleiben mir hier in Erinnerung. Insgesamt erzielte Valtonen 19 der 30 Punkte, die die Tigers in der gesamten zweiten Halbzeit erzielten, kombiniert mit seiner überragend engagierten Defensivleistung war das eine absolut MVP-würdige Performance.
Das Spiel in einem Video
https://www.youtube.com/watch?v=8zuywGcPun4
Ich wage zu behaupten, dass dies das erste und einzige Mal dieser Saison ist, dass die Römerstrom Gladiators Trier mit den Miami Heat verglichen werden.
Sadist des Tages
Rupert Hennen. Besonders weil bei den Gladiators von außen wirklich gar nichts fallen wollte, taten die Dreier, die dann doch ihr Ziel trafen immer besonders weh – in einem derartigen Low-Scoring-Game, stellte jeder Trierer Dreier in der zweiten Halbzeit einen schmerzhaften Nadelstich dar und ließ meinen Puls in die Höhe schnellen. Da Rupert Hennen mit 60 Prozent der mit Abstand treffsicherste Trierer Dreierschütze war, gebührt ihm diese Auszeichnung. Vor allem die beiden aufeinanderfolgenden Hennen-Dreier im dritten Viertel, die den Vorsprung der Tigers auf vier Punkte zusammenschmelzen ließen (54:50, 29. Minute) sind dabei als Sadismus-Highlights hervorzuheben.
Lichtblick des Tages
Der Kampfgeist der gesamten Mannschaft. Um ehrlich zu sein, bin ich mit der sicheren Erwartung einer heftigen Niederlage in die Partie gegen Trier gegangen, sowohl der eng gepackte Spielplan, als auch die neu hinzugekommenen Ausfälle von Besnik Bekteshi und Troy Simons ließen mich nichts Gutes hoffen. Umso überraschter war ich, dass die Tigers nicht nur eine solide erste Halbzeit hinlegten, sondern auch in der zweiten Hälft die Oberhand behalten konnten. Der Mannschaft war die Anstrengung der letzten Tage vor allem in der Offensive deutlich anzusehen, aber trotzdem gaben sich die Janssons, angeführt von Valtonen nicht auf, sondern spielten immer weiter und konnten sich und ihre Fans so mit einem überraschenden und umso süßeren Sieg belohnen.
Statistik des Tages
Die Römerstrom Gladiators Trier (rollt dieser griffige Name nicht einfach von der Zunge?) konnten gegen die Tigers 19 Offensivrebounds abgreifen, dem gegenüber stehen mickrige zwei offensive Bretter auf Tübinger Seite. Insgesamt konnten die Gäste mit 79 Versuchen aus dem Feld 27 (!) mehr Würfe aus dem Feld nehmen als ihre Tübinger Gastgeber. Mit einer solchen Überlegenheit an Wurfchanchen zu verlieren ist schwierig, aber – wie heute gesehen – nicht umöglich. Einen großen Anteil daran trägt die phänomenal schwache Trierer Feldqurfquote von 28 Prozent über die Partie, woran die Tigers mit neun Blocks (was mir wie ein möglicher Saisonbestwert erscheint) und einer daraus resultierenden Blockquote von 11 Prozent einen großen Anteil hatten.
Schmankerl des Tages
Alles, was Elias Valtonen gemacht hat. Ich bin auch am Morgen nach dem Spiel immer noch hellauf begeistert und sehe keinen Grund, das hier zu verbergen. Aus Valtonens allgemeiner Glanzleistung stechen als Highlights vor allem der Block im ersten Viertel bei 9:33 auf der Uhr und der Dunk im zweiten Viertel bei 6:25 heraus. Der schmackhafteste Schmankerl des Tages ist allerdings die Sequenz im vierten Viertel zwischen 09:24 und 07:47, in der Valtonen zweimal aus dem Eins-gegen-Eins zum eng-verteidigten Sprungwurf hochgeht, beide Male trifft und endgültig klar macht, wer der Go-to-Guy der Tigers ist.
Jugendspieler-Watch
So bitter die mehr als angespannte Personalsituation der Tigers auch ist, für die Jugendspieler im Kader bieten sich so immer wieder tolle Chancen auf Spielzeit und Verantwortung. Besonders im heutigen Spiel gegen Trier, in dem vier der sieben eingesetzten Tigers-Spieler unter das U22-Label fallen, gab es für die Youngster der Mannschaft Spielzeit und Erfahrung en Masse abzugreifen. Timo Fischer wurde 13:37 Min. eingesetzt, Jekabs Beck 22:42 und Elias Valtonen und Timo Lanmüller dürften sich mit jeweils 35:26 und 35:58 Minuten auf dem Feld sogar eher nach Pausen gesehnt haben. Insgesamt steht damit für die Jugendspieler der Tigers eine Einsatzzeit von 107:43 Minuten zu Buche, womit sie erstmals seit meiner Beobachtung mit rund 54 Prozent erstmals mehr als der Hälfte der verfügrbaren Einsatzzeit abgegriffen haben.
Streambewertung
8/10. Hier hat sich seit meinem letzten Bericht nicht mehr viel getan. Das Niveau der Tigers-Streams bleibt gewohnt hoch und das Format „03 Fragen an…“ ist eines der unterhaltsamsten der ProA. Schön!
Links
Wie immer hier die Links zu den Spielberichten der Mannschaften:
Tigers: https://tigers-tuebingen.de/wahnsinns-kampfgeist-wird-belohnt-sieben-tapfere-schwaben-besiegen-trier-mit-7667/ Herzliche Grüße an die lieben Kollegen Markus Küper und Jens Melchert an dieser Stelle!
Und zu den Stats: https://live.2basketballbundesliga.de/g/107025
Feedback jeglicher Art sehr gerne an kontakt (a t) basketball-masochisten.de oder via Instagram (@basketball_masochisten.de)