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Spielberichte

Tigers – Paderborn

Zusammenfassung

  1. Viertel: Hier gibt es nicht viel zu sagen, die Tigers starten offensiv unglaublich unkonzentriert und schlampig in die Partie. Defensiv geht auch nicht viel und es ist der mangelnden Konsequenz der Uni Baskets Paderborn geschuldet, dass die Tigers nach 10 Minuten nur mit 22:12 im Rückstand sind.
  2. Viertel: Trotz des weiterhin sehr niedrigen Spielniveaus können die Tigers dieses Viertel für sich entscheiden, auch dank Isaiah Crawley, der bereits nach 14 Minuten zweistellig gepunktet hat. Die Tigers sind inzwischen defensiv aggressiver, aber kommen in der Offensive nur zu wenigen guten Abschlüssen. Da Paderborn aber weiterhin ähnlich schwach performt, liegen die Tigers zur Halbzeit nur mit 40:31 hinten.
  3. Viertel: Nach der Halbzeit sehen die Tigers auf einmal besser aus, Isaiah Crawley und Josh Sharkey stellen Paderborn immer wieder vor Probleme und auch defensiv wirken die Tübinger immer energetischer. Zwar können die Uni Baskets ihre Führung durch zum Teil schwierige Dreier halten, aber trotz des Zwischenstands von 63:52 gibt es für Tigers-Fans Anlass zu vorsichtigem Optimismus.
  4. Viertel: Die Janssons (Was haltet Ihr als Leserschaft von dieser Bezeichnung für die Tigers?) kommen zunächst schwach aus der Viertelpause, als dann auch noch Crawley das Spiel zunächste verletzt verlassen muss, scheint alle Hoffnung verloren. Doch vor allem dank Timo Lanmüller, der im Schlussabschnitt als Scorer in Erscheinung tritt, legen die Tigers einen starken Run hin und führen vier Minuten vor Spielende auf einmal mit 70:73, auch weil jetzt endlich mal die Dreier fallen. In der Schlussphase schaffen es die Tübinger dann allerdings wieder einmal, offensiv die falschen Entscheidungen zu treffen und bekommen Paderborn defensiv nicht gestoppt, so dass am Ende eine 87:81-Niederlage zu Buche steht.

Viewers‘ Guide für den Relive-Genuss

  1. Viertel: Masochismus-Rating 8/10. Nicht anschauen! Tigers mit 6 Ballverlusten und einer Feldwurfquote von 38%. Ein Viertel zum Abgewöhnen.
  2. Viertel: Masochismus-Rating 8/10. Die Bezeichnung des Spiels als „Fehlerfestival“ in der 13 Spielminute ist bis zu diesem Zeitpunkt die wohl zutreffendste Analyse im Paderborner Live-Kommentar. Beide Teams übertreffen sich mit unnötigen Fehlern und haben zur Halbzeit gemeinsam bereits 23 Turnover gesammelt und nur 11/19 Freiwürfen getroffen.
  3. Viertel: Masochismus-Rating 5/10. Das Spielniveau steigt insgesamt leicht an, die Tigers zeigen mehr Energie und vor allem Josh Sharkey mit seinen Splits aus dem Pick and Roll sorgt immer wieder für sehenswerte Aktionen. Wirklich schön ist die Partie trotzdem nicht.
  4. Viertel: Masochismus-Rating 7/10. Der Schlussabschnitt ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist hier die mit Abstand beste Leistung der Raubkatzen in einer spannenden Schlussphase zu sehen. Andererseits dürfte sich bei Tigers-Fans aber ein beklemmendes Déjà-vu-Erlebnis einstellen: zu oft mussten wir diese Saison sehen, wie unsere Lieblings-Crunchtime-Performer in den letzten Minuten ein gewinnbares Spiel hergeschenkt haben. Wer dafür inzwischen keine Kraft mehr hat, sollte nach Enosch Wolfs Dreier in der 36 Minute einfach abschalten.

Woran hat es gelegen?

Dass ein dritter zuverlässiger Scorer gefehlt hat.
Isaiah Crawley und Josh Sharkey haben zusammen 39 der 81 Tigers-Punkte erzielt. Gemeinsam hatten die beiden US-amerikansichen Leistungsträger eine Feldwurfquote von 64 Prozent, dem gegenüber steht eine Feldwurfquote von 37 Prozent durch den Rest des Teams. Das Duo Sharkey-Crawley war insgesamt 14 mal aus dem Feld erfolgreich, das gesamte restliche Team nur 13 mal.
Auch wenn das Spiel noch einmal knapp wurde und Timo Lanmüller im letzten Spielabschnitt einen großen Beitrag dazu leistete, wurde heute offensichtlich, dass nur zwei konstant liefernde Offensivspieler nicht ausreichen um eine Partie zu gewinnen. So bleibt für die nächsten Spiele zu hoffen, dass Elias Valtonen bald wieder fit ist und an seine überragenden Leistungen anknüpfen kann, oder aber dass Troy Simons und Timo Lanmüller sich als noch zuverlässigere Scoring-Optionen aus der Distanz erweisen.

Das Spiel in einem Video

Für alle, die sich die ersten beiden Viertel nicht anschauen wollen, hier die Kurzfassung (wenn auch in etwas prominenterer Besetzung):

https://www.youtube.com/watch?v=tr6ZuQiWeeQ

Sadist des Tages

Ivan Buntic, Center der Uni Baskets Paderborn hat sich diesen Titel redlich verdient. Mal um mal zeigte der Big Man peinliche Lücken in der Verteidigung der Tigers auf und erzielte am Ende 21 Punkte bei einer Feldwurfquote von 90%. Dabei sah beinahe jeder seiner Treffer aufreizend schlecht verteidigt aus und sprach Bände über mangelnde Tübinger Inside-Defense. Nicht ein einzige Möglichkeit nutzte der erbarmungslose Hühne für den einfachen Dunking, sondern wie um hilflose Tigers-Fans zu verspotten, waren es eiskalter Korbleger, die Buntic Mal um Mal freudlos einnetzte.

Statistik des Tages

52 Prozent ihrer Distanzwürfe konnten die Uni Baskets Paderborn einnetzen, die Tigers Tübingen hingegen nur 33 Prozent. In einer Partie, die von Fehlern auf beiden Seiten geprägt war, waren es am Ende die Paderborner Distanzschützen, die den Raubkatzen das Genick brachen.

Lichtblick des Tages

Wieder einmal Timo Lanmüller. Wenn es auf den jüngsten eingesetzten Spieler ankommt, im letzten Viertel einen potentiell spielentscheidenden Run zu starten, sagt das entweder viel über die Veteranen im Team, oder über besagten Jugendspieler aus. In diesem Fall möchte ich mich für die optimistische Deutungsweise entscheiden und Lanmüllers Performance im vierten Viertel loben, wo er mit neun Punkten innerhalb von drei Minuten den Impuls brachte, der seiner Mannschaft die unerwartete Chance auf den Sieg gab.

Schmankerl des Tages

Auf Platz eins des Rankings findet sich – überraschenderweise – ein Dunk von Isaiah Crawley, genauer den Alley-Oop nach Assist von Josh Sharkey bei 8:44 im 2. Viertel.

Auf Platz zwei findet sich ein optischer Leckerbissen, der so wohl in höheren Ligen undenkbar wäre. Über weite Teile des Spiels wurden die Power Forwards der Tigers Keppeler und Crawley durch den Paderborner Aufbauspieler Demetrius Ward verteidigt und mussten diesen im Gegenzug selbst bewachen. Der maximale Größenunterschied lag dabei bei ganzen 17 cm (zwischen Keppelers 2,05 m und Wards 1,88 m). Diese Diskrepanz konnte der Paderborner Guard allerdings durch seinen annähernd quadratischen Körperbau und 100 kg klug eingesetztes Kampfgewicht kompensieren, so dass er insgesamt gegen Isaiah Crawley nicht viel schlechter aussah, als der durchschnittliche ProA-Powerforward (also immer noch schwach, aber nicht komplett desaströs). Spannend anzusehen waren dafür Crawleys Bemühungen, in den letzten Minuten im Spielaufbau Druck auf Ward auszuüben, bei denen man ihm trotz allen Engagements ansah, dass er sich im Matchup gegen den Ailton der ProA eher unwohl gefühlt hat.

Platz drei geht an Enosch Wolfs Dreier zur zwischenzeitigen Führung (70:73) bei 4:48 auf der Uhr im vierten Viertel. Hier können wir nicht nur den Moment bewundern, an dem die Hoffnungskurve für Tigersfans wohl ihr globales Maximum erreicht hat, sondern uns auch an Wolfs wunderbar selbstbewusstem (wenn nicht arrogantem) Follow-Through ergötzen, der zwar ein tolles Zeichen von Selbstbewusstsein ist, dem allgemeinen Spielverlauf nach aber wohl eher unangemessen war.

Streambewertung

5,5/10. Nachdem die letzten beiden Auswärtsgegner der Tiger hier beinahe auf voller Linie überzeugen konnten, bin ich erfreut zu sehen, dass es auch andere Teams gibt, die sich eher auf Tigers-Niveau befinden.
Der Kommentar an sich war angenehm, wenn auch unaufdringlich, aber fachkundig und an entscheidenden Stellen auch nicht zögerlich, das Spiel als so unansehnlich zu bezeichnen, wie es tatsächlich war. Außerdem hat es mich sehr gefreut, endlich einmal eine weibliche Stimme zu hören, die im doch sehr engen Männer-Kosmos des zweitklassigen Profibasketballs in Deutschland eine erfrischende Abwechslung war.
Ebenfalls positiv zu erwähnen sind die verschiedenen Kameraperspektiven und die Möglichkeit, Wiederholungen zu schalten. Allerdings wurden für meinen Geschmack die Wiederholungen aus Ringperspektive maßlos übertrieben. Vor allem bei Freiwürfen muss nicht jedesmal eine Wiederholung geschaltet werden, nur weil es technisch möglich ist. So gerne ich auch die unzähligen Fehlwürfe von Barret Benson gesehen habe und so attraktiv Enosch Wolfs Handgelenk-Routine nach jedem Wurf ist – ich will lieber das laufende Basketballspiel verfolgen, anstatt mit Wiederholungen bombardiert zu werden. Zumindest ein absolutes Highlight mit Drew Cushingberrys Dunking ist durch das übermotivierte Wiederholen dem Schnitt zum Opfer gefallen. Falls die Stream-Verantwortlichen das hier durch Zufall lesen sollten: Das muss nicht sein!!
Was die restliche Produktionsqualität betrifft, sind die Uni Baskets auch eher auf Tigers-Niveau anzusiedeln und lassen Einspieler (z.B. Interviews, Social Media-Segmente…) in den Viertelpausen und der Halbzeit vermissen.

Jugendspieler-Watch

Ohne Elias Valtonen und Mirjan Broening waren die beiden einzigen eingesetzten Nachwuchsspieler Jekabs Beck, der in knapp fünf Minuten einen soliden Job machte und der bereits ausführlich besprochene Timo Lanmüller, der satte 27 Minuten auf dem Feld stehen durfte. Insgesamt ergibt sich daraus die bisher niedrigste Jugendspieler-Quote von nur knapp 16 Prozent der gesamten Einsatzzeit.

Links

Hier wie gewohnt die (teils doch sehr knappen…) Spielberichte der teilnehmenden Teams:
https://tigers-tuebingen.de/zu-viele-fehler-gemacht-8187-niederlag-in-paderborn/
https://paderborn-baskets.de/saison2021-st18/
und die offiziellen Statistiken:
https://live.2basketballbundesliga.de/g/107056

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